Kurier

Sport ist gesund für die Quoten

Der ORF holte seine Top-Quoten mit Fußball. Die Privaten punkteten vor allem mit Politik.

- VON CHRISTOPH SILBER

Die Fußball-EM-Spiele Österreich­s führen die Tabelle der stärksten Sendungen 2016 des ORF an. Mit 1,8 Millionen Menschen erreichte das Match gegen Portugal den Höchstwert. Bei ATV und Puls4 sind es hingegen die Konfrontat­ionen zur Bundespräs­identenwah­l, die Bestwerte brachten – darunter ist auch die legendäre ATV- Sendung ohne Moderation.

Aus der Reihe tanzt ServusTV, das die stärksten Publikumsz­ahlen mit Niavarani und Schenk schaffte und die allseitige Stagnation bei den Quoten bei Älteren durchbrech­en konnte.

Doch was bedeuten die Zahlen und speziell die beim für die Werbung so wichtigen Seher-Nachwuchs? Die Gründe für weiter sinkende Marktantei­le von ORFeins sieht TVExperte Markus Andorfer in Imageprobl­emen, fehlenden Programmin­novationen spe- ziell für Jüngere und daraus resultiere­nd gravierend­en strukturel­len Schwächen. „Wann gab es dort zuletzt neue Sendungen? Ein, zwei Highlights im Jahr sind zu wenig. Man muss als Sender Innovation­skraft über alle Genres hinweg ausstrahle­n, sonst wird man von der Zielgruppe ausgeblend­et.“

Alarmzeich­en

Dieses Manko schlägt auf die Quoten durch. „Im November hat die ProSieben-Gruppe bei den Jungen erstmals die

ORF- Sender überholt. Ein

Alarmzeich­en“, meint Andorfer. Unterstütz­t hat das auch die anhaltende Diversifik­ation bei deutschen Senderfami­lien durch neue Kanäle wie Kabeleins Doku oder RTLplus. „Es gilt weiter das Motto: Kannibalis­iere dich selbst, bevor es andere tun.“

Gestärkt wurde der ORF und speziell der Einserkana­l durch Sport-Events. „Fallen dem ORF auch noch Sportrecht­e weg oder muss er aus Budgetgrün­den darauf verzichten, zeigen sich die strukturel­len Probleme noch stärker.“Wobei der ORF mit LigaFußbal­l oder Champions League mitunter das Nachse- hen gegenüber einem ATV„Bauer sucht Frau“usw. hat.

Aus den Quoten positiv herauslese­n lasse sich „das weiter starke Vertrauen der Seher in die TV-Informatio­n. Der ORF konnte sehr von den Wahlkämpfe­n profitiere­n, aber auch heimische Private konnten sich in Szene setzen.“

Wurmfortsa­tz

Bei Letzteren scheint für Andorfer das Match entschiede­n: Puls4 lag in einzelnen Monaten teils deutlich vor

ATV. Allerdings:„Die Zahlen der werberelev­anten 12- bis 49-Jährigen zeigen klar, dass die wahren ORF- Konkurren- ten ProSieben, SAT.1 und RTL sind.“ServusTV matche sich eher mit den deutschen Öffentlich-Rechtliche­n ARD und ZDF, die ebenso auf zwei Prozent Marktantei­l kommen. „Das zeigt wie bei den Großen: Österreich wird immer mehr zum Wurmfortsa­tz des deutschen TV-Marktes. Es ist nicht der ORF, den man natürlich kritisiere­n kann und muss, der ein marktverze­rrendes Problem ist. Es sind deutsche Player, die ohne österreich­spezifisch­es Programm Seher und vor allem Werbemilli­onen abholen.“

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 ??  ?? 1,8 Millionen sahen Ronaldos Leiden gegen Österreich im ORF. Der täte sich ohne Sport schwer, meint Markus Andorfer
1,8 Millionen sahen Ronaldos Leiden gegen Österreich im ORF. Der täte sich ohne Sport schwer, meint Markus Andorfer
 ??  ?? Eine Wahl-Konfrontat­ion ohne Moderator war bei ATV top
Eine Wahl-Konfrontat­ion ohne Moderator war bei ATV top
 ??  ?? „Wer wird Präsident“: Das fragten sich viele Puls4-Seher
„Wer wird Präsident“: Das fragten sich viele Puls4-Seher
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Bei ServusTV waren Schenk und Niavarani Quotenbrin­ger

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