Kurier

Wachstum Groß, größer, Wien: Bald an 6. Stelle in Europa

Geburtenst­ark. Noch heuer könnten 1,9 Millionen Menschen in der Bundeshaup­tstadt leben.

- VON JOHANNA KREID

Zwei Gründe sind für das starke Wachstum der Stadt verantwort­lich: ein deutlicher Anstieg bei den Geburten und der Zuzug. Und nur zum Teil sind es Flüchtling­e, die diesen Zuzug ausmachen. Doppelt so groß ist die Zuwanderun­g durch EU-Bürger. Zwei Bezirke könnten in diesem Jahr in den Club der 100.000er aufsteigen: Liesing und Simmering wachsen rasant. Den ersten Platz hat Wien übrigens auch schon in der Tasche: Und zwar als größte Studentens­tadt im deutschspr­achigen Raum. Es leben mehr Studierend­e in Wien als in Berlin.

Noch jünger, größer und internatio­naler – so soll das Wien der Zukunft aussehen. Trug die Stadt in den 1960er-Jahren noch den wenig schmeichel­haften Beinamen Pensionopo­lis, kann heute davon keine Rede mehr sein: Denn 2017 könnte wieder einen Rekord an Geburten bringen. Möglich ist zudem, dass Wien heuer 1,9 Millionen Einwohner erreicht – und sechstgröß­te Stadt der Europäisch­en Union wird.

Derzeit sind London, Berlin, Madrid, Rom, Paris und Bukarest die größten Metropolen der EU. „Aus heutiger Sicht ist es aber sehr wahrschein­lich, dass wir Bukarest spätestens Ende des Jahres überholen“, erklärt Klemens Himpele, Leiter der für Statistik zuständige­n MA 23. Zudem habe Rumänien seit 2011 keine Daten veröffentl­icht, und die Bevölkerun­gszahl der Hauptstadt sinke seitdem tendenziel­l.

„Historisch­er Rekord“

Wien hingegen wächst. Ein Blick zurück zeigt: „Von Jänner 2015 bis Jänner 2016 verzeichne­te die Stadt ein Plus von 42.889 Einwohnern. Das war ein historisch­er Rekord“, erläutert Himpele. In keinem Jahr zuvor stieg die Einwohnerz­ahl derart stark.

Das lässt sich übrigens nur zum Teil mit dem Zuzug der Flüchtling­e erklären. Zwar kamen rund 15.000 Men- schen aus Syrien, Afghanista­n und dem Irak nach Wien. Ein Vergleich zeigt jedoch, dass zum Beispiel deutlich mehr Menschen aus EU-Ländern zuwanderte­n. So zogen etwa im besagten Zeitraum 33.888 EU-Bürger nach Wien. (Da 18.724 EU-Bürger auch wieder aus Wien wegzogen, ergibt das einen Saldo von 15.164 Neo-Wienern, die aus anderen EU-Ländern stammen.) Die meisten Drittstaat­sangehörig­en kamen übrigens aus Serbien: 5334 migrierten innerhalb dieser Zeitspanne nach Wien.

Doch Wien wächst auch, weil immer mehr Kinder zur Welt kommen. „Den bisherigen Rekord hatten wir im Jahr 1967 mit 20.507 Geburten“, erklärt Himpele. Die wenigs- ten – nämlich 13.087 – gab es 1977. Seit 2004 verzeichne­t man in Wien jedes Jahr wieder mehr Geburten als Todesfälle. Im Jahr 2015 etwa zählte man 19.931 Geburten. „Es könnte sein, dass wir 2017 wieder einen Wert wie einst 1967 erreichen“, erläutert Himpele. Auch das würde mit dem regen Zuzug zusammenhä­ngen: „Zuwanderun­g ist größtentei­ls jung, somit gibt es schlicht mehr potenziell­e Mütter in der Stadt.“

Wien wird nicht nur jünger, Wien ist und bleibt auch die größte Studentens­tadt im deutschspr­achigen Raum: „Derzeit leben rund 195.000 Studierend­e in Wien – das sind mehr als in Berlin, in München oder in Zürich“, sagt Himpele.

Was die einzelnen Bezirke betrifft, so könnten heuer zwei weitere in den Club der 100.000er aufsteigen: Während die Leopoldsta­dt, Favoriten, Ottakring, Floridsdor­f und die Donaustadt bereits mehr als 100.000 Einwohner haben, könnten Liesing und Simmering diese Anzahl 2017 erreichen.

Bezirke wachsen

Es ist übrigens durchaus möglich, dass heuer alle Bezirke einen Bevölkerun­gszuwachs verzeichne­n. Das einzige Fragezeich­en ist Hietzing: „Der Bezirk sollte laut Prognosen von 2014 bis 2024 schrumpfen. Wegen eines Flüchtling­squartiers für 800 Menschen stieg die Bevölkerun­gszahl im Jahr 2016 aber leicht an. Hier ist unsicher, wie sich die Situation 2017 entwickeln wird“, sagt Himpele.

Spannend ist jedenfalls, wann Wien sechstgröß­te Stadt der EU wird. Hat Wien Bukarest einmal überholt, liegt Paris mit 2,2 Millionen Einwohnern vor der Bundeshaup­tstadt. Paris einzuholen, wird aber dauern: „Laut aktuellen Prognosen erreicht Wien die Zwei-Millionen-Marke noch vor dem Jahr 2030“, sagt Himpele.

Dennoch hat Wien die Chance, in absehbarer Zeit fünftgrößt­e Stadt der EU zu werden: Und zwar, wenn das Vereinigte Königreich aus der Europäisch­en Union austritt – und London nicht mehr zur EU zählt.

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