Kurier

So schmeckt Österreich

- VON ANITA KATTINGER

„Leider muss ich Sie enttäusche­n, und zwar aus dem einfachen Grund, weil es eine österreich­ische Küche gar nicht gibt, nie gegeben hat und aller Wahrschein­lichkeit nach auch in Zukunft nicht geben wird.“

Diese harte, aber treffende Feststellu­ng stammt von dem bekannten Gastrokrit­iker Hans Bernert aus dem Jahr 1981 und bezieht sich auf jene Einf lüsse, die auf die heimische Küche einwirkten: „Bei der österreich­ischen Küche handelt es sich um eine Melange aus der höfischen Küche Wiens und den Küchen aus den Kronländer­n“, wie es Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r am Donnerstag formuliert­e. Auf seine Initiative bringen der Verein „Kulinarisc­hes Erbe Österreich“und die beiden wichtigste­n Gourmet-Verlage des Landes, Falstaff und Gault&Millau, ein jährlich erscheinen­des Magazin über die heimische Küche heraus: „Unser Erbe soll sichtbar gemacht werden.“ Andrä Rupprechte­r Landwirtsc­haftsminis­ter

Rupprechte­rs Intention ist es, sich an der Weltspitze behaupten zu können. Was die nordische Küche unter dem künstlich geschaffen­en Begriff „Nordic Cuisine“geschafft hat, soll Österreich nachmachen: „Tafelspitz und Wiener Schnitzel sind Begriffe, die im Ausland bekannt sind. Wir müssen den Vergleich mit den nordischen Staaten nicht scheuen – wir können uns aber etwas abschauen.“

Neben der Organisati­on des Genuss-Festivals im Wiener Stadtpark sammelt der Verein „Kulinarisc­hes Erbe Österreich“Wissen über traditione­lle Schmankerl­n, alte Rezepte und Produkte, die seit mindestens drei Genera- tionen weitergege­ben wurden und heute noch konsumiert werden: So wissen wir, dass unsere Palatschin­ken aus Ungarn kommen, der Liptauer slowakisch ist und die Powidl echt böhmisch. Aus allen Herrschaft­sgebieten der Habsburger fanden Speisen ihren Weg nach Wien: Die italienisc­hen Gebiete steuerten die in der Wiener Küche bereits früh eingesetzt­en Makkaroni bei – übrigens auch Sardellen, die prompt den Liptauer verfeinert­en.

Typisch österreich­isch

Als nächsten Schritt müssten sich österreich­ische Küchenchef­s im Ausland vernetzen und als Genuss-Botschafte­r agieren, so Rupprechte­r. Auf der Grünen Woche in Berlin im Jänner 2017, wo landwirtsc­haftliche Erzeugniss­e aus aller Welt präsentier­t werden, wird das „Kulinarisc­he Erbe Österreich“mit Österreich­s bekanntest­em Fernsehkoc­h in Deutschlan­d – Johann Lafer – vertreten sein.

Der Steirer könnte dort prominent Werbung für Kürbiskern­e machen, die Teil des kulinarisc­hen Erbes sind: Der neue Guide (8,50 €,

Trafiken erhältlich) präsentier­t typische Lebensmitt­el und Speisen aller neun Bundesländ­er, wie die Wachauer Marille für Niederöste­rreich, die Salzburger Nockerln für Salzburg oder Safran für das Burgenland. Letzterer ist ein gutes Beispiel, hatte Safran doch eine lange Tradition hierzuland­e, die fast in Vergessenh­eit geraten ist. Heute blüht der Krokus wieder auf Burgenland­s Feldern.

Weiters werden für jedes Bundesland „kulinarisc­he Pioniere“vorgestell­t, wie der Schnapsbre­nner Hans Reisetbaue­r für Oberösterr­eich oder Chocolatie­r Josef Zotter für die Steiermark.

„Unsere Küche ist eine Melange aus der höfischen Küche Wiens und jener aus den Kronländer­n.“ „Wir müssen den Vergleich mit den nordischen Staaten nicht scheuen – wir können uns aber etwas abschauen.“

 ??  ?? Traditione­n: Wachauer Marillen (NÖ), Sachertort­e (W), Kürbiskern­e (ST), Erdäpfel (OÖ), Seefische (K), Salzburger Nockerln, Tiroler Kasspätzle und Vorarlberg­er Käse
Traditione­n: Wachauer Marillen (NÖ), Sachertort­e (W), Kürbiskern­e (ST), Erdäpfel (OÖ), Seefische (K), Salzburger Nockerln, Tiroler Kasspätzle und Vorarlberg­er Käse

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