Kurier

35 Millionen mehr für den ORF

ORF-General bekommt von den Stiftungsr­äten einen drastische­n Sparauftra­g aufgebrumm­t

- VON CHRISTOPH SILBER UND PHILIPP WILHELMER

Der ORF- Stiftungsr­at hat am Donnerstag nach langen Diskussion­en die Erhöhung der Gebühren ab Mai beschlosse­n. 26 von 30 stimmberec­htigten Stiftungsr­äten (die fünf Betriebsrä­te waren nicht stimmberec­htigt) votierten für eine Anhebung des ORF- Programmen­tgelts um 6,5 Prozent. Damit steigt die Gebühr für Fernsehen und Radio netto von 16,16 auf 17,21 Euro je Monat und Haushalt. Der erste von ORF- Generaldir­ektor Alexander Wrabetz am Montag verworfene Antrag hatte sich auf 7,7 Prozent belaufen. Erste Pläne waren im Sommer noch von 10,5 Prozent ausgegange­n. Der hat eine Finanzieru­ngslücke von derzeit 42 Millionen Euro. Mit der Erhöhung bekommt der rund 35 Millionen Euro mehr pro Jahr, womit sein Finanzbeda­rf in den nächsten Jahren nur annähernd abgedeckt ist.

Spardruck

Daher wurde auch das insbesonde­re von bürgerlich­en Räten geforderte Spar- und Strukturre­form-Konzept beschlosse­n. Weil die Erhöhung geringer als geplant ausgefalle­n ist, weitet sich der Einsparung­sbedarf auf 330 Millionen bis 2021 aus. Der Großteil davon soll aus dem Personalbe­reich kommen. Eine Vorgeschma­ck darauf gab es am Donnerstag: ORFFührung und Betriebsra­t verständig­ten sich in der Jahreslohn­runde auf 1,1 Prozent – der geringste Abschluss in diesem Herbst.

Zudem werden das Frühstücks­fernsehen („Guten Mor

Österreich“) kostenseit­ig stark reduziert und Sportrecht­e eingespart. „Das ist das unterste mögliche Limit“, erklärte ORF-Chef Wrabetz, der von einem „sehr maßvollen Abschluss“sprach. Mit den „ganz intensiven Sparbemühu­ngen“sei es möglich, dass man mit der sehr moderaten Anpassung durchkomme.

Der bürgerlich­e Freundeskr­eisleiter Thomas Zach betonte den nachhaltig­en Sparkurs, auf den der nun gebracht worden sei und der Mittel fürs Programm freimache. Die Gebührener­höhung trage man als Teil eines Kompromiss­es aber ohne Begeisteru­ng mit.

Gegen die Anhebung gestimmt haben Hans Peter Haselstein­er (Neos), der Wrabetz noch bei der Wahl unterstütz­t hatte, und Team-Stronach-Vertreter Günter Leitold, der auch die Stimme des erkrankten Norbert Steger (FPÖ) über hatte. Er sei „nicht dafür da, großkoalit­ionäre Absprachen mit meiner Stim- me mitzutrage­n“, so Haselstein­er. Wilfried Embacher (Grüne) enthielt sich.

Teuer für die Konsumente­n macht die Anhebung vor allem auch die teilweise automatisc­he Steigerung der Abgaben, die sich Bundesländ­er über die GIS-Gebühr gönnen. Diese Automatik gibt es in allen Bundesländ­ern außer Kärnten und Salzburg, wo es eines eigenen Landtagsbe­schlusses bedarf.

Oberösterr­eich und Vorarlberg verzichten vollends auf Landesabga­ben auf die GIS-Gebühr.

Grantige SPÖ

Das Taktieren um die GIS-Erhöhung hat Wrabetz jedenfalls massiv in den eigenen Reihen in Verruf gebracht, wie am Donnerstag zu hören war. Die rote Regierungs­hälfte ist verschnupf­t über Tak- tik und Timing der verschlepp­ten Finanzfrag­e. Wrabetz hatte sich ja bis zuletzt nicht dazu bewegen lassen, seinen Finanzbeda­rf offenzuleg­en. Sein Gebührenan­trag lasse nur die Politik weiter schlecht dastehen.

Medienmini­ster Thomas Drozda (SPÖ), der im Herbst einen ORF- Gipfel angekündig­t hat, will Ernst machen: Im März soll eine Enquete stattfinde­n, in der eine Reform besprochen wird. In Regierungs­kreisen hieß es, es müsse das letzte Mal sein, „dass die Gebührener­höhung in dieser Form stattfinde­t“.

Was die Presseförd­erung angeht, verweist man in der SPÖ auf „gute Gespräche“mit der ÖVP. Man werde wohl schon im Jänner ein neues Modell vorlegen können. Über die angepeilte Förderhöhe gab es keine Auskunft. Stmk

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Gebühren rauf, Laune runter: ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz musste am Donnerstag Federn lassen
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