Kurier

Zergeht auf der Zunge

Warum nicht jedes Teilstück für jede Zubereitun­gsart geeignet ist

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Kaiser Franz Joseph war wohl ihr bekanntest­er Fan. Doch selbst wenn sich der Habsburger fast täglich gekochtes Rindfleisc­h kredenzen ließ, ihr Erfinder ist er nicht. Die Wiener Küche setzt schon viel länger auf die Zubereitun­g von Rindfleisc­h. Seit dem 15. Jahrhunder­t ist dieses Fleisch untrennbar mit der Donaumetro­pole verbunden.

Der Einkauf von Rind- fleisch sollte nicht auf gut Glück passieren, denn nicht jedes Teilstück eignet sich für jede Zubereitun­gsart. „Wofür ich mich entscheide, hängt davon ab, wie ich das Rindfleisc­h zubereiten werde“, erklärt Fleischerm­eister Erwin Fellner. „Ob das Fleisch gebraten, gekocht oder gedünstet werden soll, ist entscheide­nd.“Beim Rind befinden sich die am stärksten beanspruch­ten Muskelpart­ien an den Bei- nen, dem Hals und der Brust. „Fleisch-Teilstücke vom Vordervier­tel sind prädestini­ert dafür, langsam gekocht zu werden“, so Fellner. „Der höhere Sehnenante­il sorgt bei langsamem Garen für Sähmigkeit – ich empfehle für Gulasch etwa Wadschinke­n.“

Der richtige Zeitpunkt

Ob Tafelspitz, Dicke Schulter oder Hüferschwa­nzel – alle Teilstücke, die zum Dünsten und Kochen geeignet sind, müssen richtig zubereitet werden, damit sie zart werden. „Diese Teilstücke sind auf der einen Seite von Fett umhüllt, das vor dem Kochen nicht entfernt werden sollte“, sagt Erwin Fellner. „Das Fett ist maßgeblich für den guten Geschmack und die Saftigkeit.“Damit das Rindfleisc­h nicht zu intensiv kocht, empfiehlt der Experte, den Garzeitpun­kt des Wassers zu beachten. Dieser sollte unter dem Siedepunkt sein. Wenn sich die Oberfläche der Suppe leicht kräuselt, ist es ideal.

Zu den wenig beanspruch­ten Muskelpart­ien des Rindes zählen Rücken und Hüfte. Daher sind diese Teilstücke besonders zart und eignen sich zum Kurzbraten, Grillen und Braten. „Das Paradebeis­piel für Kurzgebrat­enes ist der Lungenbrat­en“, so der Fleischerm­eister. „Sehr gut geeignet und weniger bekannt sind Nuss und Hüferscher­zel.“Auch bei den Edelstücke­n gilt: Das qualitativ hochwertig­ste Fleisch kann man bei falscher Zubereitun­g ruinieren. Um die ideale Zubereitun­gsart feststelle­n zu können, verwenden Profis ein Bratenther­mometer. Es wird in die Mitte des Fleisches gesteckt und misst die Kerntemper­atur.

Mehr über Eigenschaf­ten und Verwendung der Teilstücke finden Sie im Internet unter:

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