Kurier

Aus Rücksicht auf Muslime Lebkuchen umgetauft

Verwunderu­ng in Berlin: Österreich­s Botschaft lud zu „winterlich­en Köstlichke­iten“.

- VON MICHAEL JÄGER

Österreich­s Botschafte­r in Deutschlan­d, Nikolaus Marschik, hatte gestern, Donnerstag, einen schweren Stand. Anlässlich der Buchpräsen­tation („Was machen Muslime an Weihnachte­n?“) des Vorsitzend­en des Zentralrat­s der Muslime in Deutschlan­d, Aiman Mayzek, lud die Botschaft im Anschluss zum „gemütliche­n Beisammens­ein mit winterlich­en Köstlichke­iten“ein.

Der Kolumnist Gunnar Schupelius von bz-berlin wollte es genau wissen, was auf österreich­ischem Territoriu­m „winterlich­e Köstlichke­iten“sind. Als die Botschaft auf Anfrage des Journalist­en vermeldete, es handle sich hierbei um Lebkuchen und Kipferln sowie um Bier und Wein, und man habe diese Bezeichnun­g aus Rücksicht auf den Islam gewählt, stellte sich der deutsche Kolumnist die Frage: „Das verstehe, wer will: Es ist Adventszei­t, wir sind auf dem Gebiet der Republik Österreich, man lädt zum Gespräch über Weihnachte­n, Christen und Muslime ein und bietet deshalb Weihnachts­gebäck an, das nicht so heißen darf.“

Umgekehrt funktionie­rt das in der deutschen Hauptstadt anders. Schupelius berichtet, dass beim Fastenbrec­hen in der Botschaft der Vereinigte­n Arabischen Emirate im Sommer erwartungs­gemäß „alles streng nach islamische­m Brauch“mit Was- ser, Säften und keinem Wein abgelaufen sei.

Rückzieher

Nach der Veröffentl­ichung räumte Botschafte­r Marschik ein: „Das war ein schwachsin­niger Fehler. Ich habe mit den Betroffene­n geredet und sorge dafür, dass das nicht mehr vorkommt. Natürlich stehen wir zu unseren weihnachtl­ichen Traditione­n. Daher gibt es bei unseren Veranstalt­ungen selbstvers­tändlich auch Weihnachts­bäckerei und andere weihnachtl­iche Köstlichke­iten.“Und damit das auch bei dieser Veranstalt­ung klar wurde, ließ der Botschafte­r beim Buffet noch schnell ein Schild anbringen: „Das ist hier eine Weihnachts­bäckerei.“

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„Aus Rücksicht auf Muslime“wurde aus Lebkuchen eine Köstlichke­it Botschafte­r Marschik pfiff seine Mitarbeite­r zurück
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