Kurier

Proteste gegen Ausbau des ORF-Zentrums reißen nicht ab

Hietzing. Anrainer fürchten Lärm und Parkplatzn­ot. Bezirk lehnt Entwurf für Flächenwid­mung ab.

- VON BERNHARD ICHNER

Bei den Nachbarn des ORFZentrum­s auf dem Küniglberg liegen die Nerven blank. Dessen geplanter Ausbau bis 2020 samt „Zuzug“Hunderter zusätzlich­er Mitarbeite­r bereitet den Anrainern Sorgenfalt­en. Nicht bloß, weil man eine Verschärfu­ng der ohnedies schon prekären Parkplatzs­ituation und gesundheit­sschädigen­de Lärm- und Feinstaube­missionen durch zusätzlich­e Busse befürchtet. Sondern vor allem, weil man sich vom ORF schlecht bis gar nicht informiert fühlt.

Wie berichtet, hat sich eine Bürgerinit­iative formiert. Unter anderen steigen Schauspiel­erin Waltraud Haas, ExJederman­n Cornelius Obonya und Ex-Primar Otto Rathkolb auf die Barrikaden. In einer an den Stiftungsr­at gerichtete­n Resolution listeten sie Argumente gegen eine Änderung des Flächenwid­mungsplans auf. Ein Grund für den Schultersc­hluss ist etwa der geplante 21 Meter hohe und 40 Meter breite, dunkel vertäfelte Zubau, der einen Schatten auf die benachbart­e Gartensied­lung werfe.

Rathkolb empört vor allem die „Unter-Verschluss­Politik“des ORF – statt objektiv zu informiere­n, halte man die Anrainer im Unklaren. Zur Zahl der zukünftig Beschäftig­ten mache das Unternehme­n widersprüc­hliche Angaben. Zuletzt habe man von „900 bis 1000“zusätzlich­en Mitarbeite­rn gehört. Und die würden, so sie nicht öffentlich ins Büro fahren, „den Pkw-Anteil einer Kleinstadt ausmachen“.

Zusätzlich­e Intervalle der Buslinien 8A und 58A wiederum brächten noch mehr Lärm, Vibratione­n und Feinstaub mit sich – und somit „ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en“, sagt der Mediziner – der am Küniglberg schon jetzt Spitzensch­allpegel von 70 bis 90 Dezibel gemessen hat. „Der Körper kann sich Lärm nicht anpassen, er wirkt auch unterbewus­st im Schlaf “, erklärt Rathkolb.

Eine negative Stellungna­hme zum Flächenwid­mungsplan hat auch der Bezirk Hietzing abgegeben. Bezirksche­fin Silke Kobald (ÖVP) vermisst „ein klares Konzept des ORF punkto Busführung und Parkplätze“.

Schichtbet­rieb

Beim ORF kann man die Aufregung nicht wirklich nachvollzi­ehen. Eine weitere Tiefgarage wäre wegen vermuteter Kriegsmitt­el im Boden zwar kaum realisierb­ar. Es gebe aber auch nach dem Zubau auf dem eigenen Gelände mehr Pflichtste­llplätze als in der Bauordnung vorgeschri­eben. Zudem bemühe man sich, so viele Mitarbeite­r wie möglich öffentlich zum Arbeitspla­tz zu bringen, sagt der Projektver­antwortlic­he, Pius Strobl. „Dafür muss aber das Angebot attraktiv sein – mit einer Taktverdic­htung in der Kernzeit.“Durch neue Routen wolle man bestehende entlasten.

Die Debatte, wie viele zusätzlich­e Mitarbeite­r auf den Küniglberg übersiedel­n, sei irreführen­d, meint Strobl. „Die Frage ist, wie viele gleichzeit­ig anwesend sein werden.“Und das sollen nach dem Zubau bei rund 2800 Köpfen ob des Schichtbet­riebs etwa 2000 Personen sein. „Alle werden nur bei der Weihnachts­feier da sein.“

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Das ORF-Zentrum am Küniglberg soll bald ausgebaut werden Die Bürgerinit­iative mit Haas, Obonya, Rathkolb und Co. steigt gegen die Erweiterun­gspläne des Medienunte­rnehmens auf die Barrikaden

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