Gangbetten: Jedes KAV-Spital wird geprüft
Spitäler. Grippekranke steckten Dermatologie-Patienten an / Weiterhin Überbelag / Massive Kritik am KAV-Chef
Grippekranke steckten andere Patienten an. Personalvertreter orten ein„Totalversagen“
Nach dem grippebedingten Anschwellen der Zahl der Gangbetten während der Weihnachtsferien hat der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) Maßnahmen versprochen, um die Lage zu entschärfen. So sollten etwa Mitarbeiter aus dem Urlaub geholt werden.
Genutzt hat das freilich bis dato nur wenig: „Gangbetten konnten im SMZ Ost an diesem Wochenende trotzdem nicht verhindert werden“, beklagt ein Mitarbeiter, „obwohl zum Beispiel die Dermatologie genötigt wurde, sechs Betten für Influenza-Patienten zur Verfügung zu stellen.“
Eine Maßnahme, die ihrerseits wieder für Probleme sorgt: „Vor einer Woche haben wir zwei Influenza-Patienten an unserer Station in einem Zimmer untergebracht und trotz Einhaltung der empfohlenen Schutzmaßnahmen haben sich fünf unserer Derma-Patienten mit der Inf luenza infiziert“, schildert der Mitarbeiter. „Zwischenzeitlich hatten wir dann ein Bett im Influenza-Zimmer frei und dafür zwei Patienten mit Erysipel (Rotlauf,
Anm.) am Gang.“Auch auf der Notfallambulanz war am Wochenende das Patientenaufkommen enorm: „Wir hatten kaum mehr Platz für das Aufstellen von Liegen oder Lehnsesseln. Ich habe dort nicht mehr Personal als üblich gesichtet“, sagt der Mitarbeiter.
Ähnlich ist die Situation im Wilhelminenspital: „Mir ist kein einziger Arzt bekannt, der vom Urlaub in den Dienst berufen wurde“, sagt Personalvertreter Heinrich Schneider. Zudem gebe es weiterhin viele Gangbetten: Sieben am Montag allein auf der Unfallchirurgie, sieben auf der 4. und fünf auf der 5. Medizinischen Abteilung.
„Totalversagen“
Schneider wirft KAV-Chef Udo Janßen „Totalversagen“vor. So komme es immer noch vor, dass Ärzte, die im Nachtdienst nicht ausgelastet seien, nicht in überlasteten Notfallaufnahmen aushelfen würden, um die Wartezeiten zu reduzieren. „Um das zu regeln, braucht es keine Task Force, man muss nur seinen Kopf einschalten.“Schneider weiter: „Ich lade Janßen ein, eine Nacht in einem Gangbett Probe zu liegen.“
Ein beliebiger Austausch von Fachärzten sei nicht zielführend, betont man im KAV. Wegen des hohen Patientenaufkommens komme es im Wilhelminenspital leider weiterhin zu Gangbetten. Man arbeite aber „mit Hochdruck“an einer Reduzierung, betont ein Sprecher. Die Kritik, dass zu viele Ärzte im Ur- laub seien, kann man nicht nachvollziehen: Nur acht seien auf Urlaub. 39 seien krank.
Zum SMZ Ost: „Letztendlich gab es auf der Derma kurzfristig zwei Patienten am Gang, wobei eine Person rasch in ein Zimmer verlegt werden konnte“, sagt der Sprecher. „Ein Zimmer war mit einem bakteriell hochansteckenden Patienten belegt und konnte deswegen nicht weiter belegt werden. Selbstverständlich wurden alle Hygienerichtlinien eingehalten.“Weiters betont man, dass derzeit alle Notfallauf- nahmen „an ihre Grenzen stoßen“würden.
Auch Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) meldete sich am Montag zu Wort: Die aktuell angespannte Situation in den KAV-Spitälern sei „nicht zu verleugnen“. Eine Überprüfung der jeweiligen Abläufe sei bereits angeordnet worden: „Das Bettenmanagement wird in den einzelnen Häusern vorgenommen. Ich habe die Generaldirektion bereits veranlasst, hier die Berichte aus jedem Haus anzufordern, die sorgfältig ge- prüft werden“, betont die Stadträtin.
Prüfen wird, wie berichtet, auch die Volksanwaltschaft. Er habe eine Fülle von weiteren Hinweisen zu Missständen bekommen, sagt Volksanwalt Günther Kräuter zum KURIER: „Bis Anfang Februar erwarten wir vom KAV die Daten zu den Gangbetten.“Dass er mit seinem Prüfverfahren auch in den Diadochenkampf der Wiener SPÖ eingreift, interessiert Kräuter nicht: „Die Volksanwaltschaft ist unabhängig. Die Politik ist für mich kein Thema.“