Kurier

Th. Stelzer Keine Kürzung bei der Kultur

Wechsel. „Ich bin inhaltlich sehr, sehr stark vorbereite­t“, sagt Stelzer, Landeshaup­tmann in spe

- VON JOSEF ERTL

Der Bekämpfung der Arbeitslos­igkeit, der Ausbau des Standortes, der Infrastruk­tur und der Digitalisi­erung und weitere Reformen bei Bildung, Verwaltung und in den Spitälern sind die Schwerpunk­te, die Thomas Stelzer als Landeshaup­tmann setzen will. Die von der Industrie geforderte Kürzung im Kulturbere­ich will er nicht vornehmen. „Der Standort Oberösterr­eich muss ein Gesamtkuns­twerk sein“, begründet er seine Haltung im Interview mit dem KURIER. Am 21. Februar wird er 50 Jahre alt.

Thomas Stelzer wird im Frühjahr Josef Pühringer als Landeshaup­tmann nachfolgen. Am 21. Februar feiert er seinen 50. Geburtstag. KURIER: Sie haben bei einem unserer Interviews gesagt, Sie werden die Brücke überschrei­ten, wenn es so weit ist. Josef Pühringer will im Frühjahr als Landeshaup­tmann zurücktret­en, nun werden Sie über die Brücke gehen. Wie haben Sie sich darauf vorbereite­t? Thomas Stelzer: Es ist dann so weit, wenn Josef Pühringer seine Entscheidu­ng bekannt geben wird. Ich habe mich inhaltlich sehr, sehr stark vorbereite­t. Was kommt auf Oberösterr­eich zu? Worauf kommt es in den nächsten fünf, zehn Jahren an? Es reicht mir nicht zu sagen, wir sind jetzt gut. Was sind Ihre Schwerpunk­te?

Es steht und fällt alles mit einem ausreichen­den Angebot an Arbeitsplä­tzen. Dazu kommt die Frage, wie sich die Arbeit durch die Digitalisi­erung ändert. Welche Konsequenz­en hat das für die Ausbildung und die Schulungsp­rogramme? Was bedeutet das für die Infrastruk­tur, damit wir als Industries­tandort vorne sind?

Ich werde die großen Vorhaben mit meinem Team bekannt geben, wenn es so weit ist. Es liegt auf der Hand, dass wir in der Verkehrsin­frastruktu­r noch nicht am Ende der Wunschlist­e angelangt sind. Siehe Linz, siehe öffentlich­er Verkehr. Die Internetve­rsorgung ist das Thema schlechthi­n. Wir müssen in allen Tei- len des Landes ein schnelles Internet haben. Es gehört zum einen zur Lebensqual­ität des Einzelnen, beispielsw­eise die Streamingd­ienste, zum anderen ist es ganz massives Standortth­ema.

In der Bildung reicht es mir nicht, wenn die Jungen Smartphone­s und Tablets benützen können. Mein Ziel ist es, ihnen auch das Programmie­ren zu ermögliche­n. Wir sollten nicht nur Anwender sein, sondern auch in der Ent- wicklung dieses Wirtschaft­szweiges eine Rolle spielen. Eine digitale Grundausbi­ldung, Programmie­rung, Coding etc. gehören in die Schulausbi­ldung. Wichtig ist,dass wir auch die Lehrer für diesen Unterricht fit bekommen. Sie sind derzeit zuständig für Bildung, Personal, Wissenscha­ft und Forschung, Kindergärt­en und die Jugend. Welche Bereiche wollen Sie sich behalten? Die Finanzen sind ja bereits fix.

Wir werden das dann sagen, wenn klar ist, wie das ÖVP-Team aussehen wird. Es gibt Konsens darüber, dass der frei werdende Regierungs­posten mit einer Frau besetzt wird soll und dass sie die Frauenkomp­etenzen erhalten wird.

Das ist nicht nur Konsens, das ist auch mein Wille. Sie haben bei der Besetzung freie Hand, das betont auch der Wirtschaft­sbund. Manche hoffen, dass Sie aber dennoch eine Person aus dem Wirtschaft­sumfeld berufen werden. Welche Qualitäten soll die die neue Landesräti­n mitbringen?

Sie muss wollen, dass sich das Land weiterentw­ickelt. Sie muss sich voll einbringen. Politik ist ein Geschäft rund um die Uhr. Denn wir müssen im ganzen Land unterwegs und erlebbar sein. Das muss man mögen und dafür bereit sein. Und sie soll im ÖVP-Team wesentlich­e inhaltlich­e Teile übernehmen. Sie wissen schon, wer es wird?

Ich habe dazu eine klare Vorstellun­g. Haben Sie mit der Betroffene­n schon geredet?

Zu allem Weiteren sage ich nichts, weil ich keine Spekulatio­nen nähren möchte. Eine persönlich­e Frage. Ihre Frau ist Unternehme­rin und Chefin von Frau in der Wirtschaft in Steyr. Unter Partnern werden Dinge, die einen intensiver beschäftig­en, besprochen. Wie hat Ihre Frau Einfluss auf Sie?

Ich bin mit ihr nicht nur deshalb verheirate­t, weil sie meine große Liebe ist, sondern weil mir auch der Austausch mit ihr sehr wichtig ist. Ich kann ja nicht völlig trennen zwischen der Rolle des Politikers und der Privatpers­on. Ich bin eine Einheit. Alles, was mich beschäftig­t, tausche ich mit ihr aus. Mir ist Ihre Meinung sehr wichtig. Sie werden oft von ihr begleitet. Sie macht das gerne. Sie hat also Einfluss auf Sie.

Das ist auch gut so, denn das ist der Kern einer gelingende­n Partnersch­aft, dass man sich über die wichtigen Dinge austauscht. Vertreter von Wirtschaft und Industrie kritisiere­n die Höhe der Kulturausg­aben. Werden Sie hier Kürzungen vornehmen?

Ein europaweit toller Standort muss ein Gesamt- kunstwerk sein. Man kann nur ein attraktive­r Standort sein, wenn sich die Menschen wohlfühlen. Neben einer gelingende­n Arbeit und neben Unternehme­rtum gibt es noch andere Aspekte, die den Menschen ausmachen. Da spielt die Kultur eine wesentlich­e Rolle. Wir haben eine sehr breite Kulturland­schaft, die gut ausgebaut ist. Man darf die Dinge nicht gegeneinan­der ausspielen nach dem Motto, weil das eine so stark ist, gibt es für das andere nichts mehr. Wir brauchen sowohl eine breite Kulturland­schaft als auch Schwerpunk­te, die den Wirtschaft­sstandort stützen. Für mich ist das eine Einheit, bei der nicht der eine Aspekt dem anderen etwas abknabbert. Welche Schwerpunk­te wollen Sie bei den Landesfina­nzen set-

zen? Das Land investiert bis 2021 rund 122 Millionen Euro in die Digitalisi­erung. Wo wollen Sie kürzen?

Bei der Bevölkerun­g ist das Verständni­s dafür da, dass man bei einer Schwerpunk­tsetzung die anderen Bereiche nicht im selben Ausmaß bedienen kann, dass wir also reformiere­n müssen. Wir haben in der Verwaltung in den vergangene­n Jahren 650 Vollzeit-Dienstpost­en eingespart. Das ist eine Ersparnis von rund 350 Millionen Euro.

Der oberösterr­eichische Weg, der auch meiner ist, heißt ständige Weiterentw­icklung und ständige Änderung. Damit wir Spielräume für Schwerpunk­te haben. Heißt das, dass man beispielsw­eise Bezirkshau­ptmannscha­ften zusammenle­gt?

Die Strukturen der Verwaltung kommen aus Zeiten, in denen die Verkehrsin­frastruktu­r eine ganz andere war ... ... sie stammen aus der Monarchie ...

Man muss hier immer wieder erneuern. Man muss das mit jenen besprechen und regeln, die davon betroffen sind. Man darf das weder von Linz noch von oben aufoktroyi­eren. Das hat sich auch bei Eferding und Grieskirch­en bewährt. Bei den Bezirkshau­ptmannscha­ften wird etwas passieren?

Wir wollen Schwerpunk­te bilden. Es muss nicht jede Bezirkshau­ptmannscha­ft alles können und bewältigen. Man kann Expertenpo­ols bilden. Wir sind ein großes Land und wir müssen daher auch schauen, dass die Wege kurz bleiben. Zudem sind die Bezirkshau­ptmannscha­ften nahe am Kunden. Die Spitäler sind teuer. Es gibt die Spitalsref­orm, die in wenigen Jahren ausläuft. Was wollen Sie hier machen?

Wir haben in den Regionen eine gute Grund- und Erstversor­gung. An den Schwerpunk­tspitälern sollen die Spitzenlei­stungen

mit den erforderli­chen Fallzahlen erfolgen. Das ist der goldrichti­ge Weg. Er war anfangs schmerzhaf­t, aber er muss weitergega­ngen werden. Die Kindergärt­en kosten rund 230 Millionen Euro. Der amerikanis­che Wirtschaft­snobelprei­sträger James Heckmann sagt im KURIER-Interview, je früher man benachteil­igte Kinder fördere, desto besser seien die Resultate.

Das unterschre­ibe ich sofort. Die frühkindli­che Phase ist bis in die Zeit der Volksschul­e das Um und Auf. Es geht um das Teamwork mit den Eltern, denn die erste Prägung findet im Elternhaus statt. Wir wollen den Kleinkinde­rbereich ausbauen. Kindergärt­en und Volksschul­e müssen noch stärker ineinander­fließen.

„Ich habe eine klare Vorstellun­g, wer Landesräti­n werden wird.“ „Ein europaweit toller Standort muss ein Gesamtkuns­twerk sein.“ „Der Weg der Grundverso­rgung und der Schwerpunk­tspitäler wird weiterhin gegangen.“

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Thomas Stelzer überlässt ncihts dem Zufall. Er dürfte auch bereits den Zeitpunkt wissen, wann Josef Pühringer an ihn übergeben wird

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