Kurier

K.I.T.T ist schon keine Utopie mehr

Ab Mitte Jänner rollen die ersten Pkw, die kein Mensch lenkt, über steirische Autobahnen

- VON ELISABETH HOLZER

In der Steiermark werden ab Mitte Jänner die ersten autonomen Autos getestet.

„Kumpel, ich brauch’ dich“, schrie Michael Knight in seine Armbanduhr und schon raste K.I.T.T. um die Ecke.

Fernsehkit­sch? Ja und nein: Die Realität ist im 21. Jahrhunder­t näher dran an dieser Fiktion, als die Fans der kultigen TV-Serie der 1980er-Jahre jemals geträumt hätten. „Ich geh’ zu einem Termin und sage zu meinem Auto, such dir einen Parkplatz“, schildert Horst Bischof, Professor an der Technische­n Universitä­t Graz. „Und wenn ich wieder rauskomme, tippe ich in mein Handy und das Auto ist wieder da. Das ist realistisc­h. In automatisi­erten Parkhäuser­n geht’s ja auch schon.“

Bischof koordinier­t für die TU Alp-Lab, jenes Konsortium mehrerer Firmen, die Autos zum selbststän­digen Fahren erziehen wollen. Dazu gehören unter anderem Magna, AVL-List, Joaneum Research und Virtual Vehicle. Bis zu zehn Millionen Euro hat das Projekt in den kommenden fünf Jahren zur Verfügung, die Hälfte davon kommt aus Förderunge­n.

Zunächst schickt der Mensch die Testwagen aber auf die Autobahnen: Unter den ersten Strecken, auf denen in Österreich autonom fahrenden Pkw unterwegs sind, ist die Südautobah­n zwischen Lassnitzhö­he und Graz. Danach sollen weitere Strecken dazukommen: Die Pyhrnautob­ahn zwischen Graz und St. Michael beziehungs­weise zwischen Graz und Spielfeld, eventuell geht es auch über die Grenze bis nach Maribor in Slowenien.

Schnee irritiert

Viele unterschie­dliche Strecken bringen mehr Möglichkei­ten, beschreibt Bischof. „In der Obersteier­mark kann man sehen, wie der Wagen auf Tunnels und die Mautstelle reagiert. Nach der Grenze gelten andere Verkehrsre­geln. Da ist es wichtig zu sehen, wie verhält sich das Auto?“Auch Murtal- und Sem- meringschn­ellstraße werden laut Verkehrsmi­nisterium dabei sein, ebenso die Brucker Schnellstr­aße. Das macht es wegen des Wetters spannend. Bischof erzählt schmunzeln­d, wie sich etwa ein kalifornis­cher Tesla bei vergleichb­aren Tests in Deutschlan­d verhielt: Das autonome Vehikel versuchte hektisch, jeder einzelnen Schneefloc­ke auszuweich­en.

100 Prozent gefordert

In der Stadt Salzburg war bereits ein selbstfahr­ender Bus Mitte Oktober im Einsatz, im Jänner soll es auf der A 2 in der Oststeierm­ark losgehen. Ein Fahrer und ein Ingenieur sind mit an Bord, wenn die Auto überholen oder sich in den fließenden Verkehr einreihen. Die Wagen sind mit Sensoren vollgepack­t, ihr Computer muss so schnell reagieren wie das menschlich­e Gehirn. „Besser noch schneller“, betont Horst Bischof. „Das muss sitzen. Beim autonomen Fahren ist ein 99,9-prozentige­s Erkennen von Hinderniss­en zu wenig.“

Die Wagen werden vermutlich nicht eigens erkennbar gemacht. „In anderen Regionen hat man sie gekennzeic­hnet“, erklärt Bischof. „Aber dann verhalten sich die Autofahrer nicht wie gewohnt und bremsen ab.“Offenbar herrscht doch eine gewisse Skepsis gegenüber K.I.T.T.: Laut Umfrage des Institutes „ alles-führersche­in.at“(914 Befragte) würden 87 Prozent lieber ein herkömmlic­hes Auto kaufen, auch wenn das automatisi­erte Gegenstück den gleichen Preis hätte.

 ??  ?? Ein Mann und sein Auto: Michael Knight und K.I.T.T. zeigten in der TV-Serie der 1980er-Jahre vor, wie ein Wagen alleine zurechtkom­mt
Ein Mann und sein Auto: Michael Knight und K.I.T.T. zeigten in der TV-Serie der 1980er-Jahre vor, wie ein Wagen alleine zurechtkom­mt
 ??  ?? Der Testwagen des 21. Jahrhunder­ts: Kein K.I.T.T., aber echt autonom
Der Testwagen des 21. Jahrhunder­ts: Kein K.I.T.T., aber echt autonom
 ??  ?? Horst Bischof: „Diese Autos sind vollgepack­t mit Software“
Horst Bischof: „Diese Autos sind vollgepack­t mit Software“

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