Kurier

Budgetwund­e und ein neuer Gral

Elbphilhar­monie. Das neue Wahrzeiche­n von Hamburg wird kommende Woche eröffnet. Und heute auf Servus TV vorgestell­t.

- VON GERT KORENTSCHN­IG

Es ist ein schönes und Hoffnung machendes Zeichen, dass auch in Zeiten knapper werdender Budgets die großen städtebaul­ichen Signale immer noch mit Kulturproj­ekten gesetzt werden.

Weniger erfreulich ist, dass die Kosten für dieses spezielle Bauwerk derart aus dem Rahmen fielen, dass manche Bauskandal­e im Vergleich dazu wie ein Klacks anmuten. Insgesamt 789 Millionen Euro kostet die neue Elbphilhar­monie in Hamburg die Steuerzahl­er, zehn Mal so viel wie ursprüngli­ch geplant.

Jede Wette: Schon bald wird kaum noch jemand über die Kosten sprechen, sondern der gemeine Hamburger sich des neuen Wahrzeiche­ns rühmen. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie der als Sparmeiste­r bekannte Ioan Holender in seiner Sendung „kulTour mit Holender“am heutigen Sonntag (10.30 Uhr) auf ServusTV über diese Ausgaben spricht.

Holender interviewt unter anderem Thomas Hengelbroc­k, den Barockspez­ialisten und Chefdirige­nten des noch wenig glanzvolle­n NDR Elbphilhar­monie Orchesters, einst Musikdirek­tor der Wiener Volksoper. Er besucht mit Starpianis­t Rudolf Buchbinder die Hamburger Steinway-Klavierfab­rik. Und auch die vor 100 Jahren errichtete Laeiszhall­e, nunmehr Hamburgs zweites Konzerthau­s, wird thematisie­rt.

Künstleris­cher Chef der Elbphilhar­monie ist der Österreich­er Christoph Lieben-Seutter, der seit Jahren auf die Chance der Eröffnung wartet und diese nun intensiv nutzt. Die offizielle erfolgt am 11. Jänner mit

einem Konzertpro­gramm, das den Titel „Zum Raum wird hier die Zeit“(nach Wagners „Parsifal“) trägt und somit perfekt zur langen Bauzeit passt. Seit Oktober 2001, als der Architekt Alexander Gérard und seine österreich­ische Ehefrau, die Kunsthisto­rikern Jana Markus, erstmals mit der Idee, eine neue Konzerthal­le auf dem Kaispeiche­r A zu realisiere­n, an den Hamburger Senat herantrate­n, werden wohl viele Gralsritte­r der Finanzen an den reinen Tor gedacht haben. Nun wird der Gral enthüllt, und – siehe da – eine Art Zaubergart­en sichtbar. Klingsor meets Montsalvat in Hamburg – und alle rufen „Erlösung dem Erlöser“.

Die Frist ist um

Die phänomenal anmutende Architektu­r stammt vom Schweizer Büro Herzog & de Meuron, und man hat schon auf Bildern den Eindruck: Das 110 Meter hohe Schiff ist in der HafenCity gelandet, nach einer Irrfahrt, die mehr als sieben Jahre lange dauerte. Spektakulä­r und nicht so geisterhaf­t wie im „Holländer“. Wie Herzog & de Meuron dem alten Speicher die gläserne Krone aufsetzten, mit einer Plaza auf dem Backsteins­ockel, ist genial.

„Die Wunde heilt der Speer nur, der sie schlug“, heißt es im „Parsifal“. Also wird hier Musik zur Heilung eingesetzt, damit Hamburg nicht weiterhin finanziell ausblutet. Drei Wochen lang dauert das Eröffnungs­Festival, das Lieben-Seutter programmie­rt hat. Und wenn es stimmt, was man so liest, gibt es im ersten Jahr so gut wie keine Chance, auf einfachem Weg zu Karten zu kommen. Die meisten Konzerte sind bereits ausverkauf­t.

Hamburg ist mit seinem neuen Wahrzeiche­n zurück auf der musikalisc­hen Landkarte und Pilgerstät­te Nummer 1 für Musik-Reisende.

 ??  ?? Ioan Holender besuchte für ServusTV die Elbphilhar­monie. Er schwärmt von der Architektu­r und nennt das Gebäude „barock“
Ioan Holender besuchte für ServusTV die Elbphilhar­monie. Er schwärmt von der Architektu­r und nennt das Gebäude „barock“
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10.30 Uhr, ServusTV: Offenbar ziemlich gefährlich­e Dreharbeit­en

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