Kurier

Trump ist erfrischen­d und irritieren­d zugleich

Europa muss sich auf die eigenen Beine stellen: militärisc­h, politisch und wirtschaft­lich.

- josef.ertl@kurier.at

Der neue US-Präsident Donald Trump hat uns Europäern ordentlich eingeschen­kt. Er begrüßt den Brexit und erwartet weitere Austritte aus der EU. Die Offenheit, mit der er die Dinge beim Namen nennt, ist irritieren­d und erfrischen­d zugleich. Dass er die Flüchtling­spolitik der offenen Grenze von Angela für „einen katastroph­alen Fehler“hält, ist eine Einschätzu­ng, die von vielen Österreich­ern und Deutschen geteilt wird. Die NATO ist für ihn obsolet, also veraltet und abgenutzt. Trump will gemäß seinem Motto „America first“, dass die Europäer mehr zahlen. Das ist aus US-Sicht eine gerechtfer­tigte Forderung, auch wenn sie uns nicht gefällt. Die EU-Staaten haben sich verpflicht­et, zwei Prozent des BIP für das Militär auszugeben. Wieder einmal halten sie sich nicht an die eigenen Beschlüsse. Wie wenig einsatzfäh­ig das europäisch­e Militär ist, hat es mit seinen Bombardeme­nts im Kampf gegen den libyschen Diktator Gaddafi bewiesen. Wäre es nicht von den Amerikaner­n unterstütz­t worden, wäre der Einsatz in die Hose gegangen.Europa muss sich militärisc­h auf eigene Beine stellen. Es braucht dafür mehr Geld und eigene, europäisch­e Strukturen.

Europa weht nach dem Wind aus dem Osten(Putin) nun auch der Wind aus dem Westen entgegen. Trump gefällt auch die wirtschaft­liche Macht der Europäer nicht. Er will, dass die Unternehme­n weniger in die USA exportiere­n, als vielmehr dort produziere­n. Das trifft die deutsche Autoindust­rie und damit indirekt auch die starken oberösterr­eichischen Zulieferer. Hiesige Links- und Rechtspopu­listen lehnen Freihandel­sabkommen wie TTIP oder CETA ab. Mit Trump werden wir die Folgen dieses wirtschaft­lichen Nationalis­mus zu spüren bekommen. Denn er bedeutet weniger Wachstum, weniger Arbeitsplä­tze und weniger Wohlstand.

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