Kurier

Bergsteige­r überlebte Absturz und Nacht bei minus 18 Grad am Berg

Rettungsak­tion. 35-Jähriger stürzte über Steilwand und wartete in einem Schneeloch auf seine Rettung.

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„Ich dachte, ich habe meinen Lieblingsb­erg im Griff. Dieses Mal hat er mich abgeworfen.“

Der 35-jährige Carl Steiner, der von Freitag auf Samstag in Oberösterr­eich Dutzende Bergretter in Atem gehalten hat, konnte gestern im Spital Kirchdorf/Krems fast unverletzt seinen zweiten Geburtstag feiern, wie er sagte. Der Techniker war amFreitag bei einer Bergtour auf den Großen Pyhrgas bei Spital am Pyhrn nach eigener Schätzung 400 Meter abgestürzt. Per Handy alarmierte er die Retter. Doch die 60 Helfer mussten wegen Lawinengef­ahr und Dunkelheit die Suche gegen 23 Uhr unterbrech­en. Nach einer Nacht in einem Schneeloch bei minus 18 Grad konnte der fitte Bergfex aus Prambachki­r- chen Samstagvor­mittag vom Team eines ÖAMTC-Hubschraub­ers gerettet werden.

Schritt ins Leere

„So viel Glück hat man sicher kein zweites Mal im Leben“, ist sich Steiner bewusst. Nie wieder werde er bei solchen Wetterverh­ältnissen eine Tour durchziehe­n, schwört er. Den Augenblick, in dem er in 2200 Meter Seehöhe durch einen extremen Schneestur­m völlig blind den einen Schritt nach links ins Leere machte, wird Steiner nie vergessen. „Dann ist es dahingegan­gen. Ich bin gefallen, gerutscht und gepurzelt. Das dauerte schon einige Zeit , bis ich Gott sei Dank im tiefen Schnee lag“, erinnert er sich. „Mir war klar, dass ich nur im Schneeloch überleben könnte“, erzählt er. An Schlaf war in der Nacht nicht zu denken. Zu groß war die Gefahr, zu erfrieren. Steiner: „Der schönste Moment war, als am Morgen die Sonne durchgebro­chen ist.“

Mit dem Geretteten freuten sich auch die rastlosen Bergretter. „Es gibt aber auch Unverständ­nis, dass jemand bei solchen Bedingunge­n eine solche Tour unternimmt“, sagt Georg Schürrer von der Bergrettun­g Spital.

Das extreme Wetter brachte am Freitag in der Steiermark auch eine fünf köpfige Wandergrup­pe mit zwei Kindern im Alter von sechs und acht Jahren in Bergnot. Die Gruppe musste von 30 Bergretter­n aus einer nicht bewirtscha­fteten Berghütte am 2390 Meter hohen Zibitzkoge­l, Bezirk Murau, gerettet werden. Unerträgli­cher Wind und 22 Minusgrade ließen das Quintett in der Hütte Zuflucht suchen.

Einen ungewöhnli­chen Einsatz hatten Freitag Feuerwehrl­eute in Oberneukir­chen in OÖ zu bestehen. Dort war ein entlaufene­s Pferd in einem Teich eingebroch­en.

Kälte bis Mittwoch

Mit Temperatur­en von unter minus 26 Grad etwa in Tannheim in Tirol, in Radstadt in Salzburg oder am Sonnblick (3106 m) in der Nacht auf Samstag dürfte der Höhepunkt der Kältewelle überschrit­ten sein, bis Mittwoch bleibt es aber eisig. Erwartet wird leichter Schneefall bei bis zu minus 13 Grad. Die Lawinengef­ahr bleibt hoch.

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