Kurier

Viele tragen echten Pelz – und wissen es gar nicht

Ausgerechn­et Billigmode wird mit Billigpelz aufgemotzt. Am Etikett wird das gerne verschwieg­en.

- VON SIMONE HOEPKE

Im Winter tauchen sie auf Westen, Pullis, Mantelkräg­en oder als Bommel auf Mützen auf: Pelze. „Beim Kauf machen sich die meisten Konsumente­n gar keine Gedanken, woher die PelzDeko auf der Kleidung kommt. Viele gehen davon aus, dass es sich um Kunstfell handelt“, sagt Irina Fronescu, von der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten.

Tatsächlic­h sind es aber oft echte Felle von Marderhund­en und Kaninchen. Fronescu: „Sie werden in China unter schlechten Bedingunge­n gehalten. So wird um bis zu zehn Mal billiger produziert als in Europa.“Ein gut gemachter Kunstpelz kann damit sogar teurer sein als ein Echtpelz.

Eine Untersuchu­ng von Vier Pfoten zeigt, dass speziell billige No-Name-Produkte mit echten Fellen aufgeputzt werden, ohne dass der Konsument das am Etikett erkennt. Fast jedes zweite Klei- dungsstück, das die Tierschütz­er in Wien, Graz und Linz gekauft haben, hatte einen nicht richtig deklariert­en Pelzbesatz. Etwa am Naschmarkt um zehn Euro gekaufte Handschuhe mit Nerzfell. Vier Pfoten fordert eine Kennzeichn­ung wie in der Schweiz, wo die Tierart samt Herkunftsl­and und Art der Pelzgewinn­ung am Etikett der Kleidung angegeben werden muss.

Kürschner wehrt sich

Für den Wiener Kürschner Philipp Sladky sind pauschale Verurteilu­ngen ein Ärgernis. „Nicht in jedem Echtfell steckt automatisc­h Tierleid“, sagt er. Er verarbeite­t vor allem Felle von Tieren aus der Nutztierha­ltung und Hegehaltun­g. „Werden die Tiere schlecht gehalten, ist auch das Fell nicht schön“, betont der Kürschner. „Außerdem ist die Produktion von Kunstfell noch umweltbela­stender als jene von Echtpelz“, so sein Standpunkt.

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Pelzcheck: Kunstpelz ist vergleichs­weise starr

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