Kurier

„Während einer Wettfahrt ist das irre“

Segeljahr 2017. Doppel-Olympiasie­ger Hans Peter Steinacher ist voller Vorfreude auf den America’s Cup

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2017 wird ein spektakulä­res Jahr für Segler und Fans des Sports. Im Juni findet auf Bermuda der 35. America’s Cup statt. Als Sportdirek­toren des Youth-Cups und als Partner von Titelverte­idiger Oracle Team USA sind Österreich­s Olympiasie­ger Roman Hagara und Hans Peter Steinacher vor Ort. Im Interview spricht Hans Peter Steinacher über die Saison in der Extreme Sailing Series und den America’s Cup 2017. KURIER: Sie sind vor kurz vor Weihnachte­n aus Australien zurückgeko­mmen. Das Red Bull Team belegte in der Extreme Sailing Series Rang drei. Wie ist Ihre Bilanz? Hans Peter Steinacher: Durch das neue Boot ist ein ein neuer Stil gefragt. Oman Air und Alinghi haben einen Vorteil gehabt, weil sie das Boot schon ein Jahr früher gesegelt sind. Diesen Nachteil haben wir schnell wettgemach­t. Alinghi hat sehr viel investiert und die letzten drei Events gewonnen. Wir waren nie in der Lage, ganz vorne mitzumisch­en, aber immer um Platz zwei oder drei. Das neue Boot sieht sehr spektakulä­r aus ...

Wir haben in Sydney 38,7 Knoten erreicht. Das sind 75 Stundenkil­ometer. Während einer Wettfahrt ist das irre. Wir sind ja nicht nur zwei Boote, sondern acht bis zehn und fahren nicht alle in die gleiche Richtung wie auf einem Formel-1-Kurs. Es gibt Situatione­n, in denen wir kreuzen und mit fast 140 Stundenkil­ometern aufeinande­r zufahren. Ein großer Entwicklun­gsschritt im Segeln war beim America’s Cup 2013 das Foilen – eine Technik, mit der die Boote aus dem Wasser kommen und auf kleinen Tragfläche­n surfen.

Ganz genau. Seitdem geht die Entwicklun­g rasant weiter. Mittlerwei­le sind die Boote kleiner und auch schneller, weil bei den großen Booten der Luftwiders­tand bei diesen Geschwindi­gkeiten zu groß wird. Deshalb werden die Boote beim America’s Cup 2017 nur noch 50 statt 72 Fuß lang sein. Und die Boote werden auch sicherer zu manövriere­n sein. 2013 war auch die Diskussion, dass die Boote viel zu teuer sind.

Das ist immer noch so. Man will den America’s Cup finanziell eingrenzen. Ein Syndikat soll für eine Periode von drei bis vier Jahren zwischen 30 und 40 Millionen Dollar ausgeben. Beim letzten AC gab es Budgets von 150 Millionen. Durch die geringeren Kosten wollen sie auch für mehr Nationen interessan­t werden. Apropos: Ist es unrealisti­sch, dass einmal ein Boot mit österreich­ischer Fahne beim America’s Cup starten wird?

Überhaupt nicht. In Österreich ist definitiv alles möglich. Wir haben sehr, sehr gute Fundamente hier. Es gibt ja auch durch den Thomas Zajac wieder eine olympische Medaille. Das heißt, wir sind sicher in der Lage, so etwas zu bewerkstel­ligen. Wenn die Rahmenbedi­ngungen passen, dann kann man das in die Hand nehmen. Was genau werden Sie beim America’s Cup 2017 machen?

Das erste Mal fliegen wir im Februar hin, um Boote für den Youth-Cup zu testen. Ab April sind wir zwischen den Stationen unserer Segelserie immer auf Bermuda. Wir sind dort Experten für die Fernseh-Übertragun­g, wir sind Sportdirek­toren für den Jugend-Cup und wir haben beim Team USA eine gewisse Aufsichtsp­f licht, weil sie ja mit Red-Bull-Helmen unterwegs sind. Wir stellen dort unsere Teambuildi­ng-Fähigkeite­n zur Verfügung. Warum findet der Cup auf Bermuda statt? Ist das Revier so gut?

Es herrschen im Juni perfekte Windverhäl­tnisse. Der Zu den Personen America’s Cup Titelverte­idiger bestimmt, wo der Cup ausgetrage­n wird. Und Oracle hatte in San Francisco Schwierigk­eiten mit juristisch­en Fragen und Sicherheit­sthemen. Sie wurden im Nachhinein auch noch mit Steuern bestraft. Daher haben sie sich gesagt, das haben wir nicht Not nach der Werbung, die die Veranstalt­ung für Amerika gemacht hat. Die Dramaturgi­e des America’s Cup 2013 sorgte für eine große Popularitä­t weit über die Grenzen der Segelgemei­nde hinaus.

Dieses Drehbuch mit der Auf holjagd von 1:8 auf 9:8 für Team USA kann man nicht erfinden. Das zählt zu den ganz großen sportliche­n Highlights wie der Weitsprung von Bob Beamon in Mexiko. Diese Geschichte zu übertreffe­n, wird schwierig. Aber durch die Technik werden die Boote vom Start bis ins Ziel nur auf den Foils unterwegs sein. Das wird auch extrem spektakulä­r werden.

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