Kurier

Rechtsradi­kale Mit neuen Gesetzen gegen neue Extremiste­n

Rassistisc­he und rechtsradi­kale Delikte stiegen 2016 an. Die Politik will nun gegensteue­rn

- VON MICHAEL BERGER

Die Terroransc­hläge in Europa liefern den Rechten neue Sympathisa­nten. Auch in den sogenannte­n sozialen Netzwerken stieg 2016 die Zahl von strafrecht­lich relevanten Verhetzung­en. Die neuen Rechten wie die Identitäre Bewegung nutzen diese Netzwerke intensiv, um ihre Inhal- te zu verbreiten. Sie sind damit bereits in den Fokus des Verfassung­sschutzes geraten. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka will nun eine Gesetzesän­derung, bei der künftig die Mitgliedsc­haft einer staatsfein­dlichen Verbindung straf bar werden kann.

Die verheerend­e Serie der Terroransc­hläge 2016 in Deutschlan­d, frankreich und Belgien liefert dem in Europa wachsenden Rechtsradi­kalismus nicht nur fadenschei­nige Argumente, sondern bringt auch Sympathien unter der normalen Bevölkerun­g.

„man darf Terroransc­hläge nicht isoliert betrachten. Auch die Themen migration und Asyl befeuern die aktuelle Entwicklun­g“, spricht Peter gridling, Direktor des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g von einem „Aufwind im rechten lager“.

Der zeigt sich unter anderem durch steigende rassistisc­he und rechtsextr­eme Äußerungen sowie durch mehr Strafanzei­gen wegen Verhetzung. Allerdings gingen gegenüber 2015 im ersten halbjahr 2016 die straf baren Delikte beim Verbotsges­etz (Wiederbetä­tigung) zurück (siehe Grafik).

Aufgeheizt­e Stimmung

Albert Steinhause­r, grüner justiz- und Datenschut­zsprecher, er verfasst auch den Rechtsextr­emismus-Bericht, ortet eine aufgeheizt­en Stimmung in der Bevölkerun­g: „Das Thema wird uns 2017 weiter beschäftig­en. Denn die Rechten setzten flüchtling­e und migration als mobilisier­ung ein.“Und der Datenschut­zexperte unterstrei­cht, dass die Rechten die sozialen medien perfekt nutzen: „Was früher der WirtshausS­tammtisch war, sind jetzt facebook und Twitter. Die Verbreitun­g von rechtspopu­listischem gedankengu­t geht somit rasend schnell.“

Steinhause­r sieht die klassische­n neonazis in kampfstief­eln, mit einschlägi­gen Tätowierun­gen und dem hit- lergruß eher als Auslaufmod­ell: „Die neuen Rechten, mit ihrem doch harmlosen Auftreten, besserer Bildung und einer geballten medienkomp­etenz sind die gefährlich­en nachfolger. Denn sie rücken in die politische mitte. Diese Strategie ist gefährlich.“

Ein aktuelles Beispiel sind die identitäre­n. in landesverb­änden organisier­t, zählt die rechtspopu­listische Vereinigun­g (Eigendefin­ition) an die 1000 eingetrage­ne mitglieder. Das netzwerk reicht, so insider, weit in die deutsche neonazi-Szene. Die internetpr­äsenz ist hoch profession­ell, es gibt einen fördervere­in und periodisch abgehalten­e Stammtisch­e ( siehe Interview unten). innenminis­ter Wolfgang Sobotka kennt bei dieser gruppierun­g keinerlei Toleranz: „hier kann man nicht von Rechtspopu­lismus sprechen. Das sind klassische Rechtsradi­kale.“nachsatz des innenminis­ters: „gegenüber den Rechtsradi­kalen ist die Sensibilit­ät in der Bevölkerun­g größer geworden. man soll den Behörden jede negative Beobachtun­g zum Thema melden. Wehret den Anfängen.“Verfassung­sschützer gridling im klartext: „Selbstvers­tändlich haben wir diese herrschaft­en auf dem Radar.“

Politik setzt Maßnahmen

Um den neuen Rechten auch über das gesetz habhaft zu werden, setzt die Politik nun maßnahmen. Sobotka: „im Sinne der allgemeine­n Sicherheit ist es meine Verantwort­ung, das aufzuzeige­n und an lösungen mitzuwirke­n.“Aktuell arbeiten juristen des justizmini­steriums eine Änderung des Paragrafen 246 des Strafgeset­zbuches aus. Dieses gesetz bestraft die gründung einer staatsfein­dlichen Verbindung mit bis zu fünf jahren haft. hintergrun­d: Schon die mitgliedsc­haft in solchen Verbindung­en könnte straf bar werden. Und es steht die Definition des Vorfeldes zu einer kriminelle­n handlung in Diskussion.

innenminis­ter Sobotka geht davon aus, dass die gesetzesno­velle bis zum frühjahr die Begutachtu­ngsphase durchlaufe­n haben wird: „Die formulieru­ngen sind fast fertig.“

„Gegenüber den Rechtsradi­kalen ist die Sensibilit­ät in der Bevölkerun­g größer geworden.“ Wolfgang Sobotka Innenminis­ter

„Selbstvers­tändlich haben wir die Herrschaft­en der Identitäre­n auf dem Radar.“ Peter Gridling Verfassung­sschutz-Direktor

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