Erstand ich mich am besten“
kann, ohne reagieren zu müssen ( Vor wenigen Tagen bekam ich einen Anruf von einem ehemaligen niederösterreichischen Landesrat. Er hat mir eines prophezeit: „Du wirst ab jetzt sehr viel gewinnen. Denn du wirst dein Leben wiedergewinnen.“Auf das setze ich. Frau Pröll, Dirty Campaigning gehört zum politischen Geschäft. Über Ihren Mann sind in den vergangenen zwei Jahren viele Gerüchte verbreitet worden, die Ihre Ehe betreffen. Wie steckt man das als Ehefrau weg? Sissy Pröll: Dieses Gerücht hat unsere Familiensituation betroffen. Darüber wurde in keinem Medium geschrieben, aber durch Mundpropaganda wurde es österreichweit bekannt. Trotzdem ging es mir eigentlich sehr gut. Warum? Der umgekehrte Gefühlszustand wäre die Normalität ... Sissy Pröll: Weil ich sicher war, dass es nicht stimmt. Man soll zwar nie für einen Mann die Hand ins Feuer legen, ich tue es für meinen Mann. Erwin Pröll: nicht tun Sissy Pröll: In dieser Situation habe ich mich manchmal über mich selbst gewundert, angesichts dessen, was da alles getrascht und an mich herangetragen wurde. Das hat mich, uns beide und die ganze Familie stark gemacht. Denn nicht nur ich bin die Leidtragende, sondern auch die Kinder. Wenn die Eltern so verleumdet werden, tut das den Kindern unheimlich weh. Selbst unser ältestes Enkelkind hat das Gerücht gehört. Letztendlich hat diese Zeit die Familie noch mehr zusammengeschweißt. Für eine Frau soll man das auch Mit welchem SPÖ-Kanzler haben Sie sich am besten verstanden? Erwin Pröll: Mit Franz Vranitzky und über einen langen Zeitraum mit Werner Faymann. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass Werner Faymann und ich das wieder in den alten Zustand bringen. Er hat mir am Mittwoch eine SMS geschickt, wo er mir vorgeschlagen hat, ob wir nicht einmal wieder Mittagessen gehen wollen. Ich habe geantwortet: „Das würde ich gerne tun.“Mit Franz Vranitzky war das Verhältnis sehr freundschaftlich, aber auch auch von einem gewissen gegenseitigen Respekt geprägt. Zum 70. Geburtstag habe ich einen Brief von Vranitzky bekommen, der mich sehr bewegt hat. Als ich den Brief las, dachte ich mir, das ist ein Mann von einer staatspolitischen Größe. Sie sind seit über 40 Jahren verheiratet, haben vier Kinder und viele Gerüchte überstanden. Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe? Sissy Pröll: Uns geht der Gesprächsstoff nie aus. Das hält eine Ehe lebendig. Wir beobachten sehr oft, dass viele Paare auf den Nebentischen im Restaurant sich nichts mehr zu sagen haben. Und wir können unglaublich viel lachen miteinander. Die Ehe muss auch lustig sein. Es gibt keinen Tag, wo wir nicht miteinander lachen. Waren Sie auch ein politischer Mensch? Wurde im Hause Pröll politisiert? Sissy Pröll: Es gab ein Gesetz, wenn mein Mann nicht von selbst über Politik begonnen hat zu sprechen, habe ich dieses Thema nicht aufgriffen. Wenn er nach Hause kam, war das Erste, was mein Mann machte, dass er sich umgezogen hat. Da hat er die Last des Arbeitstages abgestreift und in den Alltag eingestiegen. 1968 war ich 18 Jahre alt, da kann man gar nicht unpolitisch sein, wenn man die 68er bewusst miterlebt hat. Wie viel Prozent Ihrer Karriere haben Sie Ihrer Frau zu verdanken? Erwin Pröll: 80 Prozent ( Ich sage Ihnen auch, warum. Wenn meine Frau nicht so tolerant gewesen wäre, wäre ich gar nicht in die Politik gekommen. 1979 hat mich der damalige Landeshauptmann Andreas Maurer überraschend angerufen und mich um ein Gespräch gebeten. Ich hatte schlotternde Knie vor dem Termin, weil ich nicht wusste, was er von mir will. Er bot mir einen Posten als Agrarlandesrat an. Ich fiel aus allen Wolken. Maurer sagte zu mir: „Du musst nicht gleich antworten. Fahr heim und frag’ deine Frau, ob sie will, dass du kein Wochenende mehr zu Hause bist.“Ich fuhr sofort heim. Sissy stand in der Küche und sagte ihr: „Sissy, ich war jetzt grad beim Maurer. Er will, dass ich in die Landesregierung komme. Und ich soll dich fragen, ob es dir recht ist, wenn du mich kein Wochenende mehr siehst.“Sissy antwortet: „Willst es du? Dann mache es. Denn wenn du glücklich bist, dann ist es die Familie auch.“Wenn meine Frau nicht so tolerant gewesen wäre, wäre ich nicht die Politik gegangen. Rückblickend täte mir das sehr leid, denn in den 37 Jahren gab es keine einzige Minute, die ich bedauern würde. Angesichts dieser Tatsache, war der Zeitpunkt des Rückzuges nicht falsch gewählt, weil er unwillkürlich mit dem Falter-Artikel über die Erwin-PröllStiftung in Zusammenhang gebracht wird? Erwin Pröll: Die Stiftung ist korrekt und hat Menschen geholfen. Dazu stehe ich. Wird sie eines Tages rückblickend erwähnt, dann steht bei den Vorwürfen schon erwiesene Verleumdung. Das ist also eher das Problem des gelenkten Journalismus als meins.