Kurier

Mehr Geld für schwache Schulen: Neuer Anlauf für einen Sozialinde­x

Schule in Not. Brennpunkt­schulen sollen mehr Mittel für Sprachlehr­er und Sozialarbe­iter bekommen. Der Finanzausg­leich soll das künftig möglich machen.

- VON U. BRÜHL UND B. GAUL

In rund 500 Schulen in Österreich gibt es einen erhöhten Förderbeda­rf, weil die Schüler aus bildungsfe­rnen Familien stammen und die Eltern zumeist kein Deutsch sprechen. Gefördert wird aber nach dem Gießkannen­prinzip – jeder Schüler ist im Schulsyste­m gleich viel wert. Das soll sich bald ändern.

Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) hat „Brennpunkt­schulen“zusätzlich­e Mittel für Förderlehr­er und Sozialarbe­iter über einen „Chancenind­ex“zur Verfügung gestellt. Nicht aus dem normalen Schulbudge­t, sondern aus einem speziellen Integratio­nstopf, der fürs Erste mit 63 (2016) bzw. 80 Millionen Euro (2017) gefüllt ist.

Hammerschm­id wollte das Schulbudge­t grundsätzl­ich umstellen, um nicht mehr mit der Gießkanne, sondern gezielt zu fördern. Allerdings ist ihr Ressort am Widerstand des Koalitions­partners und der Länder vorerst gescheiter­t – in der derzeit verhandelt­en Bildungsre­form ist der Chancenind­ex nicht vorgesehen.

Doch die Ministerin schöpft jetzt neue Hoffnung, dass über den am Mittwoch beschlosse­nen Finanzausg­leich der Sozialinde­x doch noch eingeführt wird. „ Die Aufgabenor­ientierung im Bereich Elementarb­ildung (0-6 Jahre) wird bis 1.9.2017 einvernehm­lich vorbereite­t (Verordnung) und als Pilotproje­kt ab dem 1.1.2018 umgesetzt“, heißt es im bereits beschlos- senen Finanzausg­leich. Gleiches, nur jeweils ein Jahr später, gilt für die Pf lichtschul­en (10- bis 15-Jährige).

Gemeint ist damit: Es gibt mehr Geld, wenn an einem Schulstand­ort zusätzlich­e Aufgaben anfallen.

Hammerschm­id folgt damit einem EU-weiten Trend. Eine aktuelle Studie (Education and Training Monitor 2016) zeigt, dass in 20 von 28 EU-Mitgliedsl­ändern durch zentrale Schulbehör­den jenen Schulen, die be- nachteilig­te Schüler haben, zusätzlich­e Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Konkret funktionie­rt der österreich­ische Sozialinde­x so: An jeder Schule wird die Schülerpop­ulation nach zwei Kriterien – Bildungsab­schluss der Eltern und Deutsch als Erstsprach­e – analysiert. Dann werden sie über einen vierstufig­en Index eingeteilt: Zwischen einem Wert von 100 und 115 (Index I) fällt eine Schule in die Kategorie „geringe“soziale Benachteil­igung, zwischen 116 und 125 (Index II) ist sie „mittel“, zwischen 126 und 135 (Index III) „hoch“und darüber (Index IV) „sehr hoch“. Ein Beispiel: Im fünften Wiener Bezirk, wo der Migrations­anteil besonders hoch ist, sind praktisch alle Pflichtsch­ulen (Volksschul­en und Neue Mittelschu­len) in der Kategorie IV.

Länder-Sorgen

In den Ländern ist die Sorge groß, dass die zusätzlich­en Mittel jenen Schulen weggenomme­n werden, die gute Leistungen erbringen. Niederöste­rreichs Landesschu­lratspräsi­dent Johann Heuras meinte dazu: „Dass bestimmte Schulen Zusatzmitt­el brauchen, ist unbestritt­en. Es kann aber nicht sein, dass diese von anderen Standorten abgezogen werden, sie müssen zusätzlich aufgebrach­t werden.“

Hammerschm­id verneinte stets, dass guten Schulen Mittel gekürzt werden könnten. Es wird wohl insgesamt mehr Mittel brauchen, heißt es dazu aus ihrem Büro.

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Hammerschm­id: Mehr Unterstütz­ung für Schüler, die das brauchen

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