Countdown zur Ära Donald Trump
„Amerika zuerst“. Es wird ernst: Der neue Präsident tritt am 20. Jänner sein Amt an. Schon jetzt wird klar, wo er seinen Gegner sieht. Vor allem in China.
Wann und ob Xi Jinping überhaupt die Twitter-Meldungen des künftigen US-Präsidenten liest, dürfte nur der innerste Kreis um Chinas Staats- und Parteichef wissen. Das ganz Land aber weiß nun, dass Xi nichts davon hält. „Twitter sollte kein Instrument der Außenpolitik werden. Sie ist kein Kinderspiel“, ließ die Staatsführung in Peking via Nachrichtenagentur Xinhua mitteilen. „Diese Besessenheit ist nicht erwünscht.“
Donald Trump dürfte diese Benimmregel aus Peking wenig kümmern. Im Gegenteil – China gelten besonders viele seiner Twitter-Attacken. Und daran wird sich nach dem 20. Jänner, wenn der 45. Präsident der USA sein Amt antritt, auch wenig ändern. Denn seine außenund handelspolitische Stoßrichtung zeigte schon im Wahlkampf einen klar antichinesischen Ausschlag.
Jobkiller
China, das ist aus der Sicht des Milliardärs und seines ausgesprochen China-kritischen Wirtschaftsteams neben Mexiko der Killer Nummer Eins von amerikanischen Industriejobs. Tatsächlich schrumpfte die Zahl der USIndustriearbeitsplätze in den vergangenen 25 Jahren um ein Drittel. Ein Teil davon wurde ausgelagert, der Großteil aber durch technologische Arbeitsprozesse schlicht wegrationalisiert.
Doch Chinas Handelsbarrieren, seine Hürden für Importe, die wettbewerbsverzerrenden Subventionen, die systematisch unterbewertete Währung – all dies wertet der Mann, „der Amerika wieder groß machen“will, als einen indirekten Angriff. Die Frage ist nur: Welche Mittel stehen dem mächtigsten Mann der Welt zur Verfügung, um Chinas Handelspolitik umzudirigieren? Die Zeichen stehen auf Konfrontation, nicht erst seit Trump diese Woche Robert Lighthizer zum US-Handelsbeauftragten ernannte. Der Politikveteran hatte schon als Mitarbeiter der Reagan-Regierung einst Japan dorthin gezwungen, womanheute auch China haben möchte: Restriktionen für amerikanische Importe mussten abgebaut und die Subventionen für die eigenen, japanischen Exporte gesenkt werden.
Tweet gegen Toyota
Für Donald Trump immer noch nicht genug. Per Tweet drohte er Toyota am Freitag mit Strafzöllen, sollte der japanische Autobauer weiter in Mexiko und nicht in den USA Autos fertigen lassen. Japans Regierung wies dies brüsk zurück – und Japan ist immerhin ein Verbündeter der USA. Das selbstbewusste China, zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, werde sich noch viel weniger in die Knie zwingen lassen, befürchten politische Beobachter. Schon wachsen die Sorgen vor einem möglichen Handelskrieg mit China.
Dass Trump hingegen bereits am Tag Eins seiner Präsidentschaft das Transpazifische Handelsabkommen (TPP) wieder abschaffen will, stört in Peking niemanden. Im Gegenteil. TPP hätte China ausgesperrt.
Protektionismus
So gut wie tot wie scheint auch TTIP, das geplante europäisch-amerikanische Handelsabkommen. Und auch das Nordamerikanische Handelsabkommen NAFTA (zwischen den USA, Kanada und Mexiko) hat der Businessman im Visier. NAFTA will er zumindest neu verhandeln und dabei für die USA bessere Konditionen herausschlagen. Alles unter dem protektionistischem Motto – „Amerika zuerst“.
Das allerdings treibt Amerikas Autokonzernen die Sorgenfalten auf die Stirn. Ein Drittel aller USAuto-Importe kommt aus Mexiko. Dort lassen Ford, General Motors und Co. wegen der billigen Lohnkosten Zigtausende Auto bauen. Lässt der neue US-Präsident Zoll- mauern hochziehen, weil er darauf besteht, dass wieder mehr Autos in den USA gebaut und dadurch mehr amerikanische Jobs geschaffen werden müssen, wird dies alle Autokonzerne treffen.
Und so klang es nach einem schweren Einknicken vor Trump, als Ford diese Woche verkündete: Man werde statt 1,6 Milliarden Dollar in Mexiko lieber 700 Mio. in Michigan investieren. Trump jubilierte. Wirtschaftsforscherin Kristin Dziczek aber gibt zu bedenken: „Ford hätte diese Entscheidung nicht getroffen, wenn sie nicht wirtschaftlich sinnvoll wäre. Wenn sie auch noch politisch Sinn ergibt, umso besser.“