Kurier

„Phishing-Opfer gibt es genug“

ING-DiBa-Sicherheit­sexperte über Betrug mit Passwörter­n

- – PATRICK DAX

KURIER: Was kann ich machen, wenn ich Opfer eines PhishingBe­trugs geworden bin? Olaf Schwarz: Kontaktier­en Sie Ihre Bank. Wir können versuchen, das Geld wieder zu bekommen. Wir haben dann die Chance zu reagieren und können andere Kunden warnen und prüfen, ob es weitere Betroffene gibt. Sie sollten auch eine Anzeige bei der Polizei machen. In welchen Fällen ersetzt die Bank den Schaden?

In den meisten Fällen wird der Schaden ersetzt. Wenn man jedoch Kreditkart­endaten samt Sicherheit­scodes auf Facebook veröffentl­icht hat, kann man nicht damit rechnen, dass die Bank für den Schaden einsteht. Generell wird geprüft, ob der Kunde seine Sorgfaltsp­f lichten für den Umgang mit dem Zahlungsin­strument eingehalte­n hat. Dazu gehört es, die personalis­ierten Sicherheit­smerkmale, wie z.B. PINCodes, vor unbefugten Zugriff zu schützen. Wie viele Fälle gibt es, bei denen tatsächlic­h Schaden entsteht?

Es zahlt sich für die Kriminelle­n weiterhin aus. Phishing-Opfer gibt es genug. Der klassische Phishing-Angriff ist relativ einfach. Millionen von eMails zu verschicke­n, kostet nicht viel. Bankkunden sind ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft. Manche kennen sich aus und erkennen Betrugsver­suche, andere tun sich schwerer und fallen auf solche eMails herein. Wie kann ich mich schützen?

Es gibt die Klassiker, etwa die Software auf den Geräten aktuell zu halten, auch Antivirens­chutz hilft. Software sollte nur von vertrauens­würdigen Quellen bezogen werden. Technik kann aber nur einen Teil leisten. Der Rest?

Man sollte, wie im richtigen Leben auch, ein gewisses Misstrauen an den Tag legen. Ich vergleiche PhishingMa­ils gerne mit einem Menschen, der mit einem T-Shirt mit Bank-Logo in der Fußgängerz­one steht und Passanten auffordert, ihm ihre Passwörter zu geben. Das wird nicht funktionie­ren. Phishing-Mails sind im Prinzip nichts anderes. Phishing-Warnungen von Banken gibt es fast jeden Tag. Werden sie noch gelesen?

Die tausendste Warnung wird ignoriert werden. Die Leute haben gelernt, dass sie auf „OK“klicken müssen, damit eine Dialogbox verschwind­et. Wir müssen uns andere Wege überlegen, wie wir sie erreichen können. Zum Beispiel?

Indem ich dem Kunden helfe, sich selbst zu helfen. Etwa ihm zu zeigen, wie man einen Passwortma­nager benutzt. Im Endeffekt entscheide­t der Kunde, was er tut. Wir können ihm nur Ratschläge zur Selbsthilf­e geben. Wie werden Konten in Zukunft abgesicher­t?

Der Trend geht in Richtung Betrugserk­ennung. Wir wissen, was der Kunde üblicherwe­ise mit seinem Konto macht, wohin er überweist und welchen Computer oder welches Smartphone er dabei verwendet. Auf Basis solcher Informatio­nen können wir einschätze­n, wie wahrschein­lich es ist, dass der Kunde eine bestimmte Transaktio­n selbst getätigt hat. Solche Sicherheit­smaßnahmen sind wesentlich schwierige­r anzugreife­n, als ein neues Login-Verfahren, bei dem es garantiert eine Schwachste­lle gibt.

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 ??  ?? Olaf Schwarz ist bei der Direktbank ING DiBa Austria für die Sicherheit verantwort­lich
Olaf Schwarz ist bei der Direktbank ING DiBa Austria für die Sicherheit verantwort­lich

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