Höllisch gut
Café Engländer. Stefan Ruzowitzky und Tobias Moretti plauderten beim Mittagessen über „Die Hölle“
Was herauskommt, wenn zwei Granden der heimischen Filmbranche erstmals gemeinsame Sache machen? Die Hölle. Genau das ist nämlich der Titel des neuen Actionthrillers, in dem Oscar-Gewinner Stefan Ruzowitzky Regie geführt und der neue „Jedermann“und siebenfache ROMY-Gewinner Tobias Moretti eine Hauptrolle übernommen hat. In dem Film wird die thaiboxende, türkischstämmige Taxifahrerin Özge durch Zufall Zeugin eines Mordes – und muss in der Folge selbst vor einem fanatischen Massenmörder f liehen. Tobias Moretti spielt den Polizisten Christian Steiner, der sich des Falles äußerst unwillig annimmt. „Er ist eigentlich ein Vollverlierer, der von seiner Frau verlassen worden ist und mit seinem dementen Vater zusammenleben muss“, beschreibt Moretti den, wie er selbst sagt, „verhaltensgestörten“Filmcharakter – und bestellt beim Kellner ein Obi g’spritzt. Und zwar im Café Engländer, in dem er sich gemeinsam mit Ruzowitzky zum späten Mittagessen eingefunden hat.
Das Kaffeehaus mit den schwarzen Tischen, den roten Vorhängen und den vielen Wandlampen, die das Lo- kal in ein warmes Licht tauchen, ist auch am frühen Nachmittag gut besucht.
Schnitzel mit Granden
Warum es die Künstler – bis dato eher unabhängig voneinander – immer wieder hierher verschlägt? „Weil man hier immer wen trifft“, sagt Ruzowitzky und ergänzt: „Nicht, dass man unbedingt ins Kaffeehaus geht, um wen zu treffen. Aber wenn man wen trifft, ist es immer lustig.“
„Weil ich ein leidenschaftlicher Kaffeehausesser bin“, sagt Moretti. „Das gibt’s bei mir in Tirol nicht. Am Land isst man im Gasthaus oder im Restaurant, nie im Café. Deshalb sind die besten Kaffeehäuser eben jene, in denen es was G’scheites zu essen gibt.“
Beim Kellner, der fast unbemerkt den Apfelsaft serviert hat, bestellt Moretti noch ein Schnitzel – mit Granden. In diesem Fall sind das Preiselbeeren. Für Ruzowitzky darf es nur ein Tee sein. Als Kaffeeverweigerer hält er sich auch an langen Drehtagen nur mit dem Aufgussgetränk munter. Dabei gilt die Regel: Am Vormittag Grüner Tee, bis 17 Uhr Schwarztee und danach nur mehr Kräuter- tee. „Sonst bin ich zu Hause zwar todmüde, kann aber nicht einschlafen“, gesteht er.
Bomben und Granaten
Einschlafen kann man im Kino bei „Die Hölle“mit Sicherheit nicht. Rund fünf Millionen Euro standen für die deutsch-österreichische Produktion zur Verfügung – und die hat Ruzowitzky für möglichst spektakuläre Actionszenen aufgewendet. Es gibt Verfolgungsjagden in der Innenstadt, Explosionen hinter der Uni und gleich mehrere brennende Menschen. Wieso ihm das wichtig war? „Unsere junge Generation lernt gerade, dass gutes, spannendes Entertainment aus Hollywood kommt. Meine Töchter würden nie freiwillig einen österreichischen Film anschauen. Das ist traurig und muss nicht sein. Ich glaube nicht, dass ein guter Film im Widerspruch zu einem kommerziell erfolgreichen steht.“
Moretti nickt. „Ich habe den Film vergangene Woche das erste Mal am Stück gesehen. Und ich bin richtig stolz.“Dabei war er nicht immer überzeugt gewesen. Zumindest nicht von seiner Rolle. Denn als das Angebot kam, lehnte Moretti ab. „AllegroFilm hat dann angerufen und erklärt, sie akzeptieren die Absage nicht.“Als Moretti das erzählt, muss Ruzowitzky grinsen. „Das hab ich dann wieder so spannend gefunden“, fährt Moretti fort, „dass ich mich doch mit ihnen getroffen habe. Und bevor ich’s gemerkt habe, waren wir mitten im Planungsprozess.“Was Ruzowitzky besonders freut: Nicht nur Moretti, auch dessen 17-jähriger Sohn ist vom Film begeistert. Die Botschaft scheint anzukommen: Auch Österreich kann Action.