Kurier

Als in Linz noch der schwarze Wind wehte

- – P.P.

Voest-Kinder. Elisabeth Reichart ist auch Historiker­in. Sie weiß bestens Bescheid über die 1938 als „Hermann Göring Werke“gegründete Voest und über die KZ-Häftlinge, die dort Kriegsgerä­t bauen mussten.

Aber sie hat sich entschiede­n, aus der Sicht eines Kindes zu erzählen, dessen Vater in den 1950er-, 1960er-Jahren „Voestler“war. „Die Voest-Kinder“, Reicharts intensiver Roman aus 2011, ist Dichtung ... und authentisc­h: Sie war selbst „Voest-Kind“.

Einsam

Damals, bald nach dem Krieg, sagte man zu schlecht gestopften Zigaretten, die brennen „wie ein Jud“. Und für Roma, die überlebten, wurde noch immer (wieder) Hitler herbeigese­hnt. Sie hausten in Baracken neben der Siedlung, die von der Voest für die Familien ihrer Arbeiter angelegt wurden.

Das Gemeinscha­ftsgefühl der „Voestler“untereinan­der war groß. Für ihre Kinder blieb keine Zeit. Die waren einsam. Das namenlose Mädchen im Roman hat ein Durcheinan­der im Kopf: Was ist Nazi? Die Eltern geben nie Antwort. Vater ist im Werk. Mutter muss die Wäsche aus dem Garten holen, weil der schwarze Voest-Wind weht.

Und der Rassismus bekommt neue Nahrung: Ein schwarzes Baby wird in der Siedlung adoptiert. Sein Vater ist bei der Arbeit für die Voest in Afrika verunglück­t. Auch der Pfarrer ruft: „Neger bringen Unglück!“

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