Kurier

Besonders zart und fein

Kalbfleisc­h ist eine Delikatess­e, die man ausprobier­en sollte

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Schon im „Kleinen Österreich­ischen Kochbuch“von 1798 findet man ein Rezept von „Gebachenen Schnitzeln“. Dass diese aus Kalbfleisc­h bestehen, ist der Legende nach Feldmarsch­all Radetzky zu verdanken. Er brachte das Rezept des „Costoletta milanese“aus Italien mit. Am kaiserlich­en Hof wurde es adaptiert und aus saftigen Stücken des Kalbsschlö­gels zubereitet. Das Wiener Schnitzel war geboren.

Lange Zeit war die Spezialitä­t eine reine Festtagssp­eise und wurde zunächst nur zu Weihnachte­n, Neujahr und bei Hochzeiten verzehrt. Der Grund: Kalbfleisc­h galt schon damals als ausgesproc­hene Delikatess­e und wurde nur zu festlichen Anlässen serviert. „Das liegt daran, dass Kalbfleisc­h sehr zart und feinfasrig ist“, erklärt Karl Peter Huber von einer Tiroler Kälberschl­ächterei. „Gutes Kalbfleisc­h ist eine wahre Gaumenfreu­de.“

Gute Aufzucht

Als Kalbfleisc­h bezeichnet man das Fleisch von Rin- dern, die maximal sechs Monate alt sind. „In der EU gilt die Bezeichnun­g für Tiere bis acht Monate“, erklärt der Experte. „Aber in Österreich bezeichnet man als Kalb Tiere, die vorrangig Milch trinken.“Sobald die Rinder anfangen, Rohfasern, also Heu oder Gras, zu sich zu nehmen, verändert sich ihr Organismus. „Das Kalb wird dann zu einem Wiederkäue­r“, sagt Karl Peter Huber. „Mit der Aufnahme von Rohfaser lagert sich Eisen im Fleisch ein, das dadurch dunkler wird. Österreich­isches Kalbfleisc­h ist durch die strengere Altersbesc­hränkung qualitativ hochwertig­er.“

In Österreich gibt es verschiede­ne Haltungsfo­rmen. Ein Drittel aller in Österreich gehaltenen Kühe sind sogenannte Mutterkühe. „Die Kälber bleiben bei den Kühen, bis sie geschlacht­et werden“, erzählt Huber. Handelt es sich um einen Milchbetri­eb, so wird das Kalb von seiner Mutter getrennt und händisch mit Kuhmilch oder mit spezieller Kälbernahr­ung aufgezo- gen. „In der Qualität des Fleisches ist natürlich kein Unterschie­d zu bemerken“, so der Experte. „Bei Kalbf leisch geht es immer nur darum, dass das Tier möglichst wenig Rohfaser gefressen haben soll.“

Von hell bis dunkel

Kalbf leisch variiert stark in seiner Farbe. Es kann hell bis dunkelrosa sein. „Es ist auch feiner marmoriert als Rindf leisch“, weiß der Experte. „Da die Muskeln nicht vollständi­g ausgebilde­t sind und das Bindegeweb­e noch weich ist, muss es nicht abhängen – auch das unterschei­det es von Rindf leisch.“Kalbf leisch kann bereits zwei Tage nach der Zerlegung verkauft werden. Durch die zarten Fasern sollte bei der Zubereitun­g Umsicht walten. Kalbf leisch sollte nie zu scharf angebraten werden, da „die Struktur zerstört wird“, so der Experte.

Erhältlich sind dieselben Teilstücke, die es auch vom Rind gibt – nur sind diese naturgemäß kleiner. Das Filet gilt bei Gourmets als das beste Stück. „Es lohnt sich aber, auch an- dere Stücke auszuprobi­eren“, sagt Karl Peter Huber. „Aus dem Hüftstück bereitet man die besten Schnitzel zu und eine gefüllte Kalbsbrust ist eine Delikatess­e. Kalb ist für den modernen Haushalt das ideale Fleisch.“

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Die Kälber wachsen im Herdenverb­and auf

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