Doherty: Hamburg Demonstrations
Peter Doherty hat es wieder einmal geschafft. Er nahm ein Album auf. Das ist durchaus als Wunder zu deuten, denn das unberechenbare Britpop-Wunderkind der Nullerjahre und Ex-Gspusi von Supermodel Kate Moss hat sich in den vergangenen Jahren eher als unverlässlicher wie total verpeilter Zeitgeist einen Namen gemacht. Dass er nun ein neues Soloalbum am Start hat, ist der Verdienst des Produzenten Johann Scheerer, der es in seinem Hamburger Studio tatsächlich geschafft hat, den kreativen Vogel des Hallodris in gemäßigte Bahnen zu lenken. Den elf neuen Songs hört man die wirren Tage im Studio dann auch an. Wo ist Pete schon wieder? Schläft er noch? Ist er unterwegs, um Drogen zu besorgen?! Wann spielt er die Akkorde endlich fehlerfrei ein? „Die Nacht des ersten Lichts, danach kommt nichts, oder?“, antwortet Doherty darauf im lallenden Deutsch. Genial daneben! Dance. Der Produzent und Co-Chef des renommierten Kölner Labels Kompakt mischt seit Jahren in der Techno-Oberliga mit. Auf seinem neuen Werk setzt er auf Zusammenarbeit: Gemeinsam mit Lichtgestalten in puncto gepflegter Beatkultur (Prins Thomas, Roman Flüge usw.) entstand ein Album, das auf keiner House-Party fehlen darf. Klassik. Aus der Wiener Staatsoper: Aribert Reimanns umjubelte „Medea“-Vertonung in der exemplarischen Inszenierung von Marco Arturo Marelli und in sensationeller Besetzung: Marlis Petersen setzt in der Titelpartie Maßstäbe, Kulman, Eröd, Selinger, Roider, Cencic und Dirigent Michael Boder lassen keine Wünsche offen. Klassik. Aus der Wiener Staatsoper: Engelbert Humperdincks passende Weihnachtsoper „Hänsel und Gretel“(wieder ab 29. Dezember am Ring) mit Dirigent Christian Thielemann. Thielemann ist überragend, die Regie von Adrian Noble funktioniert gut, die Besetzung schwankt zwischen ordentlich und gut. Fein auch die Bildregie. Hörbuch. Der Rundfunk im Widerstand gegen Hitler: Zehn Stunden mit der BBC, mit Radioprogrammen aus der Emigration, Radio Luxemburg, Radio Moskau ... Lotte Lenya singt, Thomas Mann spricht ... Die Dokumentation auf acht CDs ist eine gespenstige Zeitreise – und ganz bestimmt eines der Hörbücher des Jahres.