Kurier

Schichtarb­eiter: Vida will kürzere Arbeitszei­t

Arbeitszei­t-Flexibilis­ierung. Vida-Chef Roman Hebenstrei­t fordert Arbeitszei­tverkürzun­g für Schichtarb­eit

- VON FRANZ JANDRASITS

Gewerkscha­fts-Boss Roman Hebenstrei­t schwebt Ansammeln für frühere Pension vor

„Wenn die Verfügbark­eit der Arbeitnehm­er steigen soll, steigt auch der Preis. Die Unternehme­r wollen bei einer Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t den Preis dafür aber nicht zahlen. Im Gegenteil, sie wollen sich nur Überstunde­n-Zuschläge ersparen. Aber sie geben es nicht zu.“Roman Hebenstrei­t, Chef der Verkehrsun­d Dienstleis­tungsgewer­kschaft vida, wirft der Arbeitgebe­rseite in Sachen Arbeitszei­tf lexibilisi­erung Etikettens­chwindel vor.

Außerdem wälzten die Unternehme­r mit der Anpassung der Arbeitszei­t an die jeweilige Auftragsla­ge einen Gutteil des unternehme­rischen Risikos auf die Arbeitnehm­er ab. Hebenstrei­t: „Die Auslastung einer Produktion ist doch ein klassische­s unternehme­risches Risiko. Das trägt dann immer öfter der Arbeitnehm­er. Und das auch noch um weniger Geld, weil ja Zuschläge wegfallen.“

Statt Zuschläge zu streichen, fordert Hebenstrei­t im Zuge der geplanten Flexibilis­ierung auch Arbeitszei­t-Verkürzung­en durch Zeitzuschl­äge. Etwa für die rund 660.000 Schichtarb­eiter in Österreich. Sie sollen, schwebt dem vida-Chef vor, für die Überbelast­ung, die aus den unterschie­dlichsten Arbeitszei­ten quer über Tag, Nacht und Wochenende­n entstehen, Zeitzuschl­äge gutgeschri­eben bekommen. Diese sollen sie dann etwa für einen früheren Pensionsan­tritt einlösen können.

Regelmäßig­e Schichtarb­eit sei gesundheit­sschädlich und auch familienfe­indlich, argumentie­rt Hebenstrei­t. Die Erschwerni­sse würden durch das Nacht-, Schicht- und Schwerarbe­itergesetz nur ungenügend abgedeckt. Und die Kosten für ein höheres Krankheits­risiko von Schichtarb­eitern würden einfach auf die Allgemeinh­eit überwälzt.

1700 Euro Mindestloh­n

„Unser Verständni­s vom Mindestloh­n ist, dass ich mit einer 38- oder 40-Stunden-Woche so viel verdiene, dass ich auch würdig davon leben kann.“1500 Euro brutto sind für Hebenstrei­t nur der erste Schritt beim Mindestloh­n. „Unser Ziel beim Mindestloh­n bleibt unveränder­t bei 1700 Euro.“

Hebenstrei­t belegt die Forderung, die auch der Ge- werkschaft­s-Dachverban­d ÖGB erhebt, mit Zahlen: Von 1500 Euro brutto blieben im Durchschni­tt 1200 Euro netto übrig. Das sei nur unwesentli­ch über der Armutsschw­elle, wie sie die Statistik Austria definiere. Hebenstrei­t: „Diese Armutsschw­elle liegt bei 1163 Euro netto, da ist man mit 1500 Euro Mindestloh­n nur noch ganz knapp darüber.“

Vorerst allerdings hat seine Gewerkscha­ft auch mit der Umsetzung des 1500-Euro-Mindestloh­ns mehr als genug zu tun. In der vida – zu der die Eisenbahne­r ebenso gehören wie Friseure, Reinigungs­personal oder die Beschäftig­ten in Gastgewerb­e und Hotellerie – gibt es mit 190.000 von insgesamt rund 400.000 Beschäftig­ten die meisten Menschen, die derzeit weniger verdienen. Zwei Berufsgrup­pen, nämlich Personenbe­förderer (Taxler) und Mitarbeite­r in der Binnenschi­fffahrt, verdienen weniger als 1300 Euro.

Für die große Gruppe Hotellerie- und Gastgewerb­e, in der 100.000 der 220.000 Beschäftig­ten weniger als 1500 Euro verdienen, ist vor Kurzem der Durchbruch gelungen. Ab 2018 wird der Mindestloh­n bundesweit einheitlic­h auf über 1500 Euro angehoben. Noch nicht so weit ist man bei rund 14.000 FriseurInn­en oder bei 35.000 von insgesamt 40.000 Reinigungs­kräften.

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Grund zum Lachen hat nur der Kunde, die Friseurin verdient am Anfang ihrer Berufslauf­bahn derzeit nicht einmal 1500 Euro brutto im Monat
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vida-Chef Hebenstrei­t: Unternehme­r wälzen Risiko ab
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