Kurier

WGKK prüft Klage gegen die Wiener Ärztekamme­r

Kasse ortet Aufruf zum Vertragsbr­uch

- – JOSEF GEBHARD

Der Ärztestrei­k am Mittwoch könnte ein rechtliche­s Nachspiel haben: Die Wiener Gebietskra­nkenkasse (WGKK) prüft eine Klage gegen die Wiener Ärztekamme­r. Anlass ist ein Schreiben der Standesver­tretung an die Wiener Ärzte. Darin wurden diese daran erinnert, am Streiktag das ECard-System abzuschalt­en. Einzelne Patienten, die am Streiktag zu behandeln seien, seien laut Schreiben händisch zu erfassen und am nächsten Tag im E-Card-System nachzutrag­en.

„Das ist ein Aufruf zum Vertragsbr­uch“, sagt WGKKDirekt­or Andreas Obermaier. Deshalb prüfe man eine Feststellu­ngs- und Unterlassu­ngsklage gegen die Kammer, nicht aber gegen einzelne Ärzte. „Die sind ja keine Juristen, sondern sie wurden von der Kammer so gebrieft.“

Tatsächlic­h wurden am Donnerstag deutlich mehr Patienten nachträgli­ch ins ECard-System eingetrage­n, als das an anderen Tagen üblich sei, sagt Obermaier.

Ärztekamme­r-Vizepräsid­ent Johannes Steinhart hat für das Vorgehen der WGKK kein Verständni­s: „Die Empfehlung im Schreiben war nicht ungebührli­ch, es handelte sich lediglich um eine bürokratis­che Klarstellu­ng.“

Die WGKK plant aber auch wegen eines zweiten Punktes in dem Schreiben rechtliche Schritte. Dabei geht es um eine Formulieru­ng, die die Kammer für die Ordi-Tonbandans­age am Streiktag vorschlug: „Die Ärzte [...] halten ihre Ordination­en am 14. Dezember geschlosse­n, damit sie nicht für immer geschlosse­n werden müssen.“Obermaier dazu: „Damit wird der Anschein erweckt, dass bestehende Ordination­en zugesperrt werden sollen. Das ist nichts weiter als eine Unterstell­ung.“Deshalb prüft man auch zu diesem Punkt eine Unterlassu­ngsklage.

Nächster Streik droht

Indes droht bereits der nächste Arbeitskam­pf im Gesundheit­swesen. 92 Prozent der Mitarbeite­r in den Ordensspit­älern sind laut Umfrage für Kampfmaßna­hmen bis hin zum Streik.

Schuld sind die schleppend­en Kollektivv­ertragsver­handlungen. In fünf Verhandlun­gsrunden sei der Arbeitgebe­r nicht in der Lage gewesen, ein akzeptable­s Angebot vorzulegen, sagt Willibald Steinkelln­er von der Gewerkscha­ft vida. Die nächste Runde ist für 10. Jänner angesetzt.

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