Den Schnupfen durch Impfung verhindern
Grundlagen. Wiener Forscher Valenta will Immunabwehr gegen bestimmte Eiweißstoffe wappnen
Fünf Mal pro Jahr ereilt Erwachsene ein Schnupfen, Kinder sogar bis zu zehn Mal. Wegen vieler unterschiedlicher Virenstämme (zwischen 100 und 300, die auch mutieren) war es bisher unmöglich, das Problem an der Wurzel zu packen – um etwa mit einer Impfung wie gegen Grippeviren eine Infektion überhaupt zu verhindern.
Die Forschungen des Teams von Univ.-Prof. Rudolf Valenta vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie an der MedUni Wien geben nun Hoffnung darauf. Valenta hat ein neu entwickeltes Serum patentieren lassen. Allerdings befinden sich die Unter- suchungen noch in einem präklinischen (vorklinischen) Stadium. Das heißt, bisher gab es In-Vitro-Versuche im Labor sowie an Kaninchen.
„Es dauert noch zwei bis drei Jahre, bis wir mit Studien am Menschen beginnen können“, erklärt Virenforscherin Katarzyna Niespodziana. Die eigentliche Arbeit für die Forscher beginne erst. „Die bisherigen Ergebnisse haben durchaus Potenzial und geben Hoffnung, dass es funktioniert. Wir sind die ersten, die serologische Tests gemacht haben, das wird in Zukunft wichtig für die Identifizierung einzelner gefährlicher Virenstämme sein.“
Der verfolgte Ansatz ba- siert auf Erkenntnissen, die Valentas Team vor einigen Jahren gewann. Das körpereigene Immunsystem richtet seine Abwehrkräfte bei Schnupfenviren an die falsche Stelle. Anstatt an der Virenhülle anzusetzen, zielen die Antikörper auf Eiweißbestandteile im Inneren des Virus. Damit wird die Infektion der Körperzellen aber nicht verhindert.
Die Forscher stellten darauf hin fest, dass sich bestimmte Eiweißstoffe an der Oberfläche der Schnupfen auslösenden Rhinoviren bei allen Stämmen ähneln. Valentas Idee: Das Immunsystem mit genau diesen Proteinen zu impfen, damit es die richtigen Antikörper auf der Hülle bildet und somit eine Infektion verhindert. Dafür werden Fragmente eines Rhinovirus auf einem anderen Virus als Träger sowie mit einem Protein verbunden.
Parallel werde an einem Rhinoviren-Chip gearbeitet, der gerade an Kindern mit Asthma-Attacken getestet wird. Damit wollte man ursprünglich lediglich die Virenstämme kategorisieren. Niespodziana: „Für den Impfstoff grenzen wir uns ab und nehmen die gefährlichsten Stämme.“Es seien zwar zwei Projekte, die sich aber überlappen. „Eines kann ohne das andere nicht leben.“