Kurier

Regierung will nach Terrorverd­acht rasch mehr Polizei-Überwachun­g verankern

Sicherheit­spolitik. Rasch kam von der Politik Lob für die Exekutive – und die Forderung nach mehr Macht für die Polizei.

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„Terrorverd­ächtiger in Wien gefasst: Warnung der Polizei“, so die Eilmeldung des Innenminis­teriums Freitagnac­hmittag. Ein Verdächtig­er wurde festgenomm­en, er soll möglicherw­eise „zeitnah“einen Terroransc­hlag mit einer Bombe in der Wiener U-Bahn geplant haben. (Alles über die Ermittlung­en und erste Ergebnisse lesen Sie auf Seite 13.)

Nur wenig später würdigten Österreich­s Spitzenpol­itiker über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter die Ermittlung­sarbeit. Um 19:20 Uhr lobt SPÖ-Chef Bundeskanz­ler Christian Kern die „exzellente Polizeiarb­eit“, die Österreich „zu einem der sichersten Länder der Welt“mache. 23 Minuten später folgte VP-Chef Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er („Danke allen Einsatzkrä­ften, die rund um die Uhr für unsere Sicherheit sorgen“), weitere vier Minuten später twittert FPÖ-Chef HeinzChris­tian Strache aus Washington (siehe Seite 9) seinen Dank an die Sicherheit­skräfte und die „exzellente Arbeit“. Und um 20:12 Uhr auch ÖVPAußenmi­nister Sebastian Kurz, der erklärt: „Terroransc­hlag verhindert. Danke an die Polizei und das Team im Innenminis­terium für den Einsatz“, und dazu wie schon Strache den Bericht der

Kronenzeit­ung verlinkt.

Mitterlehn­er legte am Samstag gleich mit der Forderung nach dem „großen Sicherheit­spaket“nach, das kürzlich von der ÖVP vorgestell­t wurde und nun im Regierungs­programm veran- kert werden soll: „Das wäre gerade jetzt ein wichtiges Signal an die Bevölkerun­g.“Die Vorschläge reichen von „Gefährder stärker überwachen“, auch mittels elektronis­cher Fußfessel, über „Video- überwachun­g ausbauen“, einer neuen Vorratsdat­enspeicher­ung, dem Verbot von „Symbolen der Gegengesel­lschaft, wie der Vollversch­leierung und der Koranverte­ilung durch Salafisten“und einer Halbierung der „Obergrenze, um den Zuzug zu bremsen und eine vernünftig­e Integratio­n sicherstel­len zu können“. Mitterlehn­er an Kanzler und SPÖ-Chef Kern: „Worauf warten wir?“

Obwohl Terror-Anschläge in Österreich zum Glück sehr selten sind, ist das Bedürfnis der Österreich nach mehr Sicherheit hoch. Erst im vergangene­n Jahr wurden teure Sicherheit­spakete für Polizei und Bundesheer verabschie­det. Die Polizei wird bis 2020 mit einer Milliarde Euro zusätzlich unterstütz­t, ebenso das Bundesheer, das sich bis 2020 über ein Budgetplus von 1,3 Milliarden Euro freuen kann.

Allerdings warnt der Terrorexpe­rte Thomas Schmidinge­r von der Uni Wien auch vor überschieß­enden Reaktionen: Die Terrorgefa­hr in Österreich sei nicht gestiegen. Die Festnahme des Terrorverd­ächtigen zeige, dass die Behörden funktionie­ren – und nicht, dass die Terrorgefa­hr jetzt größer ist als vor einem Jahr. Zudem müsse man „sehr strikt“unterschei­den zwischen gewaltbere­iten Dschihadis­ten und dem – auch konservati­v gelebten – Islam.

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Das Sicherheit­sbedürfnis der Bevölkerun­g ist groß. Rasch kam seitens der Politik viel Lob für die Polizei – und der Ruf nach mehr Überwachun­g
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Die Regierung will die Überwachun­gsmaßnahme­n ausweiten

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