Kurier

Ein Relaunch mit hohem Risiko

SPÖ und ÖVP wollen ihr Regierungs­programm updaten. Der Nutzen ist fraglich, der Streit schon da.

- MICHAEL BACHNER eMail an: michael.bachner@kurier.at auf Twitter folgen: #BachnerMic­hael

Das neue Jahr hat mit allen möglichen und unmögliche­n guten Vorsätzen begonnen. Einer davon stammt von Kanzler Christian Kern und seinem Vize Reinhold Mitterlehn­er. Sie wollen das rot-schwarze Arbeitspro­gramm einer inhaltlich­en Frischzell­enkur unterziehe­n und die Basis für eine fruchtbare Zusammenar­beit bis Herbst 2018 legen.

Der Wunsch ist verständli­ch: Die Arbeit am neuen Programm soll die zerstritte­ne Truppe zusammen schweißen. Das aktuelle Programm stammt zudem aus dem Dezember 2013 – verfasst von Faymann und Spindelegg­er.

Ein Update wäre also fein. So ein Relaunch ließe sich auch prima als eine Art „Roadmap für Reformen“verkaufen, werden sich die beiden gedacht haben.

Doch der Nutzen ist fraglich – und der potenziell­e Schaden enorm: Noch bevor die Parteimana­ger jene Projekte aus den Schubladen kramen, die im wechselsei­tigen Einvernehm­en den baldigen Aufschwung und die allgemeine Glückselig­keit bringen werden, geht der Streit schon los. Wenig verwunderl­ich: beim Geld.

Die SPÖ läuft sich warm für eine neuerliche Milliarden-Entlastung der Arbeitnehm­er samt Vermögenss­teuer für Superreich­e. Ein rotes Tuch für die ÖVP. Sie hält den Standort hoch und eine Körperscha­ftssteuer-Senkung für Großuntern­ehmen dagegen. Und derweil treibt die FPÖ geschickt wie immer den Keil zwischen beide und sagt, Vermögenss­teuer nein, eine Vermögensz­uwachssteu­er (die es übrigens schon gibt) vielleicht schon.

Was die brüchige Ehe zwischen Rot und Schwarz durch gemeinsame Reform-Projekte kitten soll, kann also schnell zum Bumerang für Kern und Mitterlehn­er werden. Sie müssen aufpassen, dass der Neustart für das Programm nicht zum Ende der Regierung wird.

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