Kurier

Simon Ammann, oder: Wenn er nur aufhören könnt’

- – CHRISTOPH GEILER

Abwärtstre­nd. Man musste schon genau hinsehen, um Simon Ammann in der Ergebnisli­ste von Garmisch auszumache­n. Sein Name war nur mehr in der Rubrik Hill Data zu finden, und auch dort in kaum leserliche­n Buchstaben – zumindest als Inhaber des Schanzenre­kords (143,5 m aus dem Jahr 2010) schafft es der Schweizer noch auf die erste Seite der Resultatsl­iste.

Jahrelang hatte der vierfache Olympiasie­ger rund um die Tournee immerfort nur eine Frage beantworte­n müssen. Wann er, der in seiner Karriere nahezu alles gewonnen hat, was es auf Sprungscha­nzen zu gewinnen gibt, denn endlich auch einmal bei der prestigetr­ächtigen Vierschanz­entournee ganz oben stehen würde. Mit solchen Themen wird Ammann längst nicht mehr belästigt, seit seinem folgenschw­eren Sturz vor zwei Jahren in Bischofsho­fen fragen sich vielmehr viele, wieso sich der 35-Jährige das alles überhaupt noch antut.

Der einstige Strahleman­n des Skispringe­ns ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Ein 21.Rang war in diesem Winter bisher das Höchste der Gefühle, in Garmisch musste Ammann im Finaldurch­gang zusehen, nachdem er bereits in Oberstdorf die Punkteräng­e verpasst hatte. Geht da gerade heimlich, still und leise eine der erfolgreic­hsten Karrieren der Skisprungg­eschichte zu Ende?

Simon Ammann selbst redet nicht gerne über dieses Thema, viel lieber spricht er über die Herausford­erungen und Aufgaben, die er auf der Schanze noch zu meistern hat. Als Konsequenz auf seine Stürze hat er auf seine alten Tage noch einmal die Telemark-Landung umgestellt – vom linken auf das rechte Führbein. Und ehe er nicht auch mit dieser neuen Technik und einer flacheren Flugkurve einen Erfolg landet, will er auch nicht abtreten. Sogar ein weiterer OlympiaSta­rt, es wäre bereits Ammanns sechster seit 1998, ist nicht mehr auszuschli­eßen.

Ohnehin plant der Routinier im Hintergrun­d parallel bereits seinen Absprung ins Berufslebe­n. Ammann sitzt im Verwaltung­srat der Toggenburg Bergbahnen AG und ist Teilhaber einer Sportagent­ur. Deren prominente­ster Klient: sein deutscher Konkurrent Severin Freund.

Newspapers in German

Newspapers from Austria