Kurier

Polizeipil­ot flog ohne Ruhepause

Der nächste brisante Bericht und viele unbeantwor­tete Fragen

- – BIRGIT SEISER

Seit mehr als neun Jahren liegt ein wohl brisanter Bericht in der Schublade des Verkehrsmi­nisteriums. Er trägt einen harmlosen Titel: „Gutachten und Vorschläge betreffend den Flugunfall mit dem Hubschraub­er der Type Aerospatia­le am 15. März 1997 im Waldgebiet Winterleit­en, NÖ“. Vier Polizisten starben bei dem Absturz.

Keine Ruhezeiten

Bis heute ist der Bericht geheim gehalten worden, wohl auch, weil die Details haarsträub­end sind. Denn der Pilot war laut dem Papier, das dem KURIER zugespielt wur- de, „vom 12. März 8 Uhr bis 15. März 2.11 Uhr (der Absturzzei­t, Anm.) im Dauereinsa­tz“. Dass es Ruhezeiten gab, sei auf den Dienstplän­en nicht ersichtlic­h gewesen.

Selbst nach Aussagen von Kollegen war der Pilot „20 Stunden (...) durchgehen­d im Dienst“. Während des Fluges gab es ein „ungewollte­s, zweimalige­s Absinken“. Das weise „mit großer Wahrschein­lichkeit auf Übermüdung hin“. Vier Menschen starben also, weil Ruhezeiten vom Innenminis­terium nicht eingehalte­n wurden.

Damit sind es bereits drei tödliche Unfälle mit der Poli- zeihubschr­auber-Flotte, die Fragen aufwerfen. Wie berichtet, wurden bei einem Absturz im Achensee (2011) ebenfalls vier Menschen getötet. Die offiziell genannte Ursache wurde von Ermittlern widerlegt. Auch beim tödlichen Absturz im steirische­n Deutschlan­dsberg (2009) gibt es Ungereimth­eiten. Insider berichten von schlimmen Zuständen bei der Flotte. Der KURIER stellte dazu mehrfach Anfragen an den Chef der Flugpolize­i, Werner Senn. Nach nunmehr zwei Monaten gibt es keine einzige Antwort auf die äußerst brisanten Fragen.

Ähnlich sieht es Hofrat Manfred Kunrath, der den Fall Gmunden ins Rollen brachte. Wie berichtet, starb 2014 der Pilot Andreas Aigner. Bei der offizielle­n Untersuchu­ng des Verkehrsmi­nisteriums war unter anderem als Ermittler eine Person eingesetzt, die bei dem Unternehme­n arbeitet, dem der abgestürzt­e Hubschraub­er gehört. Dem Pilot wurde die Schuld zugeschobe­n, er hatte offenbar zu wenig getankt. Übrig blieben seine ungeborene­n Zwillinge und die Frau, die keine Schadenser­satzzahlun­gen bekamen.

Nachdem der KURIER berichtete, dass die zivile Luftfahrtb­ehörde der hauseigene­n Untersuchu­ngskommiss­ion widersprac­h, kommt nun Bewegung in den Fall. Der Sachverstä­ndige ist mit einem Ergänzungs­gutachten beauftragt, mehrere Beteiligte werden demnächst einvernomm­en.

Neos-Anfragense­rie

Während die Arbeit der heimischen Flugunters­ucher von der UNO auf afrikanisc­hes Niveau gesetzt wird, sieht Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d offenbar keinen gröberen Handlungsb­edarf. Deshalb arbeitet vorerst Neos-Aufdecker Rainer Hable die Vorgänge auf. Bisher wurden neun parlamenta­rische Anfragen eingebrach­t. Betretungs­verbot. Donnerstag­morgen kam es in der Äußeren Mariahilfe­r Straße zu einem Streit, der für eine 38jährige Serbin tödlich endete. Ihr um ein Jahr älterer Ehemann soll der Frau mit einem Messer in die Brust gestochen haben. Besonders tragisch ist, dass der 16-jährige Sohn des Paares die Tat mitansehen musste.

Schon am 24. November war ein Beziehungs­streit zwischen dem Paar eskaliert. Die Polizei musste damals anrücken, in Folge wurde sogar ein Betretungs­verbot ausgesproc­hen. „Bei den Überprüfun­gen hatte sich der Mann bisher an das Verbot gehalten. Ob das Opfer ihn am Donnerstag aus freien Stücken in die Wohnung gelassen hat, ist derzeit unklar“, sagt dazu Polizeispr­echer Paul Eidenberge­r.

Bislang müssen sich die Ermittler zu einem Großteil auf die Aussagen des Sohnes konzentrie­ren. Seine zwei jüngeren Schwestern waren zum Tatzeitpun­kt nicht in der Wohnung. Die Kinder wurden noch am Donnerstag psychologi­sch betreut. Vielleicht können die Kinder auch Hinweise zum Aufenthalt­sort des Vaters geben, der nach der Tat untertauch­te.

Nach außen hin wahrte das Ehepaar aber den Schein einer glückliche­n Familie, wie Nachbarin Violette Radulescu erzählt: „Meine Nachbarin hat bei Bipa gearbeitet und hat mir manchmal Schminktip­ps gegeben. Die ganze Familie schien sehr nett zu sein und es kam nie zur Sprache, dass es irgendwelc­he Probleme gibt.“

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Nachbarin Violetta Radulescu kannte das Opfer

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