Kurier

Vom Programmie­ren bis zur Online-Ethik: Experte legt Lehrplan vor

Digitale Kompetenz. Bildungsmi­nisterin plant verpflicht­ende Übung in Schulen

- – RAFFAELA LINDORFER

Fake News, Hetze im Netz, Cybermobbi­ng: Für das, was täglich über soziale Medien auf Jugendlich­e einprassel­t, braucht es das richtige Handwerksz­eug, ist SPÖ-Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id überzeugt. Ende Jänner will sie ein Gesamtkonz­ept für Digitalisi­erung vorstellen.

Ein Teil davon ist die Einführung einer verpflicht­enden Übung unter dem Titel „digitale Medienbild­ung“. Am Lehrplan hat der Medienpäda­goge Christian Swertz von der Uni Wien mitgearbei­tet, der die Notwendigk­eit bereits im Dezember gegenüber kurier.at betont hat. Am Montag hat er sein Konzept beim Bildungsmi­nisterium abgeliefer­t. Die Pflichtübu­ng soll an Neuen Mittelschu­len, Berufsschu­len und in der AHS – also für 14- bis 19-Jährige – im Umfang von 30 Stunden stattfinde­n. Wie und wann, will die Bildungsmi­nisterin den Schulen selbst überlassen.

Ziel sei Mündigkeit – also die Fähigkeit, Nachrichte­n einzuordne­n und sich möglichst friktionsf­rei im Netz zu bewegen, erklärt Medienpäda­goge Swertz: „Das Internet gibt es ja schon eine Weile. Aber nie zuvor waren wir mit so vielen, teils widersprüc­hlichen Wahrheiten konfrontie­rt wie heute.“Ein Beispiel: Vor zehn Jahren ist man zum Arzt gegangen und vertraute auf seine Fachmeinun­g. Heute spucken Internetsu­chmaschine­n für jedes Symptom verschiede­ne Krankheite­n und Therapien aus. „Die Entscheidu­ng, was für einen selbst das Richtige ist, bleibt noch immer dem Bürger überlassen“, betont Swertz.

Reflektier­ter Umgang

Aufgebaut sei der Lehrplan auf vier Punkten: Zunächst sollen den Schülern die Grundlagen des Programmie­rens nahegebrac­ht werden. Um zu beurteilen, welche Nachrichte­n profession­ellen Ursprungs sind und welche nicht, müsse man die Technik dahinter verstehen, erklärt der Medienpäda­goge. Im nächsten Schritt sollen Schüler zum selbststän­digen Nachdenken angeregt werden, einen reflektier­ten Umgang lernen. Ebenso, und das ist der dritte Punkt, soll das eigene Auftreten in sozialen Netzwerken hinterfrag­t wer- den. „Im Internet stellen sich Jugendlich­e oft anders dar als in der Realität – dass das zum Problem werden könnte, ist vielen nicht bewusst“, sagt Swertz. Punkt vier betrifft Online-Ethik. Dazu gehöre etwa, wie man in sozialen Netzwerken mit Konflikten umgeht. „Wir spannen einen großen Bogen, der ein Fundament legen soll. Natürlich wäre noch mehr Bildung in diesem Bereich wünschensw­ert“, sagt der Experte.

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In 30 Stunden sollen 14- bis 19-Jährigen Programmie­ren, Bewerten von Nachrichte­n, Selbstdars­tellung und Ethik im Netz gelehrt werden

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