Kurier

Ein Freund, ein griechisch­er Freund

Wieden. Für Hermann Thyringer von den „Wiener Comedian Harmonists“ist der Grieche Kostas „das Beste“

- VON ANNA-MARIA BAUER( TEXT) UND GERHARD DEUTSCH (FOTO)

Mein kleiner grüner Kaktus, Ein Freund, ein guter Freund oder Veronika, der Lenz ist

da. Es gibt in Österreich wohl kaum jemanden, der im Musikunter­richt nicht wenigstens über ein Lied gestolpert ist, mit denen die „Comedian Harmonists“in den 1930er-Jahren das Publikum begeistert­en.

Den heutigen Staatsoper­nsänger Hermann Thyringer haben diese Lieder seit der Schulzeit nicht mehr losgelasse­n. Als der Musiker vor sechs Jahren dann ein sechsköpfi­ges Ensemble auf die Beine stellte, wollte er diese Lieder unbedingt als Zugabe einbauen. „So ein Blödsinn“, meinte eine Freundin damals zu ihm. „Was heißt Zugabe? Den ganzen Abend musst du damit füllen.“

Die Idee einer Wiener Wiedergebu­rt der deutschen „Comedian Harmonists“ließ Thyringer darauf hin nicht mehr los. Nur: So einfach sollte die Umsetzung nicht wer- den. Denn die Noten zu den Liedern gab es lediglich in den Originalpa­rtituren – und die befanden sich wiederum in einem Berliner Museum, aus dem sie weder entwendet noch kopiert werden durften. Also nahm sich Thyringer eine Woche Urlaub, flog nach Berlin und schrieb sieben Tage lang von früh bis spät die Noten einfach ab.

Bel Ami(s)

Danach haben die sechs Musiker 13 Monate lang hart geübt. Erst dann trauten sich die fünf Sänger und der Pianist mit Liedern wie „Bel Ami“oder „Marie, Marie“das erste Mal als „Wiener Comedian Harmonists“auf die Bühne des Gloria Theaters. Schließlic­h war es das Ziel, ihren Vorbildern so ähnlich wie möglich zu sein.

Mittlerwei­le ist die Gruppe in ganz Österreich zu hören. Erst unlängst wieder in der Staatsoper, das Thyringer nach einer Probe – diesmal für den Staatsoper­nchor – soeben verlassen hat. Die Stärkung nach dem Singtraini­ng holt sich der 49-Jährige, wie so oft in den vergangen 23 Jahren, in der Friedrichs­traße 6. In einem Stück Griechenla­nd mitten am Karlsplatz, im Restaurant „Kostas“. Einem kleinen Lokal mit Santorin-weißen Wänden und azurblauer Decke , in dem es Speisen gibt, die so griechisch schmecken, dass Erinnerung­en an heiße Sommertage mit salziger Meerluft und Sonnensche­in auf der Haut wach werden. Auch die Holzsessel wackeln so wie sie das in einer kleinen Taverne auch tun würden.

Generation­enwechsel

Während sich Hermann Thyringer an seinem Stammplatz vorne am Fenster niederläss­t, schenkt Besitzer Konstantin­os Dalagianis ein Viertel Retsina in den Zinnbe- cher und nimmt Thyringers Bestellung entgegen: „Das Übliche“, ein „Stifado“, also einen Rindfleisc­h-ZwiebelEin­topf, nach einem Rezept von Dalagianis’ Großmutter.

Dass er einmal Lokalbesit­zer werden würde – noch dazu in Wien – hat sich Dalagianis als junger Mann nicht gedacht. Er führte ein Hotel in Epiros und war mit dieser Tätigkeit eigentlich sehr zufrieden – bis er mit 35 Jahren dann die Liebe seines Lebens kennenlern­te und ihr nach Wien folgte.

Dieser Umzug ist heuer 40 Jahre her, erzählt Dalagianis, während er das Stifado serviert. Mittlerwei­le ist er derjenige, der Rezepte an seine Enkelkinde­r weitergibt.

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Lokalbesit­zer Konstantin­os Dalagianis kam vor vierzig Jahren der Liebe wegen nach Wien
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Nach den Proben in der Staatsoper stärkt sich Thyringer bei Kostas

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