Ikonen der Neunziger
Einst und jetzt. Was die Supermodels heute machen
ginnen. Kendall Jenner und Gigi Hadid seien „keine wahren Supermodels“, sagte das ehemalige Model Rebecca Romijn, 43, öffentlich. Sie fände es frustrierend, dass Social-Media-Stars plötzlich als Supermodels gelten und Style-Standards setzen würden. „Sie sind komplett anders, als wir es waren“, meinte auch Stephanie Seymour, eines der erfolgreichsten Models der Neunziger. „Supermodels sind ein Ding der Vergangenheit. Diese Mädchen brauchen ihren eigenen Titel.“Auf die Frage, ob sie denn einen Vorschlag hätte, kam eine recht uncharmante Antwort: „Bitches of the Moment“.
Dass das Internet Fluch und Segen zugleich ist, dürften einige der Insta-Girls spätestens jetzt feststellen: Gigi Hadid kündigte vor den Feiertagen eine einmonatige Social-Media-Auszeit an, Kendall Jenner hatte ihren Instagram-Account vorübergehend sogar deaktiviert. „Wenn ich zu Bett ging, war es das letzte Ding, das ich sah“, sagte Jenner in einer Talkshow. „Ich fühlte mich zu abhängig davon, darum nahm ich mir eine Auszeit.“Ob man sie nun Supermodels, Bitches of the Moment oder Insta-Girls nennt – im Endeffekt sind Gigi, Kendall und ihre Modelfreundinnen vor allem eines: ganz normale 20-Jährige. Sie revolutionierten die Modewelt: Zuerst als „The Trinity“(„Die Dreifaltigkeit“, bestehend aus Naomi Campbell, Linda Evangelista und Christy Turlington), später, Mitte der Neunziger, als „The Big Five“(plus Cindy Crawford und Claudia Schiffer). Models waren plötzlich nicht mehr bloß Mannequins, sondern Superstars: Sie spielten in Musikvideos, heirateten Filmstars und wurden zum beliebten Ziel der Klatschpresse. Die Gagen schossen in galaktische Höhen: Evangelistas Aussage, wonach sie für weniger als 10.000 Dollar gar nicht erst aufstehen würde, ging in die Geschichte ein. Es war die goldene Ära der Supermodels.
Ende der Neunziger wurden die rundum gesund und weiblich aussehenden Modelikonen von den blassen Vertreterinnen des Heroin-Chic (allen voran Kate Moss) abgelöst, später kamen die Brasilianerinnen. Aber was wurde aus den ersten Supermodels? Bis auf Naomi Campbell sind heute alle Mütter und haben sich aus dem Scheinwerferlicht weitgehend zurückgezogen. Claudia Schiffer (46), einstige Lagerfeld-Muse, lebt mit ihren drei Kindern und Ehemann Matthew Vaughn, einem Filmproduzenten, in England. Sie nimmt nur noch ausgewählte Aufträge an, etwa eine Kampagne gegen Brustkrebs von Tommy Hilfiger. Ihr Vermögen wird auf 250 Millionen Dollar geschätzt. Christy Turlington (48) absolvierte nach ihrer Modelkarriere ein Studium der Religion und Philosophie, schrieb ein Buch über Yoga und entwarf luxuriöse Sportkleidung. Nach der Geburt ihrer Tochter Grace, bei der sie beinahe verblutet wäre, gründete Turlington eine Wohltätigkeitsorganisation, die junge Mütter nach der Entbindung unterstützt.
Cindy Crawford (50) war 1995 das bestbezahlte Model der Welt. 1998, nach einer Kurzehe mit Richard Gere, heiratete sie Rande Gerber, mit dem sie zwei Kinder hat. Tochter Kaia (15) sieht ihrer schönen Mutter zum Verwechseln ähnlich und ist ebenfalls bereits bei einer renommierten Modelagentur unter Vertrag. Im Herbst lachten Mutter und Tochter gemeinsam vom Titel der französischen Vogue. Crawford engagiert sich in der LeukämieForschung und hat vergangenes Jahr ihre Autobiografie „Becoming Cindy“veröffentlicht.
Während die anderen Supermodels zu dieser Zeit über fixe Merkmale definiert wurden (Crawford und das Muttermal, Schiffer und die blonden Haare), war Linda Evangelista ( 51) in der Branche als wandelbares „Chamäleon“bekannt. Lagerfeld bezeichnete sie einst als „bestes Model der Welt“, Stefano Gabbana als „ Model“. Heute ist sie alleinerziehende Mutter eines Sohnes und steht immer wieder für namhafte Fotografen vor der Kamera.
Die Einzige, die immer noch regelmäßig auf Laufstegen zu sehen ist, ist Naomi Campbell (46). 1988 war die Tochter einer Jamaikanerin das erste dunkelhäutige Model, das es auf das Cover der Vogue geschafft hat, später trat sie mit Cindy, Linda und anderen Kolleginnen in George Michaels Musikvideo „Freedom“auf. Im September lief Campbell für Versace bei der Fashion Week in Mailand. Und sah dabei genauso umwerfend aus wie vor 25 Jahren.