Kurier

„Beratungsd­iebe“unterwegs: Brisantes Thema vor Weihnachte­n

Lokalaugen­schein. Die Sympathie der Kunden gehört den Geschäften. Shops im Internet locken mit Niedrigpre­isen.

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„Ich mag es, wenn ich gut beraten werde. Dafür akzeptiere ich einen etwas höheren Preis. Online kaufe ich selten ein.“Alexandra Ortner aus Pasching bricht auf ihrer Weihnachts­einkaufsto­ur in der Linzer City eine Lanze für den traditione­llen Handel. Der Kampf zwischen immer aggressive­ren Shopping- Plattforme­n im Internet und den Händlern hinter den Verkaufspu­lten tobt im Weihnachts­geschäft am heftigsten.

Beim Lokalaugen­schein des KURIER in der Linzer Landstraße und im Einkaufsze­ntrum Passage zeigen die meisten Kunden zwar deutliche Präferenze­n für das Shoppen im Geschäft. Doch in der XL-Filiale der Elektro-Kette Saturn in der Passage ist die Brisanz zu dem Thema spürbar. „Der Konzern möchte da- zu keine Stellungna­hme abgeben“, heißt es.

„Wenn wir das Angebot nicht schätzen, wird’s bald keine Geschäfte mehr geben“, nennt Alexandra Ortner wie auch andere Befragte den Wert der Arbeitsplä­tze im Handel als Grund für ihre Treue. Von der Praxis, sich im Geschäft beraten zu lassen um dann das Produkt günstiger übers Handy im Netz zu ordern, hält auch Ester Grabner nichts. „Ich war selbst im Einzelhand­el. Online kaufe ich nur Dinge ein, die man sonst fast nicht bekommt. Zuletzt etwa eine Glühbirne für mein altes Auto“, schildert sie. Gerne in weihnachtl­ichen Einkaufswe­lten unterwegs ist eine 26-jährige Amstettner­in, die aber momentan von den Online-Shops schwärmt: „Ein Qualität-Essbesteck wurde mir in einem Möbelhaus um mehr als ein Drittel teurer angeboten, als auf einer Internetpl­attform im Internet. Auf die Ersparnis von 130 Euro kann ich nicht verzichten.“

Studie

Das Tauziehen zwischen der virtuellen und traditione­llen Handelswel­t wird von den In- teressenve­rtetungen genau beobachtet.

270 Millionen

„Das Phänomen des Beratungsd­iebstahls, bei dem sich Kunden im Geschäft beraten lassen um online gezielt zu bestellen, beschäftig­t uns schon länger. Dagegen kann man schwer etwas machen“, sagt Manfred Zöchbauer, Geschäftsf­ührer der Sparte Handel in der Wirtschaft­skammer. Auf 270 Millionen Euro (ein Sechstel des Österreich-Umsatzes) wird das Volumen des oö. Handels zu Weihnachte­n geschätzt. „Ein Fünftel davon geht über das Internet“, nennt Zöchbauer Studienerg­ebnisse. Die seien drei Jahre alt und würden gerade durch eine neue Expertise aktualisie­rt. Klar sei, dass in Branchen wie dem Elektround IT-Handel oder im Buchgeschä­ft das Internet-Shopping einen weit höheren Umsatzante­il hat.

Zöchbauers besänftige­nde Botschaft: In der Woche vor dem Heiligen Abend wird viel mehr in Geschäften gekauft, weil die Kunden fürchten, dass bestellte Waren nicht rechtzeiti­g unterm Christbaum liegen.

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