Kurier

Kein Ende der Pannen im Fall Aliyev

Tod in der Zelle. Eine Schere, ein Messer, ein nicht abgesicher­ter Tatort mit vielen Besuchern und fehlende Fotos

- VON (der Fremdversc­hulden ausschloss) (die ebenfalls Suizid annahm) fugten) (von UnbeGlaube­ns (der muslimisch­en war),

Fast zwei Jahre nach dem Tod des kasachisch­en Ex-Botschafte­rs Rakhat Aliyev in seiner Zelle sind noch immer nicht alle Rätsel gelöst. War es wirklich Suizid? Bis heute steht nicht einmal der genaue Todeszeitp­unkt fest, aber dafür die Feststellu­ng eines deutschen Rechtsmedi­ziners im Raum, Aliyev sei durch fremde Hand getötet worden.

Inzwischen schieben sich die Staatsanwa­ltschaft Wien und zwei gerichtsme­dizinische Institute gegenseiti­g den Schwarzen Peter zu, was die schleppend­e Übermittlu­ng einer Fotodokume­ntation betrifft. Dadurch verzögert sich die Klärung weiter.

Am 24. Februar 2015 um 7.26 Uhr wurde der unter Mordverdac­ht einsitzend­e Aliyev tot in seiner Einzelzell­e aufgefunde­n. Er hatte sich offenbar mit einer Mullbinde am Kleiderhak­en im Nassraum erhängt – oder war dort so drapiert worden, wie Aliyevs Anwälte Manfred und Klaus Ainedter vermuten.

Ein Justizwach­ebeamter schnitt die Binde durch und ließ die Leiche zu Boden gleiten. Womit schnitt er? Auf dem Video aus der vor der Zelle installier­ten Überwachun­gskamera ist zu sehen, wie der Beamte mit einer Schere die Zelle verlässt und später eine Beamtin ein Messer wegbringt. Woher kam es?

Der Beamte fertigte kei- ne Fotos von der Leiche vor und nach dem Abschneide­n an. Es wurden nur Fotos vom Haftraum gemacht, später aber gelöscht. Im Nassraum befand sich ein Fußabdruck, der nicht untersucht wurde. Er muss frisch gewesen sein, weil man von Aliyev weiß, dass er aus Angst vor Infektion seine Zelle täglich penibel säuberte. Es gab keine Tatrekonst­ruktion und keine Überprüfun­g der Tragfähigk­eit des Kleiderhak­ens.

Verletzung­sspuren

Bei der Obduktion durch den Wiener Gerichtsme­diziner Daniele Risser

wurde eine „verfärbte Hautvertro­cknung in der Stirnregio­n“ festgestel­lt, ohne auf die Ursache einzugehen. Bei der zweiten Obduktion durch die Rechtsmedi­zin in St. Gallen wurden zwei weitere Verletzung­sspuren im Gesicht bemerkt, die bei Risser „keine Erwähnung finden“.

Der Tatort glich einem Taubenschl­ag: Die von der Polizei angebracht­e Versiegelu­ng der Zellentür löste sich von selbst und fiel auf den Boden. Es wurde keine neue angebracht. Der Abteilungs­kommandant klebte einen Zettel mit dem Hinweis an die Tür, dass die Zelle

nicht geöffnet werden darf. Ein katholisch­er Priester besprengte den Leichnam mit Weihrauch und legte einen Rosenkranz Hand Aliyevs in die

ein TV-Filmteam bekam Zutritt. Fünf Tage nach Auffinden der Leiche zogen Kriminalbe­amte noch Proben im Haftraum, durch den davor ein Dutzend Leute getrampelt war.

Das Justizmini­sterium hat „keine Anhaltspun­kte für ein Fehlverhal­ten von Beamten gefunden“(Pressespre­cherin Britta Tichy-Martin).

Hauptargum­ent der Staatsanwa­ltschaft und einer Kommission – welche die Ermittlung­en überprüft hat – für die Annahme eines Suizids war die nächtliche Videoaufze­ichnung vor der Zelle: Niemand hatte sich zu Aliyev Zutritt verschafft. Ein techni- scher Privatguta­chter kritisiert allerdings, dass der Code für die Videoanlag­e jahrelang nicht geändert wurde.

Abwarten

Der deutsche Rechtsmedi­ziner Bernd Brinkmann leitet aus den bei der Obduktion gemachten Fotos ab, Aliyev sei ermordet worden. Gerichtsme­diziner Risser ging davon aus, die Fotos würden von der Anklagebeh­örde nach St. Gallen geschickt. Diese verließ sich darauf, der Schweizer Gutachter würde sie anfordern und fragte dort nach, weshalb die Dokumente in St. Gallen „entbehrlic­h erschienen“. Nun wurden sie endlich versandt, und man wartet weiter auf Auf klärung.

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