Der Wilde Westen Gar nicht so wild oder wüst
Scottsdale, eine Stadt mit 200 Golfplätzen, herrlichen Ausflügen im Ballon, auf dem Pferd und im Flugzeug über den Grand Canyon.
Sie gilt als eine der sichersten Städte Amerikas und ist seit den 50er-Jahren eine Wüstenoase für Promis, die nicht im Scheinwerferlicht stehen wollen, aber den Winter im herrlich warmen, trockenen Klima verbringen.
Scottsdale im US-Bundesstaat Arizona: vor Reiseantritt ahnungslos, was der Wilde Westen zu bieten hat, wird einmal gegoogelt. Und schau an, es ist viel mehr als nur Cowboys und Indianer, Kakteen und Wüste. Mit etwa 325 Sonnentagen pro Jahr und mehr als 220 Golfplätzen in der Region ( siehe Seite 4) ist Scottsdale nicht nur als GolfMekka eine Reise wert. Bei den vielen Möglichkeiten – von Architekturjuwelen und Museen, der witzigen, qualitativ hochwertigen Restaurant- und Barszene bis zu den vielen Ausflugsangeboten – fällt die Wahl schwer. Auf jeden Fall gilt: mindestens zwölf Tage Zeit nehmen, um das Wildwestfeeling wenigstens ein bisschen einzufangen.
Abwechslung
Neben ein paar großartigen Golfrunden und einem atemberaubenden Flug über den Grand Canyon entscheiden wir uns fürs Durchreiten und Überfliegen des Sonoran Deserts, die am üppigsten bewachsene Wüste der Welt. Aufs Durchwandern, Durchradeln oder mit dem Quad Durchrasen verzichten wir. Der Grund: Bei um die 40 Grad im Schatten Ende August wäre das masochistisch. Dafür sind im Sommer die Hotel- und Greenfee-Preise um mindestens 50 Prozent billiger. Das heißt aber auch, dass zu dieser Zeit Morgenstund’ Gold im Mund hat. Erstens, weil die Temperaturen für alle Aktivitäten um sieben Uhr noch als angenehm empfunden werden. Und zweitens, weil die Sonnenaufgänge in der Wüste, die den Himmel in Rosa-Orange-Farben tauchen und die Berge zum Glühen bringen, einfach zum Niederknien sind.
Reiten
Troy, ein Cowboy , wie aus einem Western entsprungen, wartet auf uns mit gesattelten Pferden auf seiner Range. Vorfreude und Unsicherheit sind Hubert, dem Kärntner Sportlehrer, ins Gesicht geschrieben. Er wird das erste Mal auf einem Pferd sitzen – und das bei einem Ausritt über Stock und Stein. Troy erzählt über die vielfältige Pflanzenwelt der Wüste und von den Saguaro Kakteen – Markenzeichen Arizonas. Zehn Jahre wächst ein Stamm, bis er einen Trieb bekommt. Bis zu 15 Meter hoch ragen die naturgeschützten Pflanzen aus der Landschaft.
Hubert schaukelt sich im Schritt bereits ins Gefühl des „Lonesome Cowboys“, bewun- dert die wilden Pferde im Verde River und fühlt sich wie John Wayne. Bis Troy mit uns durch den Fluss reitet. Mable, die Stute, die den Profischwimmer und Lehrer trägt, fängt mit den Hufen zu scharren an. Ein Zeichen, dass sich das Pferd vor Freude gleich im Wasser wälzen will. „Treib sie an, treib sie an“, ruft der echte Cowboy. Mable gehorcht, eine kleine Dusche statt des Vollbades folgt. Hubert ist erleichtert und überglücklich über den „absoluten Höhepunkt dieses Ausritts“.
Ballonfahren
Da weiß er noch nicht, dass es auf dieser Reise noch einige Höhepunkte geben wird. Es lohnt sich, um vier Uhr in der Früh aufzustehen, mit einem Shuttle in die Wüste geführt zu werden und dem Team der Hot Air Expeditions bei den Vorbereitungen für die Ballonfahrt zuzuschauen. Beeindruckend ist die Größe des Ballons, wenn er ausgerollt wird und dann, wenn die immense Flamme ihn zu voller Größe auf bläht. Jeder Handgriff der Crew sitzt, während wir den märchenhaften
Sonnenaufgang genießen.
Dann der große Moment, ein kurzes Kommando von Kapitän Tommy, die Crew lässt die Leinen los und sanft, fast unbe- merkt, entschweben wir dem Boden. Erstaunlich, wie rasch wir an Höhe gewinnen. Keine Motorengeräusche, nur ab und zu das Zischen der Flamme. Ein fantastischer Blick auf die Welt von oben, auf die Wüstenlandschaft, die Berge. Wie auf einem Balkon im Freien auf 2000 Meter stehen und in Stille dahingleiten.
Punktgenau landet Tommy mitten in der Wüste, wo uns die Crew mit einem ChampagnerPicknick empfängt. Wieder eine Premiere und ein unvergessliches Erlebnis für den Kärntner.
Grand Canyon
Und das nächste wartet schon auf ihn. Diesmal nicht so still in einer kleinen Propellermaschine. Eine
Stunde Flug von Phoenix zum Grand Canyon, über Kopf hörer wird uns die Landschaft und ihre Geschichte erklärt – dann der große Moment. Wir fliegen in den atemberaubenden Graben, in dem tief unten der Colorado River fließt, ein gewaltiges Schauspiel, diese in verschiedensten Farben im Sonnenschein schimmernden Gesteinsschichten. Nach der Landung führt uns Guide Daniel auf einer Wanderung in die Schlucht – eine neue, genauso überwältigende Sicht wie aus der Luft.
Einkaufen und Essen
Unbedingt Zeit sollte in Scottsdale für kulinarische Highlights und zum Shoppen bleiben. Ein Ausflug zu Bryan’s Barbecue in Cave Creek lohnt sich. Selfservice vom Feinsten, dazu Live-Countrymusik. Ein Hit ist sein Beef Brisket: Rindfleisch bei 40 Grad acht Stunden gegart. „Trust your Chef “ist sein Motto. Man kann Bryan vertrauen.
Wir sind zwar nicht den Reichen und Schönen begegnet, die den heißen Sommer in Arizona meiden. Dafür war die Reise im Sommer ein Schnäppchen und frieren mussten wir auch nicht – wenn man von den Tief kühltemperaturen in Restaurants und Geschäften absieht. Aber dafür ist man auf US-Reisen ohnehin immer mit Schals und Pullover ausgerüstet.