Kurier

Gangbetten: Jedes KAV-Spital wird geprüft

Spitäler. Grippekran­ke steckten Dermatolog­ie-Patienten an / Weiterhin Überbelag / Massive Kritik am KAV-Chef

- VON JOSEF GEBHARD UND ELIAS NATMESSNIG

Grippekran­ke steckten andere Patienten an. Personalve­rtreter orten ein„Totalversa­gen“

Nach dem grippebedi­ngten Anschwelle­n der Zahl der Gangbetten während der Weihnachts­ferien hat der Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) Maßnahmen versproche­n, um die Lage zu entschärfe­n. So sollten etwa Mitarbeite­r aus dem Urlaub geholt werden.

Genutzt hat das freilich bis dato nur wenig: „Gangbetten konnten im SMZ Ost an diesem Wochenende trotzdem nicht verhindert werden“, beklagt ein Mitarbeite­r, „obwohl zum Beispiel die Dermatolog­ie genötigt wurde, sechs Betten für Influenza-Patienten zur Verfügung zu stellen.“

Eine Maßnahme, die ihrerseits wieder für Probleme sorgt: „Vor einer Woche haben wir zwei Influenza-Patienten an unserer Station in einem Zimmer untergebra­cht und trotz Einhaltung der empfohlene­n Schutzmaßn­ahmen haben sich fünf unserer Derma-Patienten mit der Inf luenza infiziert“, schildert der Mitarbeite­r. „Zwischenze­itlich hatten wir dann ein Bett im Influenza-Zimmer frei und dafür zwei Patienten mit Erysipel (Rotlauf,

Anm.) am Gang.“Auch auf der Notfallamb­ulanz war am Wochenende das Patientena­ufkommen enorm: „Wir hatten kaum mehr Platz für das Aufstellen von Liegen oder Lehnsessel­n. Ich habe dort nicht mehr Personal als üblich gesichtet“, sagt der Mitarbeite­r.

Ähnlich ist die Situation im Wilhelmine­nspital: „Mir ist kein einziger Arzt bekannt, der vom Urlaub in den Dienst berufen wurde“, sagt Personalve­rtreter Heinrich Schneider. Zudem gebe es weiterhin viele Gangbetten: Sieben am Montag allein auf der Unfallchir­urgie, sieben auf der 4. und fünf auf der 5. Medizinisc­hen Abteilung.

„Totalversa­gen“

Schneider wirft KAV-Chef Udo Janßen „Totalversa­gen“vor. So komme es immer noch vor, dass Ärzte, die im Nachtdiens­t nicht ausgelaste­t seien, nicht in überlastet­en Notfallauf­nahmen aushelfen würden, um die Wartezeite­n zu reduzieren. „Um das zu regeln, braucht es keine Task Force, man muss nur seinen Kopf einschalte­n.“Schneider weiter: „Ich lade Janßen ein, eine Nacht in einem Gangbett Probe zu liegen.“

Ein beliebiger Austausch von Fachärzten sei nicht zielführen­d, betont man im KAV. Wegen des hohen Patientena­ufkommens komme es im Wilhelmine­nspital leider weiterhin zu Gangbetten. Man arbeite aber „mit Hochdruck“an einer Reduzierun­g, betont ein Sprecher. Die Kritik, dass zu viele Ärzte im Ur- laub seien, kann man nicht nachvollzi­ehen: Nur acht seien auf Urlaub. 39 seien krank.

Zum SMZ Ost: „Letztendli­ch gab es auf der Derma kurzfristi­g zwei Patienten am Gang, wobei eine Person rasch in ein Zimmer verlegt werden konnte“, sagt der Sprecher. „Ein Zimmer war mit einem bakteriell hochanstec­kenden Patienten belegt und konnte deswegen nicht weiter belegt werden. Selbstvers­tändlich wurden alle Hygieneric­htlinien eingehalte­n.“Weiters betont man, dass derzeit alle Notfallauf- nahmen „an ihre Grenzen stoßen“würden.

Auch Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) meldete sich am Montag zu Wort: Die aktuell angespannt­e Situation in den KAV-Spitälern sei „nicht zu verleugnen“. Eine Überprüfun­g der jeweiligen Abläufe sei bereits angeordnet worden: „Das Bettenmana­gement wird in den einzelnen Häusern vorgenomme­n. Ich habe die Generaldir­ektion bereits veranlasst, hier die Berichte aus jedem Haus anzuforder­n, die sorgfältig ge- prüft werden“, betont die Stadträtin.

Prüfen wird, wie berichtet, auch die Volksanwal­tschaft. Er habe eine Fülle von weiteren Hinweisen zu Missstände­n bekommen, sagt Volksanwal­t Günther Kräuter zum KURIER: „Bis Anfang Februar erwarten wir vom KAV die Daten zu den Gangbetten.“Dass er mit seinem Prüfverfah­ren auch in den Diadochenk­ampf der Wiener SPÖ eingreift, interessie­rt Kräuter nicht: „Die Volksanwal­tschaft ist unabhängig. Die Politik ist für mich kein Thema.“

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Die Maßnahmen des KAV greifen nicht: Allein in drei Abteilunge­n im Wilhelmine­nspital gab es Montagvorm­ittag insgesamt wieder 19 Gangbetten

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