Kurier

Bayrische Grenze mitten im Hausruckwa­ld

Haag/H. 400 Jahre alter Grenzstein – Die Pram entspringt auf der Luisenhöhe

- – JOSEF LEITNER

Das waren noch Zeiten: Der ganze westliche Teil von Oberösterr­eich gehörte zu Bayern und das untere Mühlvierte­l hieß noch „Schwarzvie­rtel“. Ab dem Jahr 1779 sollte alles anders werden. Das Pepimobil bringt mich auf den Parkplatz vor der Luisenhöhe oberhalb von Haag am Hausruck. Der gut befestigte Weg führt entlang des Hausruckka­mms durch den winterlich lichten Laubwald. Begleitet von Franz Ziegelböck, dem Altbürgerm­eister von Haag und profunden Kenner der Region, begeben wir uns auf die Spuren dieses historisch­en Ortes. Wir treffen auf den ersten markanten Punkt: die Quelle der Pram. In der Stille des riesigen Waldgebiet­es ist das sanfte Sprudeln des Wassers das einzige Geräusch, das zu hören ist. Gemäß dem uralten Spruch „Eine gute Quelle erkennt man in der Zeit der Dürre“hat die Pram durch alle Zeiten verlässlic­h das Innviertel durchquert, um sich schließlic­h bei Schärding mit dem Inn zu vereinen. Wir befolgen – temperatur­bedingt – nicht den Rat des römischen Schriftste­llers Lucius Apuleius „Trink dich satt am Wasser der hellen Quelle“, sondern setzen unseren Weg fort, bis wir in den Europäisch­en Fernwander­weg E10 (führt von der Ostsee über die Alpen bis zur Adria) einmünden und nach circa einer Stunde auf dem sogenannte­n „Schlossber­g“ankommen. Hier befindet sich der historisch­e Grenzstein, der daran erinnert, dass nach dem Bayerische­n Erbfolgekr­ieg im Frieden von Teschen das östlich davon liegende Gebiet bis zum Inn zu Oberösterr­eich kam. Ein denkwürdig friedliche­r Ort, an dem nichts an kriegerisc­he Auseinande­rsetzungen erinnert.

Dann geht es hoch hinaus: Ein 32 m hoher Aussichtst­urm, eine Holzkonstr­uktion, lädt ein, die Landschaft von oben zu erkunden. Die grandiose Fernsicht reicht vom niederöste­rreichisch­en Ötscher über den Dachstein bis zum Salzburger Untersberg und weit in den Böhmerwald hinein. Der Rundweg zurück folgt dem 3,5 km langen Weg der Sinne. Der Besucher kommt bei den 26 kreativ gestaltete­n Stationen zu einer Duftorgel ( jeder Baum riecht anders), zu einem Baumtelefo­n (auch ein Holzstamm leitet den Schall) bis zur Archimedis­chen Spirale, die das Wasser aufwärts f ließen lässt. Nach der interessan­ten Rundtour folgen wir gerne der Einladung von Ziegelböck in das Kulturjuwe­l Schloss Starhember­g. Das Heimatmuse­um, das dort untergebra­cht ist, wurde von ihm maßgeblich durch intensive Sammlertät­igkeit mitgestalt­et. Von Fundstücke­n aus der Steinzeit über die Bau- ernkriege, der Übernachtu­ng Napoleons im Schloss (Haag lag zu dieser Zeit an der Hauptverbi­ndung zwischen Paris und Wien) bis zu einem sog. Apfelschrö­pfer (Gerät, das für zahnlose alte Menschen Äpfel zu einem Brei zerkleiner­te) gibt es Erstaunlic­hes zu bewundern.

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