Seychellen. Genau so stellt man sich die
Das Four Seasons Resort in der malerischen Bucht Petite Anse auf Mahé zählt zu den Top-Destinationen weltweit. 500 Angestellte kümmern sich um maximal 200 Gäste. Doch der unglaubliche Luxus hat seinen Preis.
Adrian Messerli ist, das hätte er eigentlich nicht erwähnen müssen, Schweizer. Und als General Manager des Four Seasons Resorts auf Mahé, der Hauptinsel der Seychellen, ein perfekter Gastgeber. Freimütig wie humorvoll erzählt er aus seinem Leben. Dass er in Lenk, einem Wintersportgebiet, aufgewachsen ist, also bereits als Kind mit Tourismus konfrontiert war. Dass er bis 2005 die Ecole Hotelière de Lausanne besuchte. Und dass er seither für Four Seasons arbeitet.
Er war in Chicago, auf den Bahamas, in Lissabon, wo er seine Frau kennenlernte, und in Kairo, als das Hotel wegen der soeben ausgebrochenen Revolution von Panzern bewacht werden musste. Aber nun ist er im Indischen Ozean – und damit quasi im Paradies gelandet.
Zimtsträucher, Mangobäume und Weihnachtssterne wachsen sonder Zahl, die Bucht, Petite Anse genannt, ist tatsächlich eine der schönsten. Nicht nur von den Seychellen mit insgesamt 115, zum Teil winzigen Inseln, sondern weltweit. Genau so stellt man sich die Bilderbuchbucht vor: Sanft gebogen, gerade noch überschaubar, malerisch von Granitfelsen begrenzt, palmenbestanden, mit einem feinen Sand, der kaum weißer sein könnte. Und die Landschaft rundum – die Anlage liegt laut Website großsprecherisch inmitten „eines unberührten Dschungels“– fällt steil zum türkis schimmernden Meer ab: Von den meisten der hineinbetonierten Bungalows, die als „Villen“bezeichnet werden, hat man großartige Blicke über die atemberaubende Szenerie.
Buggy mit Chauffeur
Laut Gesetz hat jeder Strand öffentlich zugänglich zu sein, das gilt auch für die Bucht Petite Anse. Doch sie ist alles andere als überlaufen. Warum? Messerli grinst. Das 69 Hektar große Areal, das sich bis zum Hügelkamm erstreckt, ist gut gesichert. So gut wie niemand darf hineinfahren. Entweder ist man Gast, dann wird man bei der Einfahrt vom einem der Chauffeure mit dem Elektrobuggy abgeholt und zum Bungalow oder zum Strand gebracht. Oder man hat zu Fuß zu gehen. Und das ist ein breiter Weg, vor allem zurück.
Manche lassen sich trotzdem nicht abschrecken. Aber wer kein Industrieller, Oligarch oder Börsenguru ist, der muss mitnehmen, was er für den Tag am Meer braucht. Denn die Preise sind – ganz besonders für die Einheimischen, die Kreolen – unerschwinglich. Die Liege kommt auf 35 Euro, im Strandrestaurant „Kannel“verlangt man 30 Euro für die Pizza Margherita und deren 42 für den Beef burger. Zwar inklusive Steuern und Service, aber trotzdem. Der Veuve Cliquot, das Glas zu 37 Euro, wird gerne geordert – vor allem bei den Schönen und Reichen, die beim Pool herumliegen. Dort ist so gut wie keine Liege frei. Den Strand hingegen hat man fast für sich allein.
Im Meer schwimmt übrigens auch kaum jemand. Nicht, weil es meterhohe Wellen gäbe, sondern, weil die Rettungsschwim-
mer Quallen ausgemacht haben. An zwei der drei Tage, die der Reporter im Four Seasons verbrachte, wehte die Flagge, die ihm hieß, nicht hinauszuschwimmen. Und daher auch nicht zu schnorcheln.
Gehege mit Schildkröten
Das Management beteuert, viel für die Umwelt zu tun. Man unterstützt z. B. die Korallenrettungsaktionen von Wise Oceans mit Prothesen aus Metall. Oder man hält in einem Gehege ein paar Schildkröten, darunter den 45-jährigen Socrates. Und man setzte die Betonpfahlbauten so zwischen die Granitblöcke, dass möglichst viele Palmen verschont werden konnten. Dennoch: Ökologie ist hier, wo man im Luxus schwelgt, eher ein Fremdwort. Die One-BedroomVilla samt separatem Türmchen mit Daybed würde zwar locker eine Großfamilie beherbergen können, mit einer Grundfläche von 186 Quadratmetern ist sie aber nur für ein Paar (mit maximal zwei Kindern) ausgelegt. Bei so viel geschmackvoll umbauter Luft hat die Klimaanlage schon einiges zu tun.
Andererseits: Das Four Seasons ist kein Kasten wie das weit schlechter gelegene Kempinski (mit Hubschrauberlandeplatz), es ist auch kein Themenresort wie das Maia, das eher nach Yukatan passen würde. Hier gibt es alles, was das Herz begehren könnte: ein Tauchzentrum, diverse Luxusboutiquen, ein nobles Restaurant samt Sushi-Bar, einen Kids Club, ein HightechFitnesscenter, eine Bibliothek, einen Surf-Shop und ein Spa ganz oben mit Panoramablick. Dort kann man Tee mit Zimt oder Lemongrass trinken, man kann sich maniküren, massieren und jünger machen lassen. Es gibt keinen Grund, diesen goldenen Käfig zu verlassen und Mahé zu erkunden. Was eigentlich schade ist. Zumindest die Sans-Souci-Straße von Victoria nach Port Glaud durch den üppigen Regenwald, vorbei an einer Tee-Fabrik mit fantastischem Blick, sollte man entlanggefahren sein oder erwandert haben.
In den Bungalows mit den Blechdächern versinkt man im Four-Seasons-X-Large-Himmelbett wie eine Prinzessin ohne Erbse; die riesige Marmorbadewanne für die Orgie zu zehnt wird um eine Indoor- wie eine Outdoordusche ergänzt; selbstredend gibt es einen Ankleideraum und einen privaten Pool. Wer eine Suite für vier Personen mietet (mit 542 Quadratmetern), findet im Badezimmer Produkte von Bulgari, und er bekommt den Butler gratis dazu.
Strand mit Landebahn
Das Service ist natürlich großartig. Auf 200 Gäste (bei Vollbelegung) kommen 500 Angestellte, erklärt Messerli. Die Gäste zu verwöhnen: Das sei ja auch das Erfolgsrezept des Kanadiers Isadore Sharp, der das Unternehmen 1960 gründete. Ein Four Seasons in Deutschland zu etablieren wäre unmöglich geworden. Denn die Löhne seien, so Messerli, viel zu hoch. Auf der Seychellen-Insel Desroches hingegen wird Ende 2017 ein weiteres Resort eröffnet. Jedes Appartement hat einen eigenen Strandzugang. Und das Beste kommt zum Schluss: Es gibt eine Landebahn. Also nichts wie hin.