„Nur 28 Prozent der Kinder machen Sport“
Sportminister. Hans Peter Doskozil will die täglich Turnstunde einführen – er selbst will sich auch mehr bewegen
Das schafft keine Konflikte mit den ausgebildeten Turnlehrern? Vorausgesetzt die SPÖ ist nach den Wahlen in die Regierungsverhandlungen eingebunden. Was, wenn nicht? War es dann nur verpulvertes Geld?
Auch wenn die SPÖ nicht in die nächsten Regierungsverhandlun- gen eingebunden sein sollte, bin ich überzeugt, dass die tägliche Turnstunde auf breite Zustimmung stoßen wird. Schon jetzt stehen alle Sportlandesräte aller Couleurs hinter dem Projekt. Zahlreiche Lehrer beklagen, dass die Turnstunde die Kinder aus dem Unterrichtsrhythmus reißt. Es dauert nach einer Turnstunde oft 15 bis 20 Minuten, bis die Lehrer für konzentriertes Lernklima sorgen können. Wird die tägliche Turnstunde nicht für mehr Unruhe im Schulalltag sorgen?
Würde man diesem Argument folgen, würde es bedeuten, dass gar kein Turnunterricht an der Schule stattfinden darf. Ich denke nicht, dass die Cool-down-Phase nach dem Sport für den Unterricht hemmend wäre. Wann hat der Sportminister zuletzt eine Stunde Sport gemacht?
Ich bin ein offener und ehrlicher Mensch. Ich könnte jetzt einfach sagen, dass ich regelmäßig etwas tue, aber das stimmt nicht. Es ist schon eine Zeit lang her, dass ich Sport getrieben habe. Sicher mehr als neun Monate. Hat man als Sportminister nicht eine gewisse Vorbildwirkung?
Seitdem ich Minister bin, mache ich leider viel zu wenig Sport. Der Stress, den ich in diesem sehr intensiven Jahr hatte, darf aber keine Ausrede sein. Der Ministerjob hat keinerlei Regelmäßigkeiten, wo ich Sport konsequent zwei bis drei Mal pro Woche einbauen kann. Daher leidet mein Sportpensum, das ich gerne absolvieren würde, darun- ter. Ich muss und werde mehr tun. Das habe ich mir für die kommenden Monate fix vorgenommen. Wie oft hat der Sportminister als Schüler den Sportnachmittagsunterricht in der höheren Schulen geschwänzt?
Ich war ein braver Schüler. Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, dass ich überhaupt jemals eine Unterrichtsstunde geschwänzt habe. Sie sind erklärter Rapid-Fan. Muss man als Sportminister seine Leidenschaft abstellen, um neutral zu sein?
Die Frage ist einfach erklärt: Wenn man einmal Rapid-Fan ist, dann bleibt man das. Egal in welcher Position und egal in welchem Alter. Das macht einen Rapid-Fan aus. Das heißt aber nicht, andere Vereine abwerten zu müssen. Als Sportminister freut es mich, wenn viele Vereine gut Fußball spielen. Welche Position haben Sie als Fußballer gespielt?
Ich war meistens defensiver Mittelfeldspieler oder Außendecker. Sie waren dann der Ausputzer, der alle niedergesäbelt hat ...
Nein, ich habe versucht, mich mit feiner Technik durchzusetzen. Nach der Schlappe bei den Olympischen Spielen in Rio haben Sie ein umfassendes Sportreformpaket versprochen. Nun sind drei Monate vergangen. Wann kommen die Reformen?
Ich habe viele Gespräche geführt, vor allem mit Sportlern. Am 19. Dezember werde ich den Verbänden das Reformpaket vorstellen. Aber wir werden meine Reformpläne nicht sofort in den parlamentarischen Prozess bringen, sondern in der Sportfamilie – also in allen Verbänden – diskutieren. Wie in einem internen Begutachtungsprozess, können alle Verbände Beurteilungen abgeben. Erst dann werden wir den parlamentarische Prozess starten. Ich gehe davon aus, dass bis Ende des ersten Halbjahres 2017 die Reform umgesetzt ist. Themenwechsel: Innenminister Wolfgang Sobotka befürchtet, dass das Bundesheer nun auch die Personenkontrollen in den Zügen übernehmen will. Was ist dran an diesem Gerücht?
Ich weiß nicht, woher Innenminister Wolfgang Sobotka diese Informationen hat. Offenbar hat er Quellen, die in diesem Punkt nicht ganz verlässlich sind. Es gab eine Anfrage des Verkehrsministeriums an uns. Aber wir haben keinerlei Ansinnen, dass Soldaten zukünftig Kontrollen in Zügen durchführen sollen. Ich sehe das als Aufgabe des Innenministeriums. Diese Woche war der griechische Verteidigungsminister in Wien. Panos Kammenos hat mit dem Vorschlag aufhorchen lassen, dass Flüchtlinge in sichere Regionen innerhalb von Syrien zurückgebracht werden können. Ein etwas abstruser Vorschlag ...
Diese Aussage wurde falsch interpretiert. Der griechische Minister meinte, dass wir in Zukunft, wenn es befriedete Gebiete in Syrien gibt, in eine Phase kommen werden, wo das zur Diskussion steht. Wenn es dann solche sicheren Zonen gibt, beispielsweise im Süden Syriens, sollten dort die Menschen humanitär versorgt werden und, wenn ausreichend Stabilität herrscht, sollten auch Flüchtlinge aus der Region in die Heimatorte zurückkehren können. Die Voraussetzungen dazu sind natürlich noch nicht gegeben.