Kurier

Geliebte Spielchen mit Nachtigall, Sirenen und unfähigen Verlegern

Das Elektronik-Duo The Orb meldet sich mit spontan entstanden­er CD zurück.

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Wir haben bei unserem Aufenthalt am River Eno das Mikro aus dem Fenster gehalten. Ein Zug kam vorbei, ließ die Sirene heulen, und das war der Beginn unseres Tracks.“

Der Song, den The-OrbGründer Alex Paterson meint, heißt „9 Elms Over River Eno“und ist auf dem aktuellen Album „Cow / Chill Out, World!“zu hören. Er ist ein typisches Beispiel dafür, wie Paterson mit seinem Partner Thomas Fehlmann an dieser Platte gearbeitet hat. „Unser Ziel war, ein Ambient-Album zu machen“, erzählt er im In- terview mit dem KURIER. „Aber diesmal haben wir alles, was funktionie­rte und Seele hatte, gleich stehen gelassen, anstatt wie früher versucht, es zu verbessern.“

Garten-Klänge

Die Mittel, die The Orb dafür einsetzen, sind aber nach wie vor vielfältig. Der erste analoge KORG-Synthesize­r, den Fehlmann je gekauft hat (vor 35 Jahren!), ist auf „Cow / Chill Out, World!“genauso zu hören, wie neueste Musik-Software und Naturgeräu­sche wie die Nachtigall­en aus Fehlmanns Garten.

„Wir lieben es, ungewöhnli­che Klänge in den Orten, in denen wir gerade sind, aufzunehme­n und einzubinde­n. Das macht die Tracks persönlich.“Viele von den Songs von „Cow / Chill Out, World!“sind nach diesen Orten benannt. Obwohl die neuen Songtitel auch ein weiteres von den Spielchen sind, die das Duo so liebt: „Wir wollten die Nummer des Tracks auf dem Album in jeden Song-Titel einbauen. Es hat großen Spaß gemacht, kreative Lösungen dafür zu finden“, sagt Fehlmann.

Das Spielchen, das The Orb nach wie vor am liebsten spielen: Samples so zu verstecken, dass sie der Urheber nicht entdeckt. „Als wir anfingen, mussten wir ein ganzes Album wegschmeiß­en, weil wir ganze Samples verwendet hatten und keine Freigabe dafür bekamen“, erzählt Paterson. „Deshalb haben wir diese Kunst schnell perfektion­iert. Jetzt sind wir der Albtraum oder Traum jedes Verlegers – abhängig davon, wie gut er ist, ob er viele Samples findet und dafür bezahlt wird, oder eben nicht.“

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The Orb sind: Thomas Fehlmann und Alex Paterson (von links)

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