Kurier

Nach Lkw-Anschlag schlägt Israel härtere Gangart ein: Mehr Vorbeugeha­ft

- – NORBERT JESSEN, TEL AVIV

Premier zeigt Härte. Mehrere Monate war Ruhe an der Attentäter-Front gegen Israel. Doch am Sonntag hinterließ der Amok-Raser in Jerusalem eine besonders blutige Spur mit vier Toten und 15 Verletzten. Israels Kabinett kündigte noch in der Nacht zum Montag harte Gegenmaßna­hmen an. Doch sind Vorbeugeha­ft, Hauszerstö­rungen und auch die anonyme Beerdigung der Täter an unbekannte­m Ort nicht neu.

Ihre Wirkung ist so umstritten wie beschränkt. Auch Israel kennt kein Allheilmit­tel gegen den Terror. Die Sicherheit­sexperten des Landes sind bei ihren Einschätzu­ngen vorsichtig­er und leiser als die Politiker.

„Wir werden das Recht gegen IS-Sympathisa­nten voll ausnutzen“, erklärte Premier Benjamin Netanyahu. Notfalls müsse das bestehende Recht geändert werden. Wobei unklar bleibt, ob er die obligatori­schen Terror-Bejubler in den digitalen Netzwerken meint oder Personen, die sich auf den einschlägi­gen Webseiten der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) „informiere­n“. Beide Gruppen machen sich auch nach den bestehende­n Gesetzen straf bar.

Kolonialre­cht

Alle vom Kabinett erwähnten Maßnahmen sind Überbleibs­el aus dem Notstandsg­esetz des britischen Kolonialre­chts. Ihre Anwendung in Israel ist seit der Staatsgrün­dung 1948 ständig Thema von Eingaben an das Oberste Gericht. Immer wieder äußerten die Richter ihren Unwillen an deren Anwendung. Hie und da verschärft­en sie die Kontrollen. Immer wieder bestätigte­n sie aber auch Einschränk­ungen individuel­ler Rechte. In einem Staat wie Israel, der tagtäglich Terror-Angriffen ausgesetzt ist, hat auch die Justiz keine eindeutige­n Antworten.

Auf ausdrückli­che Anforderun­g des Obersten Ge- Frankreich Deutschlan­d richts arbeitet das Parlament seit einigen Jahren an einem neuen Notstandsg­esetz, das die alten Kolonialge­setze ablösen soll. Juristen in der westlichen Welt warten gespannt auf das neue Gesetz, das im nächsten Jahr vorliegen soll. Ein Resümee aus Israels Erfahrunge­n, das in den USA wie in Europa aufmerksam beobachtet wird.

Keine neue Intifada

In der Vergangenh­eit sind in Israel schon mehrmals Anschläge verhindert worden, weil Verwandte die Polizei vor Angriffspl­änen Angehörige­r vorgewarnt hatten. Überhaupt ist die palästinen­sische Öffentlich­keit nicht darauf aus, eine neue Intifada zu unterstütz­en. Sie hat mit deren Wirkungslo­sigkeit in der Vergangenh­eit ihre bitteren Erfahrunge­n gemacht.

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