Auf den Spuren von Inga Lindström
Schweden. In der Region Sörmland bündelt sich die Schweden-Idylle. Schlösser, Hafenstädte und urige Natur bilden die Kulisse für große und kleine Geschichten.
Eine junge Frau zieht sich aufs Land zurück, um von einem Mann loszukommen oder um sich selbst zu finden. In beiden Fällen bleibt sie nicht lange alleine. Das Schicksal bringt ihr einen gut aussehenden, etwas naiven Zeitgenossen. Intrigen, Altlasten und Konkurrenzkämpfe müssen überstanden werden, bevor die beiden einander schließlich vor einem roten Haus bei Sonnenuntergang reuelos küssen.
Stille Hauptfigur
Vorhersehbar? Das sind die IngaLindström-Filme seit über zehn Jahren. Und genauso lange lässt der mittelmäßige Spannungsbogen Platz für eine stumme Hauptfigur: die Landschaft Sörmlands. Was wären die Familienfeiern ohne die blassgelben Herrenhäuser? Die einseitigen Liebesbekenntnisse ohne die raue See im Hintergrund? Die vertrauten FreundinnenGespräche ohne die gepflasterten Straßen und den bunten Marktplatz?
Astrid Lindgren, Ingmar Bergman, Henning Mankell – und Inga Lindström (die übrigens eine deutsche Journalistin ist und in Wahrheit Christiane Sadlo heißt) haben unser Schweden-Bild auf ganz unterschiedliche Art geprägt. Dort die ernste, düstere Krimilandschaft, hier das unwiderstehliche Bullerbü. Schweden als Traumland mit roten Häuschen, tiefen Seen und dichten Wäldern – der Eindruck bleibt, wenn die Heldin von der Bildfläche verschwindet.
Es gibt sie wirklich, die Landschaft, in der sich das Schweden-Gefühl bündelt. Die IngaLindström-Geschichten spielen in der Region Sörmland, südwestlich von Stockholm. Eigentlich heißt sie Södermanland und bezeichnet „das Land der Südmänner“, also jener Menschen, die südlich des Mälarsees leben.
Mit mehr als 400 Schlössern und Herrenhäusern, wilden Jagdgebieten und einer geschützten Schärenlandschaft ist Sörmland Schwedens Vorzeigeprovinz. Sie kennt nicht nur moderne Machtspiele und Fernseh- Intrigen, sondern auch die schwedischen Royals.
Drama im Schloss
Das Schloss Gripsholm entstand als Burg des ersten Schwedenkönigs Gustav I. Wasa. Er setzte in Schweden die Reformation durch. Nachdem er die Mönche und Nonnen aus der Region vertrieben hatte, ließ er aus den Steinen ihrer Klöster das Schloss Gripsholm bauen. Der Name der umliegenden Stadt Mariefred – Marias Frieden – erinnert noch an die geistlichen Gründer. Im von den schweigenden Mönchen angelegten Gasthaus waren seit dem 15. Jahrhundert Könige und Gaukler, Reisende und Pilger willkommen. Am gleichen Ort gibt es heute im Gripsholm Värdshus, Schwedens ältestem Gasthaus, Fischsuppe und feine Suiten.
Die vier runden Türme des Schlosses spiegeln sich im Mälarsee, davor schwingen Segelboote im Wind. Wuchtig und zugleich märchenhaft türmt sich die rote Fassade vor dem Besucher auf. Modelle in der Eingangshalle zeigen, wie die Könige mit Umbauten ihre Zeichen am Schloss hinterließen. Der Rundgang durch die königlichen Gemächer und durch Schwedens größte Porträtsammlung ist eine Reise durch fünf Jahrhunderte.
König Gustav III. ging mit seiner Liebe für das Theater in die Geschichte ein – und daran zugrunde. Im Schloss Gripsholm hinterließ er eine komplette Bühne und einen Zuschauerraum, auch mit Platz für Stehgäste. Adelige sahen durch den Monarchen ihre Rechte bedroht und ermordeten ihn bei einem Maskenball. Die davon inspirierte Verdi-Oper „Un ballo in maschera“ist kommenden April in der Wiener Staatsoper zu sehen.
Die Adeligen der schwedi- schen Großmachtzeit wollten ländlich wohnen, aber trotzdem nahe der Hauptstadt Stockholm. So wurde Sörmland das gelobte Land der Herrensitze. An welchem Schauplatz spielt Ihre persönliche Geschichte? Das zweistöckige Anwesen Sturehov ist bekannt für sein Porzellan und die Kachelöfen, Julita gård gilt als größtes Freilichtmuseum der Welt und im Schloss Taxinge biegen sich die Tische unter einem legendären Tortenbuffet.
Zu der ländlichen Kulisse braucht die Story natürlich auch