Phil Spaß mit dem Ombudsmann
Mariahilf. Für Bücher oder Bobotoast geht Kabarettist und FM4-Ombudsmann Hosea Ratschiller gern ins Phil
Was er heuer hingegen nicht erhalten wird, sind Weihnachtsgeschenke. Die wurden im Freundes- und Familienkreis für die Erwachsenen abgeschafft. Eigentlich. Eine Ausnahme gibt es aber doch. Für wen, möchte er nicht verraten. Jedenfalls benötigt er deswegen ein Kochbuch. Und das besorgt der 35-Jährige in keinem normalen Geschäft – sondern im Kaffeehaus. Nämlich im Phil in der Wiener Gumpendorfer Straße, das Café, Buchhandlung sowie Plattenladen in einem ist und das er soeben betritt. Die Idee zu dieser Kombination kam Lokalbesitzer Christian Schädel auf einer Selbstfindungsreise in Laos. Ein Lokal, das halb Buchgeschäft, halb Teehaus war, zog ihn so in den Bann, dass er das auch ausprobieren wollte. Heraus kam ein charmantes Lokal mit bunt zusammengewürfelten Möbeln und prall gefüllten Bücherregalen. Seit zwölf Jahren bietet Schädel seinen Gästen hier Philgood- oder Philfraßfrühstück, Bobotoast oder schwarze griechische Oliven an. Eine Portion davon hat Ratschiller bestellt, während er es sich auf einem der kaffeebraunen Ledersessel bequem macht. In der Hand hält er das Buch „Die Apokalypse“, das ihm beim Stöbern ins Auge gesprungen ist.
Das Wesen Österreich
Apropos Apokalypse. Bzw. Weltkrieg. (Aber diese Begriffe sind ja verwandt.) Damit befasst sich das zuvor angesprochene Stück „Der aller- letzte Tag der Menschheit“. Es ist eine fabelhafte Satire zum Zustand des Wesens Österreich in Anspielung auf Karl Kraus’ Mega-Drama, mit Musik vom Duo Radeschnig. „Kommt jetzt der Weltkrieg?“titelt zu Beginn eine Gratiszeitung und in der Folge behandelt Ratschiller auf äußerst humoristische Art durchaus ernste Themen – wie den Maßnahmenvollzug oder die Auswirkungen des Glücksspiels auf die Kulturpolitik.
Was er mit seinen Kabarettprogrammen erreichen möchte? Dass sich die Gäste danach ein bisschen mehr für die Welt interessieren. „Selbst wenn es nur für eine Stunde ist.“Und dass nach der Vorstellung im Foyer nicht nur die Männer laut lachen – sondern auch die Frauen.
Feminismus spielt übrigens auch in seinem zweiten aktuellen Programm „Doppelleben“eine Rolle. Dabei glaubt ein nicht mehr ganz junger Mann, er könne das Kabarett retten. Und muss dann erkennen, dass seine Frau in der Zwischenzeit das viel bessere Programm vorbereitet hat.