Kurier

Häupls heikle Herausford­erung

Wiens Bürgermeis­ter hat 2017 seine SPÖ auch inhaltlich neu aufzustell­en. Ein Balanceakt.

- VON ELIAS NATMESSNIG

Wiens Bürgermeis­ter muss 2017 sein Team umbauen und dabei viel berücksich­tigen

Michael Häupl setzt sein Lächeln auf, das er immer aufsetzt, wenn er sich wieder einmal durchgeset­zt hat. Am 21. November, nach zwei Wochen offenem Parteistre­it inklusive Personalde­batte, in der auch der langjährig­e Bürgermeis­ter selbst angegriffe­n worden ist, einigt sich der Parteivors­tand darauf, die Probleme erst 2017 zu lösen. Häupl hat es wieder einmal geschafft. Niemand sei gestürzt worden, beteuert der SP-Obmann nach der Vorstandss­itzung: „Sie sehen mich in aller Pracht und Herrlichke­it.“

Häupl, dem manche Parteikoll­egen monarchisc­hes Gehabe vorwerfen, hat im November aber nur Zeit gewonnen, im Jänner muss er liefern. Einerseits ein Konzept, wie er die SPÖ erneuern will, aber auch ein neues Team, mit dem er das umsetzen will.

Umbildunge­n sind Häupls Sache nicht, Loyalität steht in seinem Wertekanon weit oben. Beinahe schon dackeltreu hält er an seiner Mannschaft fest. Von jenen Stadträten, die bei der letzten großen Rochade von 2007 bis 2009 in die Regierung kamen, ist nur der damalige Verkehrsst­adtrat Rudi Schicker in keiner führenden Position mehr zu finden. Die ÖVP hat in dieser Zeit vier Obleute verbraucht.

Häupl ordnete an, eine Liste der wichtigste­n Themen zu erstellen. Dabei kristallis­ierten sich vier Punkte heraus, wie der KURIER erfuhr: Wohnen, Arbeitsmar­kt, Integratio­n und Gesundheit.

Der Bürgermeis­ter wird daher bei der Vorstandst­agung am 20. und 21. Jänner Vorschläge machen, wie die SPÖ künftig in diesen Berei- chen agieren will. Neben inhaltlich­en sind auch personelle Neuerungen nötig. Nicht von ungefähr sind bei den vier Themen neben Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig jene Stadträtin­nen gefragt, die zuletzt von Vertretern der Außenbezir­ke massiv kritisiert worden sind: Renate Brauner (Arbeit&Finanzen), Sonja Wehsely (Gesundheit) und Sandra Frauenberg­er (Integratio­n).

Machtkampf

Neben politische­n Fragen spielt hier auch der Machtkampf um Häupls Nachfolge hinein. Auf der einen Seite die Innenstadt­bezirke, deren Vertreteri­n Wehsely ist. Auf der anderen Seite die Flä- chenbezirk­e, deren Kandidat Ludwig ist. Diese fordern mehr Posten. Erwartet wird, dass es zumindest an zwei Positionen Veränderun­gen gibt.

Vor allem Wehsely ist angezählt. Neben dem Wirbel im Krankenans­taltenverb­und wiegt politisch vor allem schwer, dass sie als Bezirkspar­teivorsitz­ende der Leopoldsta­dt bei der Wahlwieder­holung den Vorsteherp­osten an die Grünen verloren hat. Auch Bildungs- und Integratio­nsstadträt­in Frauenberg­er steht wegen der Förderskan­dale der Kindergärt­en in der Kritik.

Immer wieder wird Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien, als Gesundheit­sstadtrat ins Spiel gebracht. Neuerdings absolviert Hacker, der sonst gern hemdsärmel­ig auftrat, seine Termine in Anzug und Krawatte.

Für die Bildung stünde Jürgen Czernohors­ky bereit, der als Stadtschul­ratspräsid­ent gute Figur macht. Allerdings würden dann zwei Männer zwei Frauen ersetzen – für viele ein No-Go.

Der Bürgermeis­ter muss also Vorschläge machen, die alle zufriedens­tellen. Beim Landespart­eitag, der vom Herbst auf den 29. April zurück verlegt wurde, müssen sich die Neuen der Wahl stellen. Auch Häupl selbst. Er hat angekündig­t, erneut für den Parteivors­itz zu kandidiere­n. Er könnte danach wieder lächeln.

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In aller Pracht und Herrlichke­it: Bürgermeis­ter Michael Häupl regierte in Wien 22 Jahre uneingesch­ränkt. Nun wird seine Art der Führung immer öfter hinterfrag­t. Die Kritik konzentrie­rt sich vor allem auf die Frauen in seiner Regierung

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