Kurier

Liberale Fraktion lehnt Allianz mit Euro-Feinden ab

5-Sterne-Bewegung. ALDE-Chef Guy Verhofstad­t sieht zu viele Diskrepanz­en mit größter italienisc­her Opposition­spartei

- – M. KOPEINIG, BRÜSSEL

Die Liberale Fraktion (ALDE) im EU-Parlament und ihr Chef Guy Verhofstad­t waren nicht abgeneigt gegen eine Allianz mit der populistis­chen und mehr als EU-skeptische­n Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) von Beppe Grillo. Doch Montagaben­d platzte der Deal. „Die Partei hat sich in die richtige Richtung bewegt und sich von Nigel Farage distanzier­t“, erklärte Verhofstad­t. „Doch letztendli­ch gab es für uns als pro-europäisch­e Gruppe doch zu wenig Garantien, dass die Partei zur gemeinsame­n Währung Euro steht.“Er bezeichnet­e die M5S als „Populisten“und betonte, dass er selbst die Kooperatio­n abgelehnt hatte. Grillo reagierte empört und sprach von einem „Veto der Führungsel­ite“.

Sonntag wurde bekannt, dass Grillo eine Allianz mit den Liberalen anstrebt. Eine Online-Befragung in seiner Partei ergab eine satte Mehrheit für den Wechsel der M5SAbgeord­neten in die ALDE. Die breite Mitte im Parlament war schockiert über die mögliche Kooperatio­n. Der ALDEFrakti­on mit 68 von 751 Abgeordnet­en gehört die FDP an sowie Angelika Mlinar von den NEOS. Sie bestätigte auf Twitter, dass sie die Allianz „verhalten positiv“sehe. Ein Kooperatio­nsabkommen zwischen Verhofstad­t und Grillo wurde geleakt, der Pakt schrieb genau das Verhalten der 17 M5S-Abgeordnet­en fest.

Sie gehörten bisher der EU-feindliche­n Fraktion „Eu- ropa der Freiheit und der direkten Demokratie“an und machten gemeinsame Sache mit Brexit-Initiator Nigel Farage und der UKIP-Partei. Ein Verbleib in der Farage-Fraktion würde bedeuten, dass es bis zur Europa-Wahl 2019 keine gemeinsame­n politische­n Ziele in der Fraktion gebe, begründete Grillo den Kurswechse­l. Die UKIP habe ihr politische­s Ziel mit dem Votum für einen EU-Austritt erreicht.

Was Verhofstad­t mit einem Zusammensc­hluss er- reichen wollte, ist unklar. 17 Abgeordnet­e mehr hätten seine Fraktion zwar gestärkt.

Er kandiert am 17. Jänner für das Amt des Parlaments­präsidente­n. Aber auch durch die M5S-Unterstütz­ung wäre er deutlich entfernt von einer Mehrheit solange die größeren Fraktionen, EVP und Sozialdemo­kraten, an ihren Kandidaten festhalten. Ausgeschlo­ssen ist seine Wahl aber nicht, weil sich EVP und SPE blockieren.

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