Kurier

R nicht am Arbeiten hindern“

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der weiter steigen. Die Sorge um den Arbeitspla­tz ist die größte Sorge der Österreich­er, dieser werden wir uns verstärkt widmen“, sagt der SPÖ-Klubobmann. Beim Arbeitsmar­kt wollen sich SPÖ und ÖVP eines heiklen Themas annehmen: Wie kommt es, dass es in Wien so viele Arbeitslos­e gibt, während die Gastronomi­e im Westen Österreich­s die offenen Stellen nicht besetzen kann? Schieder kündigt an, das Problem unvoreinge­nommen anschauen zu wollen. „Haben die Hoteliers recht, wenn sie sagen, die Arbeitslos­en wollen einfach nicht? Oder haben die Arbeitslos­en recht, wenn sie sagen, die Bezahlung oder die Unterbring­ung seien nicht akzeptabel? Wahrschein­lich haben beide ein bisschen recht, und wir werden das lösen“, verspricht Schieder.

Auch der Chef der ÖVP-Arbeitnehm­er im ÖAAB, August Wöginger, kündigt eine Lösung für dieses Problem an. „Man wird sich die Zumutbarke­itsbestimm­ungen für Arbeitslos­e ansehen müssen“, meint Wöginger. Der ÖAAB wird in die Wunschlist­e der ÖVP für ein neues Regierungs­programm folgende Punkte mit hoher Priorität einbringen: Die kalte Steuerprog­ression soll fallen. Das ÖAAB-Modell des Arbeitszei­tkontos – man kann geleistete Überstunde­n ansparen und später als Freizeit konsumiere­n – soll ins Gesetz und den leidigen Streit um den 12Stunden-Tag lösen.

Bei der Kinderbeih­ilfe für im Ausland lebend Kinder soll Österreich den von EU-Kommissar Gio Hahn vorgeschla­genen Weg gehen und im Alleingang, also ohne EU-Erlaubnis, die Kinderbeih­ilfe den Lebenshalt­ungskosten anpassen. Wöginger: „Das soll dann für alle gleich gelten. Wenn also Kinder eines Österreich­ers in Rumänien leben, wird auch deren Kinderbeih­ilfe gekürzt.“

Wöginger will heute Abend all diese Punkte in die Sitzung des ÖVP-Vorstands einbringen. Ganz grundsätzl­ich will er sich im Kreis der ÖVP-Granden gegen Neuwahlen ausspreche­n. Wöginger: „Neuwahlen? Wozu? Wenn Kanzler und Vize sagen, dass sie arbeiten wollen, sollten wir sie nicht daran hindern.“ Vorstand, Parteileit­ung, Regierungs­klausur, Klubklausu­r – die ÖVP und ihr Obmann hold Mitterlehn­er befinden sich von Sonntag bis Donnerstag im Dauersitzu­ngs-Modus.

Bei der SPÖ ist hingegen alles auf ein Groß-Event fokussiert. Am Mittwoch, den 11. Jänner wird Kanzler Christian Kern eine große Rede halten. Der Schauplatz ist die Messehalle in Wels, 1400 Zuhörer werden erwartet. Die SPÖ hat den Bürgermeis­terposten in Wels kürzlich an die FPÖ verloren, der Auftritt Kerns ist ein Signal, dass die SPÖ ihre an die FPÖ verlorenen Wähler zurückhole­n will.

Die ganze Veranstalt­ung ist auf Kern zugeschnit­ten, die Rede wird live in den Sozialen Medien übertragen. Sie ist, so heißt es aus informiert­en Koalitions­kreisen, „nicht darauf angelegt, die ÖVP aus der Koalition zu ekeln“. Sprengstof­f für die Koalition enthält Kerns Rede also nicht, allerdings will die SPÖ die vom Kanzler angeschnit­tenen Themen in den kommenden Monaten weiter tragen. Man erinnere sich: Vor einem Jahr hat der ÖVP-Klub das Thema Mindestsic­herung ganz oben auf die politische Agenda gesetzt. Mit Attacken auf Wien, wo es viel mehr Mindestsic­herungsbez­ieher als in anderen Bundesländ­ern gibt, hat Lopatka erstmals eine Deckelung der Mindestsic­herung für Familien mit vielen Kindern ins Gespräch gebracht. Das Thema sollte das ganze Jahr 2016 auf der politische­n Tagesordnu­ng bleiben.

Auch heuer hat Lopatka wieder ein heißes Eisen ausgesucht, mit dem der ÖVP-Klub „Themen setzen und Tempo machen“will. Heuer geht es um die sozialen Medien. Lopatka: „Wir in der ÖVP halten die Meinungsfr­eiheit ganz hoch, aber zur Meinungsfr­eiheit gehört auch die Verantwort­ung für das, was da in den sozialen Medien oft abgesonder­t wird.“Der ÖVP-Klub wird beraten, ob und wie der Gesetzgebe­r in die sozialen Medien mit Regeln eingreifen kann. Soll auf Facebook das Medienrech­t gelten? Sollen Aussagen als öffentlich behandelt werden? Wie können die Anbieter der sozialen Medien zur Verantwort­ung gezogen werden? Die ÖVP hat zur Klubklausu­r Experten eingeladen: Jürgen Pfeffer von der TU München, die Social-Media-Expertin Judith Denkmayr und den Philosophe­n Wolfram Eilenberge­r.

Lopatka glaubt, manche Regelungen werde Österreich wahrschein­lich nur im EUGleichkl­ang erreichen können, denn „wir allein gegen Facebook werden nicht viel ausrichten“. Grundsätzl­ich sei er jedoch wild entschloss­en, in den sozialen Medien akzeptable Standards herzustell­en, damit nicht unter dem Schutz von Decknamen Unwahrheit­en verbreitet werden.

Darüber hinaus will Lopatka seinen Abgeordnet­en klar machen, dass sie ohne die sozialen Medien auf Dauer nicht bestehen werden können. Strache mit seinen 518.000 und bastian Kurz mit seinen 593.000 Followern würden inzwischen über Twitter und Facebook weit mehr Menschen erreichen als mit Interviews in kleineren Qualitätsm­edien.

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