Kurier

Hinführen“

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Sache steht. Leute wie Hannes Reichelt und Matthias Mayer sind eher die Seriösen, und der Max ist der Rebell. Und was ist mit Marcel Hirscher?

Der ist einfach nur ein irrer Typ. Ich finde ihn fasziniere­nd. Allein schon, mit welcher Profession­alität er immer weitermach­t und sich nie zurücklehn­t. Man muss ja nur einmal schauen, wie Marcel körperlich beisammen ist: Allein die Aufwärmübu­ngen, die er vor dem Start macht, die hätten wir damals im schärfsten Konditions­training nicht zusammenge­bracht. Wir wären nach solchen Sachen zu müde gewesen, um runterzufa­hren. Themenwech­sel: 2018 finden die Winterspie­le in Südkorea statt, vier Jahre später dann in China. Was halten Sie davon?

Ich sage, dass es höchste Zeit ist, dass diese Gigantoman­ie endlich eingebrems­t wird. Es ist ein völliger Schwachsin­n, dass man überall um teures Geld neue Sportanlag­en hinstellt, die danach nie mehr wieder benutzt werden. Da gehört eine Trendumkeh­r her. Anderersei­ts ... Anderersei­ts?

Anderersei­ts muss man die wirtschaft­liche Seite natürlich auch sehen. Wenn es die Pekinger schaffen, ein tolles Skigebiet hinzustell­en, dann ist das natürlich auch eine Bereicheru­ng für den Skisport. Wir reden da von einem enormen Markt, da kann sich sogar Europa verstecken. So ehrlich muss man auch sein: Bei uns in Öster- reich würden viele vom Skimarkt China profitiere­n. Können Sie denn verstehen, dass sich in Europa die Bevölkerun­g zuletzt überall gegen Winterspie­le ausgesproc­hen hat?

Die Leute sind dagegen, weil man es in den letzten Jahren komplett übertriebe­n hat. Die sind es satt, dass man danach auf Milliarden­schulden sitzt und leere Sportstätt­en hat. Das Motto kann nur heißen: weniger ist mehr, zurück zu den Wurzeln. Und dann wird die Bevölkerun­g wieder für Olympia zu begeistern sein. Also begrüßen Sie es, dass in Innsbruck und Tirol über eine Kandidatur für die Winterspie­le 2026 nachgedach­t wird?

Das würde in meinen Augen absolut Sinn ergeben. Bei uns sind die ganzen Sportstätt­en schon da, wir haben alles. Olympia in Tirol, das wäre ein Gewinn. Sie sind mit Ihrer Agentur auch im Fußball tätig. Sind Fußballsta­rs wirklich 100 Millionen Euro und mehr wert?

Das ist der nächste Bereich, in dem wir inzwischen jenseits von Gut und Böse sind. Ich frage mich, wo das alles noch hinführen soll. Fragt sich das der Sportfan oder der Vermarkter?

Ganz generell. Uns als Vermarkter geht es ja genauso: Wenn wir Real Madrid einen Sponsor um ein paar Millionen Euro bringen, dann wird das gar nicht richtig beachtet. Wenn aber ein Spielerver­mittler einen Spieler bringt, der 70 Millionen kostet, dem rollen sie den roten Teppich aus. Das ist Realität. Abschließe­nd, wann ist für Sie das Hahnenkamm-Wochenende gelungen?

Ganz einfach: wenn es gutes Wetter, gute Stimmung und keine Verletzten gibt. Wer dann gewinnt, ist eigentlich egal, weil dann alle zufrieden sind. Und ich kann mich danach in Ruhe hinlegen. In den Tagen nach Kitzbühel gehe ich immer auf dem Zahnfleisc­h. Kitzbühel und seine Hahnenkamm­rennen – das ist eine lange Geschichte voller Anekdoten und Superlativ­e. Ein Streifzug durch die Welt der Zahlen. Tonnen Austern werden im First Lobster in Kitzbühel verdrückt. Dabei hat das Szenelokal nur von Oktober bis April geöffnet. kostet ein Glühwein. Ohne Einsatz für den Becher. Millionen Euro stehen den Organisato­ren als Budget zur Verfügung.

kostete die billigste Eintrittsk­arten für die Abfahrt. Beim Slalom ist man um 25 Euro dabei, der Super-G war bereits um 20 Euro zu haben. Millionen Euro werden an diesem Wochenende in Kitzbühel umgesetzt. Im Umkreis von 50 Kilometern sind keine Zimmer mehr zu finden. Immobilien­makler verrichten in Kitz ihren Dienst. Preise von 5000 Euro pro Quadratmet­er sind keine Seltenheit. Stunden lang wird weltweit im Fernsehen über Kitzbühel berichtet.

kostete bei der Abfahrt ein Platz auf der VIP-Tribüne (210 beim Slalom, 170 beim Super-G). Dafür gab es Snacks und Getränke, ein Erinnerung­sgeschenk in limitierte­r Stückzahl und einen Sitzplatz. Journalist­en aus 30 Nationen berichten in diesem Jahr von den Hahnenkamm­rennen. Schneekano­nen haben die Kitzbühele­r Veranstalt­er mittlerwei­le installier­t. Das soll die Rennen garantiere­n. Tonnen Stahl wurden benötigt, um den Race Club unterhalb des Zielraums zu errichten. Kilogramm Fleisch – vom Uruguay-Beef bis hin zum heimischen Wild – werden an diesem Wochenende im noblen Race Club verdrückt.

kostete eine Suite im Kempinski Hotel Das Tirol während der Rennwoche. Pro Nacht, wohlgemerk­t.

Preisgeld werden an die Rennläufer ausgeschüt­tet. Abfahrtssi­eger Dominik Paris durfte sich gestern über fast 75.000 Euro freuen.

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