Eine Aktualität, die
Zweiteiler. ROMY-Preisträgerin Miriam Stein prägt das Sozialdrama „Gotthard“über den Bau des ersten Tunnels.
ORF2 holte den Quotensieg um 20.15 Uhr. Den „Bergdoktor“im Anschluss sahen noch 303.000 Menschen. Servus TV schwelgt im Heimatgefühl und holt damit sein FernsehPublikum einmal mehr sehr gekonnt ab. Eine junge Frau zwischen zwei Männern und ein furchteinflößender Berg, den sich der Mensch Untertan machen will – das sind die Angelpunkte für das Sozialdrama „Gotthard“, das ORF2 Montag und Mittwoch um 20.15 Uhr zeigt. Am Ende eines Schweizer Tals ändert die Großbaustelle für den (ersten Gotthard-)Tunnel das Leben der Menschen völlig. Scharen italienscher Bauarbeiter und Mineure, mehr als die hiesige Bevölkerung, treiben unter Lebensgefahr das 1872 begonnene, unter Zeit- und Geldnot stehende Jahrhundert-Werk voran.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Anna, die von Miriam Stein gespielte Fuhrmannstocher, die spürt, „dass es einfach ums Überleben geht, man sich taktisch klug verhalten und an die Zukunft denken muss.“Deshalb widersetzt sie sich dem alten Vater, der sich gegen die „sausende Zeit“stellt. „Anna tut, was sie für richtig hält, hat Selbstbewusstsein und Unternehmergeist, was damals sicher nicht selbstverständlich war. Das muss man sich als Schauspielerin in so einer Rolle klar machen“, sagt die ROMY-Preisträgerin. „Beim Spielen selbst vergisst man das wieder. Die Figur tut einfach, was sie tun muss.“
Frauenrechte
Die in Berlin lebende Wienerin mit Schweizer Vater findet bei solchen Verfilmungen den Aspekt der Frauenrechte spannend. „Gotthard“zeigt, dass damals nur ein Mann eine Konzession für eine Herberge halten durfte. Deshalb heiratet Anna den guten Freund und Arbeiter Tomma- so (Pasquale Aleardi). Tatsächlich aber liebt sie den Techniker Max (Maxim Mehmet), der jedoch in die Zentrale des Bergwerksunternehmens berufen wird. „Als ich das Buch gelesen habe, habe ich mir gedacht: Warum kommt ihr nicht zusammen, ihr wollt es doch beide? Aber sie schaffen es nicht, dieses Empfinden einander zu sagen“, schildert sie. Doch das Gefühl geht nicht weg. Und Max kehrt wieder …
In „Gotthard“geht es aber um mehr: um die frühkapitalistische, brutale Arbeitssituation, wozu Cornelius Obonya als Vorarbeiter beiträgt, um die rasante Entwicklung und um Ausländer-Feindseligkeit. Stein: „Dem Film gelingt etwas, was mich eigentlich erschreckt: Er handelt von einer lang zurückliegenden Zeit, doch die Themen, die da hochkommen, sind zum Teil die gleichen wie heute. Das zeigt mir, dass wir Menschen uns in einer