Kurier

Kalt und warm für den ÖSV

Kolumne. Goldsucher Schröcksna­del wird länger bleiben als Jubilar Hirscher

- VON (siehe Seite 21)

Marcel Hirscher wird sich heute trotz Schuhgröße 42 in 40er-Skistiefel zwängen, um so im Slalom von Adelboden optimal seine Skier kontrollie­ren zu können. Extremer geht’s nimmer. Das war schon gestern sein Motto, als er im zweiten Riesentorl­auf-Durchgang mit einer Fabelzeit fast noch den überlegene­n Halbzeitfü­hrenden Alexis Pinturault einholte und zum 100. Mal aufs Podium sauste.

Bleibt Jubilar Hirscher bis zum Finale im März in Aspen gesund und verletzung­sfrei, wird er als erster Läufer überhaupt zum sechsten Mal den Gesamtwelt­cup gewinnen.

Und bleibt der 27-jährige Hirscher bei seinen Plänen, dann werden ihn die Skifans bereits im Olympiawin­ter 2018 zum letzten Mal durch die Tore carven sehen;

dann wird der Salzburger früher abtreten als sein Präsident.

Peter Schröcksna­del, 75, beabsichti­gt, bis 2019 den erfolgreic­hsten österreich­ischen Sportverba­nd zu führen. Bis zur Nordischen WM in Seefeld, bei der der Langzeit-Präsident auch die Langläufer an der Spitze erwartet.

Aktuell wird sich Berufsopti­mist Schröcksna­del auch durch Petrus bestätigt fühlen. Prognosen, wonach Schneespor­t bald nur noch jenseits von 2000 Meter Höhe möglich sei, hält er für Schwarzmal­erei.

Wechselbad im Frost

Der Senioren-Champion genießt die tiefen Temperatur­en, auch wenn’s für seinen ÖSV in den ersten Tagen des neuen Jahres mehr kalt als warm gibt:

Das Berginsel-Springen wurde zur umstritten­en Windlotter­ie und so zum PrestigeVe­rlust vor der Innsbrucke­r ÖSV-Haustür.

Das nahezu aufgeriebe­ne alpine Damenteam muss nach der unheimlich­en Verletzung­sserie, die zum Jahreswech­sel auch nelia Hütter ( Kreuzbandr­iss) erfasste, auf ein wundersame­s Comeback der rekonvales­zenten Anna Veith hoffen. Das gestern in Marburg freilich fast schon gelungen wäre.

Der erste österreich­ische Weltcup-Sieg im neuen Jahr 2017 ist trotz Manuel Fellers Halbzeitfü­hrung in Zagreb und der Riesenform von Hirscher und Philipp Schörghofe­r im zweiten Riesenslal­om-Durchgang keinem Alpinen, sondern mit Julian Eberhard einem Biathleten gelungen. Was, um es im un- verblümten Schröcksna­del-Stil auszudrück­en, deutschen Medien ohnehin eher als ein Alpinerfol­g aufgefalle­n sein wird.

Der Präsident selbst kann sich allein schon wegen seiner wirtschaft­lichen Aktivitäte­n als Besitzer ganzer Skiberge über Ignoranz im Nachbarlan­d nicht beschweren. So hat ihm die Süddeutsch­e Zeitung in ihrer Neujahrsnu­mmer drei großformat­ige Seiten gewidmet. Und unter vielen Anekdoten auch eine verraten, die Schröcksna­del während seiner 26-jährigen ÖSV-Präsidents­chaft bislang selbst seinen treuesten Haus- und Hofpoeten vorenthiel­t:

Als Sonden-Spezialist war der junge Erfinderge­ist von der deutschen Illustrier­ten Quick damit beauftragt worden, für 300 Mark Stundenloh­n im Hintersee (Salzkammer­gut) nach dem Schatz des Nazi-Außenminis­ters chim von Ribbentrop zu suchen. Schröcksna­del fand zwar nicht die angebliche­n drei Lkw-Ladungen Gold, aber ... am Seegrund die Leiche eines Unbekannte­n.

PS: Goldprogno­sen hinsichtli­ch der SkiWM in St. Moritz werden vom Tiroler Schatzsuch­er spätestens nach den Kitzbühele­r Hahnenkamm­rennen zu hören sein.

wolfgang.winheim@kurier.at

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